Bad Oeynhausen/San Francisco. Es ist ein kleiner Rekord. Zumindest für Daniel Guhr. Gleich 19 Mal zog der 38-Jährige in den vergangenen 16 Jahren zwischen Deutschland, England und den USA hin und her. "Das Leben hier in Amerika erfordert viel Flexibilität", sagt Guhr. So seien er und seine Frau Erin in den vergangenen zwei Jahren zweimal über eine Entfernung von 800 Kilometern umgezogen. "Und das mit nur zwei Wochen Vorlauf."
Bereits direkt nach der Schulzeit zog es Daniel Guhr in die weite Welt. Nach Abitur am IKG (1987) und dem Wehrdienst in Minden folgten Studien in Bonn (Politikwissenschaft und Geografie), Harvard und Oxford. "Politikwissenschaft in Harvard, Abschluss mit dem Master an der Brandeis University und danach Oxford", zählt Guhr auf. Nach vier Jahren erwarb der 38-Jährige dort einen Master?s Degree in Bildungsforschungsmethodik und promovierte parallel dazu. "Mein Studium habe ich unter anderem durch ein Dutzend Stipendien finanziert."
Daniel Guhr hat inzwischen seine Heimat in Amerika gefunden. War er zuerst noch als Strategieberater in San Francisco tätig, führt der gebürtige Bad Oeynhausener seit drei Jahren seine eigene Firma. "Ich war mehr als 300 Tage im Jahr weltweit unterwegs und kam auf 172 Flüge", erinnert er sich an die Zeit vor 2002. Es sei eine interessante und lehrreiche Zeit gewesen. "Aber einfach eine nicht langfristig durchhaltbare Belastung." Noch immer ist Daniel Guhr viel geschäftlich unterwegs. "Mittlerweile aber nicht mehr so oft. Nur noch die Hälfte des Jahres", sagt er schmunzelnd. Dabei kommt er auch bis zu zehn Mal im Jahr in seine Heimatstadt am Wiehen zurück. "Dann besuche ich meinen Vater, Nachbarn, ehemalige Lehrer und mein Patenkind", zählt Guhr auf.
Seine Firma in Kalifornien hat Daniel Guhr nach vorne gebracht. Mehr als 30 Mitarbeiter zählt seine "Illuminate Consulting Group", die im Wissenschaftsbereich Universitäten, Regierungen und Fördereinrichtungen berät.
Vor drei Jahren hat Daniel Guhr seine große Liebe in den USA geheiratet. Seine Frau Erin, gebürtige Kalifornierin, arbeitet als Managerin im Hauptquartier von Yahoo!, dem Internetportal. "Die Hochzeit mit meiner Frau ist ein Beispiel für die kulturellen und sozialen Unterschiede zwischen Bad Oeynhausen und Kalifornien", sagt Daniel Guhr. So sei die Familie seiner Frau mormonischen Glaubens, er selbst lutherisch. "Viele unserer Freunde sind jüdisch oder katholisch." Die Hochzeit war zweisprachig ?" deutsch und englisch ?" und Daniel Guhrs Vater Ekkehard übernahm als Pfarrer den deutschen Teil der Trauung. "Getraut wurden wir in einer katholischen Kirche." Weil die ausgewählte Kirche aufgrund eines Rohrbruchs komplett unter Wasser stand. "Die problemlose Überlassung einer Kirche ist hier nicht ungewöhnlich sondern sogar eher normal."
Fünf der vergangenen zehn Jahre hat Daniel Guhr in der San Francisco Bay Area gelebt. "San Francisco wird zu den schönsten Städten der Welt gezählt." Zu Recht wie der 38-Jährige findet. Biete sie doch unvergleichliche Panoramen wie die Golden Gate Bridge, die Bay Bridge oder die Lombard Street. Nördlich liegen die bekannten Weinanbaugebiete Napa und Sonoma: "Abseits der touristischen Pfade kann man wunderschöne Weingüter am Russian River besuchen oder Wale an der Point Reyes Halbinsel betrachten."
Daniel Guhr gerät ins Schwärmen wenn er von seiner derzeitigen Heimat spricht. "Amerika ist ein Land mit wenig Garantien, aber immer noch unbegrenzten Möglichkeiten", sagt er. Kalifornien belohne Leistung und Mut zum Risiko ohne Ansehen der Herkunft einer Person: "Eine überaus erfolgreich funktionierende Formel für eine dynamische und wohlhabende Gesellschaft."
Und trotzdem zieht es ihn ?" der vor kurzem amerikanischer Staatsbürger wurde ?" weiter in die Welt hinaus. Nach Australien soll es 2007 gehen: "Geschäftlich verbringe ich viel Zeit dort und so wollen wir dorthin umziehen." Denn irgendwie sei er ein klein wenig in der ganzen Welt zuhause. "Meine Firma habe ich bisher kurzerhand immer ,mitgenommen?."