Verkehrsberuhigung nahe einer Kita entzweit Stemweder Dorfgemeinschaft

Stemwede. Verkehrsberuhigungen sorgten vorigen Sommer in Levern und Niedermehnen für Diskussionen. Eine Maßnahme in Levern hatte ein Nachspiel im Rat der Gemeinde. Die Aufpflasterungen im Bereich der Kita in Niedermehnen sorgen bis heute für Zwist in der Dorfgemeinschaft. Nun macht ein neues Gerücht im Dorf die Runde. Müssen die Huckel zurückgebaut werden?Mit Aufpflasterungen war im Leverner Ortskern eine schmale Straße in Höhe eines einzelnen Grundstücks verkehrsberuhigt worden. Anlieger anderer Grundstücke berichteten, dass mit ihnen niemand über die "Huckel" gesprochen habe und dass es anders als von der Gemeinde Stemwede behauptet auch keine Tempo-Messungen gegeben habe.Politik stritt wegen der "Huckel"Im Ausschuss hatte diese Verkehrsberuhigung im vorigen September für Diskussionen gesorgt. Die Verwaltung behauptete, solche Baumaßnahmen seien ihr laufendes Geschäft. Die SPD widersprach und zitierte entsprechende Urteile von Verwaltungsgerichten. Die Grünen sprachen von einem "Geschmäckle". Anders sieht die Lage in Niedermehnen aus. Seit gut 25 Jahren gibt es an der Straße Mehner Dorf die AWO-Kindertagesstätte. FDP-Ratsherr Wolfgang Fricke wohnt in der Nachbarschaft. Im Januar des Jahres 2020 hatte sich Fricke darüber beklagt, dass im Bereich von Kita und der benachbarten Lebenshilfe das Tempo nicht von bislang 50 auf noch 30 Stundenkilometer gesenkt werden könne. Laut Kreisverwaltung gehe das nicht, weil Niedermehnen nicht als geschlossene Ortschaft mit gelben Ortsschildern ausgewiesen sei. Tempo-Limit nur mit BaumaßnahmenRaser seien eine Gefahr für die Kita und die Lebenshilfe, hatte Fricke erklärt. Darauf hatte auch die Kita hingewiesen und Frickes Bedenken geteilt. Dann gab es neue Hinweise aus dem Kreishaus. Tempo 30 sei machbar, wenn das mit baulichen Maßnahmen verbunden werde. Damit stand dann das Thema Aufpflasterungen im Raum und mögliche Varianten stellte die Verwaltung im September 2020 bei einem Ortstermin der Politik vor. Die Kosten wurden mit gut 40.000 Euro beziffert. Wenige Tage später hatten Niedermehner Landwirte beklagt, dass sie bei den Gesprächen über die Aufpflasterungen ausgeschlossen gewesen seien. So sei etwa nicht ein einziger Vertreter der Landwirte zum Ortstermin des Betriebsausschusses eingeladen gewesen. Warum Landwirte sauer warenSauer waren die Landwirte, dass sie nicht über die geplanten Bodenschwellen informiert worden seien. &bdquo;Es wurde entschieden, ohne uns ins Boot zu holen“, sagten kurz vor der Kommunalwahl im September 2020 Hendrik Lahrmann und Christian Wehdebrock. &bdquo;Von baulichen Maßnahmen wussten wir nichts.“ Wenn es seit Juni eine Zeichnung gebe, warum man dann nicht frühzeitig mit den Landwirten gesprochen habe, um eine Lösung zu finden, fragten sie damals.Die Bodenwellen sind da, Tempo 30 auch. Seitdem gibt es Streit im Dorf wegen der Aufpflasterungen. Die Landwirte fühlen sich von der Politik übergangen. Wolfgang Fricke soll vor der Kommunalwahl seinen Parteifreunden verboten haben, über das Thema Aufpflasterungen zu reden. Fricke bestritt diese Aussage, die im Dorf die Runde macht. Es sollen schon Nachbarschaften unter diesem "Stein-Streit" leiden.Wie hoch darf ein Huckel sein?Nun macht ein Gerücht in Niedermehnen die Runde: Die Aufpflasterungen sollen zurückgebaut werden, weil sie zu hoch sein sollen. Die Redaktion hat die Huckel an mehreren Stellen nachgemessen und dabei Höhen zwischen 10 und knapp 14 Zentimetern gemessen.Wie hoch darf eine Aufpflasterung sein? Das NRW-Verkehrsministerium verweist auf die bundesweit geltenden &bdquo;Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen“ (RASt 06) der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V..Richtlinie mit genauen VorgabenDemnach sollen Aufpflasterungen nach aktuellem Stand der Technik dort eingesetzt werden, wo die Verkehrssicherheit etwa in Erschließungsstraßen durch Tempodrosselung verbessert werden solle. Hierbei sei aber zu beachten, dass die örtlichen Straßenbaubehörden in Eigenverantwortung und in eigenem Ermessen von Vorgaben der Richtlinie abweichen könnten, falls lokale Gegebenheiten dies erforderten. Laut Kapitel 6.2.1.1 der RASt 06 umfassen Teilaufpflasterungen nach Angaben des Ministeriums "die gesamte Fahrbahnbreite zwischen den Bordsteinen, die Fahrbahn soll dabei um 8 bis 10 Zentimeter angehoben werden". Bei Plateau-Aufpflasterungen verbleibe auf beiden Seiten eine Durchfahrt für den Radverkehr von 80 Zentimetern bis einem Meter. Dazwischen solle die Fahrbahn um 5 bis 8 Zentimeter angehoben werden.Welches Material empfohlen wirdGemäß RASt 06 kommen für die Oberflächengestaltung Materialien in Frage, die sich optisch von der restlichen Fahrbahn abheben wie etwa andersfarbiger Asphalt, Pflaster aus Beton oder Klinker oder ebenflächiger Naturstein. Natursteine mit unebener Oberfläche werden laut der Richtlinie nicht empfohlen. Bei der Wahl des Oberflächenmaterials sei auf eine ausreichende Erkennbarkeit und Griffigkeit sowie auf eine möglichst geringe Lärmentwicklung zu achten.Die Gemeindeverwaltung ist sich keines Verstoßes bewusst, wie ihr Sprecher Jan-Philipp Ehlers auf Anfrage mitteilte. Auch der Betriebsausschuss habe der vorgestellten Variante zugestimmt. Von den einschlägigen Richtlinien sei nicht abgewichen worden. Es sei eine Rampen-Neigung von 1:7 bis 1:25 vorgesehen.Warum es eine bestimmte Neigung sein sollDem Betriebsausschuss vorgestellt, dort beschlossen und genehmigt und dann gebaut sei eine Neigung von 1:10, weil nur damit laut Richtlinien eine Senkung des Tempos auf Tempo 30 möglich sei. Dem Betriebsausschuss vorgestellt, dort beschlossen und genehmigt und dann gebaut sei auch die Plateau-Aufpflasterung mit einer Höhe von 10 Zentimetern, teilte Ehlers mit. "Eine Höhe von 14 Zentimetern gegenüber der vorhandenen Fahrbahnfläche ist hier nicht bekannt und auch nicht nachvollziehbar", heißt es in Ehlers' Mitteilung. Die Verwendung von Naturstein in Beton mit bituminösem Fugenverguss wie in Niedermehnen ist laut Ehlers "die dauerhafteste Bauweise und aus wirtschaftlichen Gründen dringend geboten". Der Hinweis in der Richtlinie bezüglich ungünstiger Materialien beziehe sich auf &bdquo;rauhe Pflasterdecken“ in Teilaufpflasterungen - also bei voller Breite, ohne Radspuren links und rechts. So sieht es etwa an der Leverner Aufpflasterung aus.Radfahrer können Steinen ausweichen Das liegt laut Ehlers in Niedermehnen aber nicht vor, so Ehlers: Hier handele es sich um &bdquo;ebenflächigen Naturstein“ in einer Plateau-Aufpflasterung mit seitlichen Radspuren. Es ist ja bewusst so gestaltet worden, dass die Radfahrer auf dem Asphalt seitlich der Aufpflasterungen weiterfahren können. Die Aufpflasterungen müssten folglich nicht zurückgebaut werden, teilte Ehlers mit.

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