
Rahden-Tonnenheide. Die selbst gerösteten Kaffeebohnen, eine Mischung aus Kenia- und Costa Rica-Kaffee, duften angenehm. Frisch gemahlen wird das Pulver auf das Gramm genau abgemessen, bevor es mit leicht siedendem, aber nicht kochendem Wasser übergossen wird. Thomas Krügers Leidenschaft ist Kaffee und die zelebriert er auch bei der Zubereitung. Mit seiner Kaffeerösterei "Röstgrad Kaffeemanufaktur" macht der Tonnenheider seine Begeisterung für das aromatische, koffeinhaltige Heißgetränks demnächst zum Hauptberuf.
"Das Thema Kaffee hat mich in den letzten Jahren mehr und mehr infiziert", erzählt der 45-Jährige, der als Teamleiter im technischen Außendienst bei Melitta in Minden schon von Berufs wegen mit Kaffee zu tun hatte. Darum habe er recherchiert, telefoniert und Seminare bei namhaften Fachleuten besucht. Gewachsen sei dabei auch sein Qualitätsanspruch, erklärt der Familienvater. "Es fällt mir inzwischen schwer, anderswo Kaffee mit Genuss zu trinken", gibt der ausgebildete Barista und Diplom-Kaffee-Sommelier zu.
Irgendwann wollte er Kaffee nicht nur zubereiten, sondern mehr Einfluss nehmen. "Rösten ist meins, habe ich festgestellt." So entstand die Idee zu einer eigenen Kaffeerösterei. Noch arbeitet er mit einem kleinen, gasbetriebenen Handröster. "Der schafft 400 Gramm pro Röstung." Bei mehr werde die Röstung nicht gleichmäßig. Temperatur, Luftdruck und vor allem die Zeit seien für ein gutes Ergebnis ganz entscheidend.
"Der Kaffee braucht Zeit, sich beim Rösten zu entwickeln. Die lässt man handelsüblichem Industriekaffee nicht", erläutert Thomas Krüger. Natürlich sei auch die Qualität des Rohkaffees entscheidend. Schon bei den Kaffeespezialitäten in seinem "Café Löschzug", einen umgebauten Feuerwehrfahrzeug, mit dem er und seine Frau Katrin seit 2010 auf Festivals von Wehdem bis zur Müritz unterwegs sind, setzt er auf fair gehandelte Ware möglichst mit Bio-Siegel. Das wird auch in seiner Rösterei so bleiben. Beziehen wird er die Rohware in Jutesäcken über kleine Importeure, bei denen Herkunft, Anbau- und Vermarktungsbedingungen dokumentiert sind.
Nur sieden, nicht kochen
Am Wasser für den Kaffee scheiden sich mitunter die Geister. Es muss aber kein über weite Wege herangeschafftes Quellwasser sein. Thomas Krüger verwendet für seine Kaffeespezialitäten das Rahdener Leitungswasser. Ideal sei mittelhartes Wasser von acht Grad deutscher Härte.Im direkten Vergleich machten sich unterschiedliche Wasserhärten zwar bemerkbar, merkt der Tonnenheider an, aber das ließe sich über die Dosierung des Kaffeepulvers ausgleichen.
Viel wichtiger sei, dass das Wasser nur bis zum Siedepunkt erhitzt werde. „Abgekochtes Wasser schmeckt fahl“, erklärt der Kaffee-Sommelier.
"Trotzdem wird das Rohprodukt je nach Ernte variieren", merkt Thomas Krüger an. Darum wird er für gleichbleibende Röstung in seiner Manufaktur auf ein Hightech-Gerät setzen. Für die Kaffeezubereitung sieht er modernste Technik dagegen nicht für zwingend erforderlich an. Ein Vollautomat mache den Kaffee nicht automatisch besser.
"Was ich oben hineingebe, bekomme ich unten wieder heraus", stellt der Fachmann pragmatisch fest. Und da spiele neben der Qualität der Bohnen auch eine Rolle, dass sie richtig gelagert und immer am besten frisch gemahlen werden.
"Kaffee in Alukapseln geht gar nicht", vertritt der Kaffee-Sommelier. Er nutzt für die Kaffeezubereitung am liebsten seine Karlsbader Kaffeekanne. Bei der Seihkanne ist auch der Filter aus Porzellan. "Damit ist er anders als Papier oder Metall völlig geschmacksneutral."
Vermarkten möchte Thomas Krüger seinen Kaffee in der Gastronomie, über Hofläden und das Internet. Natürlich werde der Kaffee auch im "Café Löschzug" ausgeschenkt und verkauft. Insgesamt sieht er gute Chancen für sein Konzept.
Die Zahl der kleinen Röstereien wachse und hier in der Region sei noch ein weißer Fleck. Sein Wissen möchte er den Menschen in Seminaren weitergeben. "Ich möchte sie auf eine Kaffeereise vom Rohkaffee bis zum fertigen Produkt mitnehmen und so dazu beitragen, dass sie ein Qualitätsbewusstsein entwickeln können."
Noch ist die Rösterei im bisher ungenutzten Teil des alten Hofes in Tonnenheide eine Großbaustelle. Wo später einmal Röstgerät, Mühlen, Waagen und weitere Maschinen stehen sollen, arbeiten im Augenblick Maurer und Elektriker. Auch im kleinen Laden sowie dem Technik-, Zubereitungs- und Seminarraum sieht es noch nicht besser aus.
"Es war mehr zu machen, als ich anfangs dachte", gibt Thomas Krüger zu. Er geht aber davon aus, dass Ende Oktober/Anfang November seine "Röstgrad Kaffeemanufaktur" dann doch endlich eröffnen kann.