Löhne. Vladimir Stumpf und Vladimir Klitschko verbindet nichts anderes als ihre Vornamen. Denn mit der Faust eines Boxers könnte Stumpf die Betonpumpe auf der Nordumgehungsbaustelle wohl nicht bedienen. Mit feinen Fingern steuert er die Fernbedienung der Betonpumpe und sorgt dafür, dass der Beton zu den richtigen Stellen im Fundament fließt, während seine Kollegen ihn verteilen.
14 Leute auf der Baustelle sorgen dafür, dass eines der größten Einzelfundamente an einer Autobahnbrücke in OWL betoniert wird. "Die Betonage wird mindestens 24 Stunden dauern", sagt Tobias Fischer, Projektleiter für die Nordumgehung bei Straßen NRW.
Die Betonarbeiten am Fundament dürfen nicht unterbrochen werden. Und so lösen sich die Betonmischer im fliegenden Wechsel auf dem Baufeld ab. Rückwärts fahren sie an eine der beiden Betonpumpen und kippen die dickflüssige Masse in die Pumpen. "Wenn wir nicht fortlaufend betonieren würden, dann würden sich die Betonschichten nicht ausreichend miteinander verbinden", erklärt Tobias Fischer.
Die Firma Dörgeloh mit Sitz an der Brückenstraße ist eines von drei Unternehmen das den Beton für die Fundamente liefert. "Einen Auftrag in dieser Größenordnung innerhalb von kurzer Zeit abzuwickeln, ist eher selten", sagt Peter Henrich von der Firma Dörgeloh. Allerdings stoße das Unternehmen noch lange nicht an seine Kapazitätsgrenzen. "Das ist für uns Tagesgeschäft. Dafür reicht unsere Kapazität problemlos."
Und so bleibt auch Dörgeloh-Mitarbeiter Vladimir Stumpf ganz entspannt an der Fernbedienung seiner Betonpumpe, während seine Kollegen unter anderem mit Rüttelflaschen über das Stahlgitter gehen und diese immer wieder in den Beton stecken, um ihn durch Bewegung zu verdichten.
Projektleiter Tobias Fischer steht zufrieden am Rand des Fundaments, das in die Werre hineinragt. Der Bau der Brücke sei eine planerische und bauliche Herausforderung. "In Deutschland gibt es nur zwei Schrägseilbrücken, in Bremen und in Halle, die in Größe und Komplexität mit der in Löhne vergleichbar sind", sagt Fischer. Entsprechend anspruchsvoll sei die Aufgabe zum Beispiel auch für Statiker. "Da gibt es nur eine Hand voll Ingenieure in Deutschland, die das können."
Michael Ressel vom Ingenieurbüro HIG überwacht für Straßen NRW alle Arbeiten rund um den Betonbau auf der Baustelle. Er ist froh, dass die Fundamente an der Werre bald gegossen sind. "Dann kann uns das Wasser nichts mehr anhaben."
Die Werre hat in den vergangenen Monaten immer wieder mal für brenzlige Situationen gesorgt. "Bei einem Hochwasser stand die Werre 30 Zentimeter unterhalb der Spundkante. Und aus dem Fundamentkasten am anderen Ufer haben wir zum Teil 90 Kubikmeter Wasser pro Stunde gepumpt, weil es zwischen den Spundwänden durchdrückte", sagt der Ingenieur.
Wenn alles nach Plan läuft, wird Ende November das Fundament auf der anderen Werreseite betoniert. An beiden Fundamentkästen wird nach dem Betonieren die Arbeit zunächst ruhen. Der Beton braucht 90 Tage, bis er komplett ausgehärtet ist.