Zwangsversteigerung: Haus in Minden-Lübbecke wurde auch durch Polizeieinsatz bekannt

Rahden. "Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten – verkauft!": So geht es normalerweise bei einer Versteigerung. Der Zuschlag blieb dem einzigen Bieter im Rahdener Amtsgericht jetzt jedoch noch versagt. Geboten hatte er bei der Zwangsversteigerung auf ein – so die Ankündigung – &bdquo;Einfamilienhaus, land- und forstwirtschaftliches Grundstück in Stemwede, Verkehrswert: 225.000 Euro“. Das zum Objekt gehörende Fachwerkhaus von 1816 ist in der Liste der Baudenkmäler in Stemwede eingetragen. Aber auch aus anderen Gründen ist das Objekt in der Vergangenheit bekannt geworden. Laut Wertgutachten handelt es sich bei dem Objekt um ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen mit 19.384 Quadratmetern Fläche - bebaut mit Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Stallanbau, Scheune, Gästehaus und Hundezwingern. Das Erdgeschoss umfasse auf 240 Quadratmetern zehn Zimmer mit großer Diele, Küche und Bad, schreibt der Sachverständige für Grundstücksbewertungen in seinem Exposé aus November 2022. Im Dachgeschoss würden sich auf 56 Quadratmetern drei weitere Zimmer befinden. Der bauliche Zustand des im Außenbereich gelegenen Objektes sei mäßig. Gläubiger lehnt Anträge der Eigentümerin ab Das Zwangsversteigerungsverfahren wurde durch die Sparkasse Osnabrück betrieben. Die Eigentümerin hat aber wohl nicht nur dort Schulden, sondern offenbar auch Steuern und Grundbesitzabgaben beim Land NRW und der Gemeinde Stemwede nicht vollständig bezahlt. Das lassen bestehende Sicherungshypotheken und entsprechende Anmeldungen vermuten. Die Eigentümerin und deren Rechtsanwalt waren bei der Versteigerung nicht anwesend. Sie hatten jedoch im Vorfeld in einigen Punkten Abweichungen von den gesetzlichen Versteigerungsbedingungen beantragt. &bdquo;Wir lehnen das ab“, sagte der Sparkassenvertreter. Was die Polizei in dem Haus suchte Bekannt ist das Gebäude nicht nur wegen des Denkmalschutzes. 2017 fand dort eine Hausdurchsuchung durch die Polizei statt. Der Bewohner hätte gut zwei Dutzend Schusswaffen abgeben müssen, nachdem ihm der Besitz und der Erwerb verboten worden waren. Bei der Hausdurchsuchung waren lediglich erlaubnisfreie Waffen sowie eine einzige nicht registrierte scharfe Waffe und Munition gefunden und sichergestellt worden. Der Stemweder ist laut einer damaligen Auffassung des Verwaltungsgerichts Minden &bdquo;waffenrechtlich unzuverlässig“. Laut einem Beschluss des Verwaltungsgerichtes Minden sollte er die Waffen abgeben, weil das Gericht für den Besitz &bdquo;kein Bedürfnis“ mehr sah. Der Mann habe keine Nachweise vorlegen können, dass er immer noch als Jäger oder Sportschütze aktiv sei. Darüber hinaus sei er der Reichsbürgerszene zuzuordnen, was der Stemweder bestreitet. Der Verbleib seiner Waffen ist bis heute ungeklärt. Ein Interessent gab ein Gebot Das Interesse an dem Objekt hielt sich bei der Zwangsversteigerung in Grenzen. Selbst der einzige Interessent hatte zunächst kein Gebot abgeben wollen. Nach einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Sparkassenvertreter entschied sich der Bad Essener jedoch anders. Er bot 135.000 Euro. Damit war die beim ersten Termin erforderliche Wertgrenze von 5/10 (112.500 Euro) überschritten, andernfalls hätte der Rechtspfleger den Zuschlag versagen müssen. &bdquo;Von unserer Seite gibt es den Zuschlag“, sagt der Sparkassenvertreter. Als Gläubiger hätte die Sparkasse das Recht beim ersten Termin alle Gebote unter der Wertgrenze von 7/10 (157.500 Euro) abzulehnen. Rechtspfleger Schwittay erklärte jedoch, er könne den Zuschlag heute noch nicht erteilen, und verwies auf vorliegende Anträge und Beschwerden der Eigentümerin. Der Zuschlag oder die Ablehnung wird an einem gesonderten Termin verkündet und den Beteiligten mitgeteilt. Was der Rechtspfleger vermutet Insgesamt sei die Zahl der Zwangsversteigerungen derzeit eher gering – wie in den letzten zwei Jahren, berichtete Rechtspfleger Schwittay. Ursache dafür sei, dass Objekte entweder freihändig verkauft oder wegen Corona einige Termine nicht stattfinden konnten. &bdquo;Viele Eigentümer haben ihre Gebäude im Vorfeld freihändig veräußern können mit Geboten, die sogar über dem ermittelten Verkehrswert lagen“, erläutert Schwittay. Das Interesse an Gebäude sei groß gewesen. Komme es zu einer Zwangsversteigerung, erhielten relativ normale Objekte oftmals bereits im ersten Termin einen Zuschlag. &bdquo;Es sei denn der Zustand ist so schlecht, dass niemand sie wollte“, erklärt Schwittay. In Zukunft werde die Zahl der Zwangsversteigerungstermine wohl wieder zunehmen, vermutet der Rechtspfleger mit Blick auf steigende Preise und Zinsen.

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