Bad Oeynhausen. Oben einhängen und unten festmachen. Was sich so einfach anhört, ist in der Realität harte Arbeit. Denn das erste Stahlseil für die Werrebrücke der Nordumgehung zwischen Dehme und Rehme ist rund vier Tonnen schwer und knapp 21 Meter lang. Gestern haben Fachleute aus Tschechien damit begonnen, die Seile in die Autobahnbrücke einzuhängen.
Mit einem Seil haben die Arbeiter gestern begonnen. "Ab Montag wollen wir die Schlagzahl erhöhen", sagt Erling Thommesen von der ausführenden Baufirma MCE aus Österreich. Dann sollen zwei Seile pro Tag montiert werden. Von insgesamt 24 allein in Bad Oeynhausen. Eins kostet etwa 100.000 Euro.
Die Montage ist ein wenig knifflig. Die Stahlseile sind zwar kürzer als bei anderen Hängebrücken, aber dicker und deshalb ziemlich unbeweglich. In Bad Oeynhausen misst das längste Seil 24 Meter.
Um diese Stränge an Ort und Stelle zu bekommen, hat Erling Thommesen eigenes Werkzeug anfertigen lassen. Es ist eine Art Stahlkasten, der wie ein Teleskoparm seine Länge verändern kann, er nennt es Seil-Traverse. Darin wird das 15 Zentimeter dicke Stahlseil eingehängt und mit zwei schweren Autokränen in die Hängeposition befördert.
Konstrukteur dieses 12.000 Euro teuren Werkzeugs ist Mathias Partzer. Während die Kranführer die Traverse hochziehen, schaut der Ingenieur zu. Eingreifen ist jetzt zu spät. Das Werkzeug muss funktionieren.
Und das tut es. Die Kräne heben das vier Tonnen schwere Seil an und ziehen es in die Position. Oben am Pylon wird das Seil mit dem Stahlkopf eingehängt. Eine halbe Drehung nach links, dann wieder eine halbe Drehung nach rechts und das Seil kann nicht mehr aus dem Pylon rutschen.
Unten dauert es dann ein bisschen länger. Auf das riesige Gewinde kommt eine riesige Mutter und es dauert schon ein paar Stunden, bis die festgeschraubt ist. Wenn die Fahrbahn in der Mitte der Brücke mit Beton ausgegossen worden ist, werden die Seile auf Spannung gezogen. "Das Seil wird gereckt", sagt Thommesen. Und zwar auf beiden Seiten der Pylone gleichzeitig.
2.100 Tonnen ziehen jeweils an einem Ende der Stahlseile. "Das können sie aushalten", sagt Tobias Fischer, der Projektleiter der Nordumgehung. Die Seile sind darauf ausgelegt. Sie kommen aus einer Spezialfirma in Gelsenkirchen-Schalke. Die nächsten 100 Jahre werden sie auf Zug sein.