Rahden-Kleinendorf

Saisonfinale mit Wurstetag im Museumshof Rahden

Saisonfinale im Museumshof: Traditioneller Wurstetag weckt bei älteren Besuchern Erinnerungen. "Hier gibt es immer viel zu sehen und nette Menschen"

Fanden reißenden Absatz: Pfefferbeißer, Rauchenden, Dauer- und Leberwurst, Griebenschmalz und Stippgrütze waren begehrt. | © Klaus Frensing

13.10.2015 | 13.10.2015, 16:21
Mit geübtem Schnitt: Schlachtermeister Dirk Schröder zerlegt das Fleisch fachmännisch. Er gab dem interessierten Publikum dazu auch fachkundige Erläuterungen. Fotos: Klaus Frensing - © Klaus Frensing
Mit geübtem Schnitt: Schlachtermeister Dirk Schröder zerlegt das Fleisch fachmännisch. Er gab dem interessierten Publikum dazu auch fachkundige Erläuterungen. Fotos: Klaus Frensing | © Klaus Frensing

Rahden-Kleinendorf. Fein aufgereiht liegen Kotelett und Rippchen, Schnitzelfleisch und Braten auf dem rustikalen Holztisch. Schlachtermeister Dirk Schröder hat ganze Arbeit geleistet und das halbe Schwein mit mit scharfer Klinge und Fleischersäge im Nu vor den Augen vieler Zuschauer zerlegt. Dazu gab er einige fachkundige Erläuterungen. Später führte er auch vor wie das Fleisch zu Wurst, in diesem Fall Mettenden, verarbeitet wurde.

Mit dem traditionellen Wurstetag endete am Sonntag die Saison auf dem Rahdener Museumshof. Bei vielen älteren Besuchern weckten die Vorführungen auf der Deele des Haupthauses Erinnerungen, als noch zu Hause selbst geschlachtet wurde.

Und das die Hausmacher-Wurstwaren sehr begehrt sind, darüber freute sich Anke Spreen am Verkaufsstand der Fleischerei Schröder, wo Pfefferbeißer, Rauchenden, Dauer- und Leberwurst, Griebenschmalz und Stippgrütze reißenden Absatz fanden. "Vor allem Wild-Stippgrütze wird immer beliebter", verriet sie.

So wird?s Sauerkraut: Der Weißkohl kommt in einen Steintopf. - © Klaus Frensing
So wird?s Sauerkraut: Der Weißkohl kommt in einen Steintopf. | © Klaus Frensing

Der Erste, der anno dazumal ein scharfes Auge auf das geschlachtete Schwein warf, war der Trichinenbeschauer. Im Eingangsbereich des Haupthaus informierte Gerda Steinkamp über dessen Arbeit. Sie hatte dafür ein historisches Trichinensichtgerät aus dem Jahre 1895 sowie einen eisernen Stempel mitgebracht, der einem geschlachteten Schwein nach erfolgreicher Untersuchung aufgedrückt wurde.

Fotostrecke


13 Bilder
Wurstetag zum Saisonfinale im Museumshof Rahden

Wer Interesse hatte, konnte selbst einmal durch das Mikroskop schauen und auf die Suche nach den Fadenwürmern gehen. "Dafür wurde ein besonders gut durchblutetes Stück Muskelfleisch genommen", erzählt sie.

Das Gerät stammt übrigens aus Familienbesitz. Heinrich Steinkamp, der Ur-Ur-Großvater ihres Mannes, hat um 1900 als Trichinenbeschauer gearbeitet. "50 Pfennig bekam er für seine Arbeit", erklärte sie den Besuchern.

Insgesamt war der letzte Aktionstag der Saison im Kleinendorfer Museumshof gut besucht. Das sonnige Wetter verführte viele Besucher zu einem kurzweiligen Ausflug.

Nicht nur der Wurstetag, viele Aktionen lockten die Besucher. Bernd Niederbrügge aus Bielefeld machte eine kleine Mühlentour durch den Mühlenkreis. Nach Rahden hatte ihn die Rossmühle gelockt, die ab 13 Uhr stündlich in Betrieb genommen wurde. "Ich habe schon mehrere Mal den Aktionstag in Rahden besucht. Hier gibt es immer viel zu sehen und nette Menschen."

Zu den Attraktionen zählten Korbflechter Hermann Löwen, die Lütkendörper Strickeschläger und die Strickgruppe, die ihr altes Handwerk präsentierten.

Marianne Tappe, Hertha Redecker, Luise Wegehöft, Christa Wetzel, Anneliese Wiegmann und Emmi Lehde vom Kleinendorfer Heimatverein zeigten, wie zu Omas Zeiten Sauerkraut hergestellt wurde. Sie zerschnibbelten mit dem Kohlhobel das Gemüse, gaben reichlich Salz hinzu, stampften und pressten den Kohl dann in den großen Topf aus Steingut, bis er ganz von dem Saft bedeckt war und wo er in den kommenden Wochen ungestört gären kann.

Der Sauerkrauttopf besitzt eine umlaufende, mit Wasser gefüllte Rinne. Der aufgesetzte Deckel taucht in das Wasser ein und verhindert einen Luftzutritt.

Das Uchter Saftmobil war vor Ort und verarbeitete Unmengen an Obst zu leckerem Apfelsaft. Und an den Verkaufsständen gab es Schmuck, Kunsthandwerk, alte Kartoffelsorten sowie Wild.

Die Diepholzer Puppenspielerin Maria Schupp bastelte zudem mit Unterstützung ihrer jungen Zuschauer aus Kartoffeln Spielfiguren wie den Kartoffelkönig und führte damit das Stück "Kartoffeln mit Herz" auf.  Und eine Kutschfahrt mit Helmut Telkemeyer auf dem Bock macht immer Spaß.

Angeboten wurde den Besuchern auch Deftiges vom Grill, und der Förderverein hatte dem Steinbackofen kräftig eingeheizt und verwöhnte die Gäste mit frischem Kuchen und einer guten Tasse Kaffee.