Löhne. Gefunden haben sie noch nichts. Jedenfalls keine historisch
wertvollen Überreste der Blutwiesenschlacht. Manfred Schorn schüttelt den Kopf. "Nee, das wäre ja noch schöner", sagt der Polier. Seit einer Woche laufen die Bauarbeiten für die Nordumgehung auch in Löhne auf Hochtouren. Die NW hat die Baustelle am Schierenbrink besucht.
Im Minutentakt rollen die Lastwagen auf den Acker an der Blutwiese und schaffen Boden ran. Auf der Nordseite der Werre wächst so ein neuer Deich aus dem Feld. Der Boden stammt von der Nordumgehungsbaustelle in Bad Oeynhausen, erklärt Polier Manfred Schorn. Mit der Raupe wird er verteilt, mit einer Fräse mit Kalk und Zement vermischt und schließlich mit einer Walze geplättet.
Wenn der Wall fertig ist, muss er drei Monate ruhen. Erst danach können hier die Widerlager der Autobahnbrücke über die Werre entstehen. "Der Boden muss sich setzen", sagt Polier Manfred Schorn.
Nur etwa 20 Zentimeter tief hat die Fräse den Boden auf dem Gohfelder Acker durchpflügt. Schorn: "Das ist Pflug-Tiefe." Und damit für Blutwiesenschlacht-Archäologen bisher eher uninteressant. Der Großteil der Erde kommt aus der Nachbarstadt.
Rund 10.000 Kubikmeter Boden bewegen die Bauarbeiter auf der Baustelle in Gohfeld. Das ist auf den ersten Blick ziemlich viel. Doch Tobias Fischer vom Amt Straßen NRW sagt: "Das ist relativ wenig." Er setzt die Zahl ins Verhältnis zu dem Gesamtvolumen: Etwa eine Million Kubikmeter Boden werden bei dem Bau der Nordumgehung insgesamt bewegt. Das bisschen Boden für den Dammbau zu Gohfeld ist da nur ein Klacks.
Die Vögel über der Baustelle sehen das anders. Mehrere Krähen lauern ganz in der Nähe der großen Erdhügel und warten offenbar auf fette Beute. Doch sonderlich erfolgreich sind sie nicht. Immer wieder bewegen Lastwagen, Raupe, Fräse und Walze den lehmigen Boden.
Einer der Bodenbeweger ist Klaus Wind. Er sitzt in der Raupe und
verteilt Erde. Auf die Frage, ob ihm dabei etwas außergewöhnliches
aufgefallen sei, schüttelt er den Kopf. Doch dann fällt ihm noch etwas ein. Letzte Woche, erzählt er, hat er doch etwas gefunden: zwei Steine. Jeder so groß wie ein Auto-Rad. Mit der Raupe ist er dagegen gefahren. Wind hat die kleinen Findlinge aus dem Damm geschubst. "Besser so, bevor die unter die Fräse kommen", sagt er.
Rund 1.000 Kubikmeter kann seine Raupe pro Tag verschieben. Doch so schnell wie Wind den Boden verteilt, kommt der gar nicht nach. Immer wieder muss die Raupe auf den nächsten Lastwagen warten. Die Pausen haben einen einfachen Grund: Lkw-Fahrer müssen ihre Lenkzeiten beachten. Wenn der Lastwagenfahrer ruhen muss, kommt kein Nachschub.
Und das bedeutet Zwangspause auf der Raupe.
In der Zwischenzeit ruht die Baustelle jedoch nicht. Sehr zum Leidwesen der Krähen. Die schwarzen Vögel hüpfen immer wieder los und werden immer wieder verscheucht. Diesmal von der Walze. Drin sitzt der 27-jährige Florian Engel. "Das ist mein erster Autobahnbau", sagt der Walzen-Fahrer. Wo er drüberfährt, vibriert die Erde und schrumpft um die Hälfte. Engel verdichtet den Boden, damit die Brücke später auf festem Boden steht.
Vom Werredeich aus ist das Spektakel weitaus weniger spektakulär. Noch haben Spaziergänger und Radfahrer hier freie Fahrt. Immer wieder bleiben Neugierige stehen und schauen auf die Baumaschinen. Ab nächster Woche wird der Deich halbseitig gesperrt. Aber nicht vor dem Weinlauf am kommenden Sonntag. Tobias Fischer: "Den warten wir noch ab."