Bad Oeynhausen/Kigali. Zwei, drei Telefonate, dann war alles klar. Christian Barnbeck hatte den Zuschlag für Lehrstunden in Musasa Ruli. Englisch und Geschichte hat er an der Sekundarschule und im Waisenhaus in Ruanda unterrichtet. Daneben blieb Zeit für Jobs in der Hauptstadt Kigali.
Sechs Monate hat sich der 19-Jährige Land und Leute angeschaut. Und dabei festgestellt, dass längst nicht alles in dem Land so positiv ist, wie es die Fassade glauben lässt.
Im September hob der Flieger gen Ruanda ab. Vier Monate Musasa Ruli (dort steht die Partnerschule des Schulzentrums Süd) und zwei Monate Kigali lagen vor Christian Barnbeck. "Ich habe in Ruli im Gemeindezentrum gewohnt bei den Priestern. Hatte aber eine eigene Hütte", erzählt er. Das war durchaus ein Erlebnis für sich: "Es gab immer mal wieder keinen Strom, kein fließend Wasser", sagt er lachend.
Sechs Wochen, dann musste Barnbeck raus: "Ich brauchte wieder Zivilisation", gibt er zu. In Ruli sei ihm alles irgendwie zu klein geworden. Also düste er für drei Wochen nach Kigali. Jobs im Supermarkt oder Stadtführungen für die Clinton-Foundation gaben dem 19-Jährigen einen Einblick in das typische afrikanische Leben.
Wieder zurück in Musasa Ruli siegte bei Christian Barnbeck die Langeweile: "Es gibt in Ruli einfach keine Jobs", sagt er. Drei Wochen Ausspannen, dann ging?s doch wieder in die Schulklasse. Diesmal allerdings im Waisenhaus. "Bis ich Anfang des Jahres aus Krankheitsgründen nach Kigali musste."
Und damit das Kapitel Ruli beendete. "Ruli ist schön. Aber es ist halt ein winziges kleines afrikanisches Dorf, katholisch und total konservativ", beschreibt er seine Eindrücke. Und jeder weiße Gast werde ständig "belagert": "Das kann einen irgendwann wirklich nerven", gibt er zu. Auf der einen Seite hätte sich das Örtchen gut entwickelt, auf der anderen Seite aber hätten die Menschen auch das Fordern gelernt.
Viele gute Dinge hat der Bad Oeynhausener in Ruanda kennengelernt. Aber auch gesehen, dass viele nur Fassade ist: "Die sind mitnichten dort auf dem Weg zur Demokratie. Ruanda ist immer noch ein autoritärer Polizeistaat." In dem immer noch der Hass zwischen den Tutsi und Hutu schwele. "Hinzu kommt, dass der Präsident Kriege gegen den Kongo angezettelt hat, die kaum bekannt geworden sind." Da gehe es in erste Linie um Diamanten.
Auch wenn Christian Barnbeck der Blick hinter die Kulissen in seinen sechs Monaten Ruanda erschüttert und erschreckt hat ?" hinfahren würde er trotzdem jederzeit wieder: "Von mir aus könnte der Flieger sofort starten", sagt er lachend.