Kolbus in Rahden: Insolvenzantrag trotz gut gefüllter Auftragsbücher

Rahden. Das Unternehmen Kolbus ist eng mit der Geschichte Rahdens verbunden. Kolbus blickt auf eine seit 249 Jahren währende Unternehmens-Tradition zurück und zählt zu den bedeutenden Arbeitgebern in der Stadt Rahden. Nun aber ist das Unternehmen in schweres Fahrwasser geraten. In den vergangenen Wochen und Monaten gab es Kurzarbeit und nun hat Kolbus Insolvenz beantragt. Das Amtsgericht Bielefeld hat das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet und den Lübbecker Fachanwalt Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH zum vorläufigen Sachwalter berufen. Wie steht es um Kolbus? Diese Frage stellen sich derzeit viele Menschen in Rahden und umzu. In einer Mitteilung des Unternehmens, die mit den Rechtsanwälten abgestimmt ist, war zwar von den Chancen dieses Verfahrens und viel Lob über das Engagement der Beschäftigten die Rede. Auch war als Ziel genannt worden, das Unternehmen und die Arbeitsplätze zu erhalten. Welche Gründe aber konkret zu dem Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung geführt haben, das geht aus der Mitteilung nicht hervor. Auch ist offen, ob und wenn ja welche Folgen das Verfahren für die Kolbus Ausbilungs-GmbH hat, in der die knapp 100 Auszubildenden beschäftigt sind. Die Stimmung in den Reihen der Belegschaft sei sehr gedrückt, heißt es in den Reihen der Gewerkschaft. Eine wichtige Frage ist ohne Antwort Das zuständige Amtsgericht Bielefeld hat dem Antrag von Kolbus entsprechend ein vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren angeordnet und den Sanierungsexperten und Rechtsanwalt Stefan Meyer (Pluta Rechtsanwalts GmbH) zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Das Unternehmen wird von der Kanzlei Aderhold im Eigenverwaltungsverfahren unterstützt; zur Ergänzung der Geschäftsführung um den verfahrensrechtlichen Sachverstand wurde Rechtsanwalt Maximilian Michelsen zum Generalhandlungsbevollmächtigten bestellt. Aus welchen Gründen hat Kolbus Insolvenz beantragt? Diese Frage bleibt auch auf Nachfrage bei Anwalt Michelsen bislang ohne Antwort. &bdquo;Der Geschäftsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter und die Auftragsbücher sind gut gefüllt“, teilte Michelsen mit. &bdquo;Alle Leistungen gegenüber den Kunden werden in der gewohnten Zuverlässigkeit und der bekannten Qualität seitens des Unternehmens erbracht.“ Die Lohn- und Gehaltszahlungen würden für die Monate Juli, August und September 2024 von der Bundesagentur für Arbeit übernommen. Hierdurch werde das Unternehmen erheblich entlastet, was Raum für die erforderliche Sanierung des Unternehmens schaffe. Kolbus baute viele Jobs ab Michelsen weiter: &bdquo;Unsere oberste Priorität ist es, die Substanz des Unternehmens zu bewahren und eine tragfähige Grundlage für die Zukunft zu schaffen. Durch eine gezielte Restrukturierung und eine enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wollen wir sicherstellen, dass das Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgeht und langfristig erfolgreich am Markt bestehen kann.“ Die Eigenverwaltung sei ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von Unternehmen, merkte Michelsen an. Die Geschäftsführung bleibe dabei im Amt. Das Unternehmen führe unter Aufsicht eines Sachwalters und unterstützt durch Sanierungsexperten die Gesellschaft selbst durch das Verfahren. &bdquo;In den kommenden Wochen wird in Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen an einem umfassenden Sanierungskonzept gearbeitet“, so Michelsen. Das einstige Kerngeschäft wurde verkauft Fakt ist, dass Kolbus in den vergangenen Jahrzehnten Stellen gestrichen hat. Im Jahr des 225. Jubiläums im Jahr 2000 war noch von rund 1.000 Beschäftigten die Rede. Anfang des Jahres 2018 gab Kolbus den Verkauf seines Kerngeschäftes bekannt. Die Buchbindereimaschinen-Sparte wurde an den bisherigen Konkurrenten Müller Martini verkauft, mehr als 200 Beschäftigte wechselten zu Müller Martini. Den Verkauf gab der damalige geschäftsführende Gesellschafter Kai Büntemeyer bekannt. Ein Jahr später, im Januar 2019, gab Kolbus bekannt, dass Büntemeyer aus dem Unternehmen ausschied. Gründe dafür wurden nie genannt. Büntemeyers Nachfolger wurde Wilfried Kröger. Ende 2019 gab Kolbus bekannt, wegen der &bdquo;konjunkturellen Abkühlung“ 75 der noch rund 600 Arbeitsplätze zu streichen. Geschäftsbericht 2021 nennt rote Zahlen Wie aber steht es wirtschaftlich um das Rahdener Traditionsunternehmen? Hinweise dazu finden sich im Bundesanzeiger, wo auch Kolbus Daten zu den Geschäftsjahren veröffentlicht. Der jüngste Geschäftsbericht im Bundesanzeiger wurde am 13. April 2023 veröffentlicht und betrifft das Geschäftsjahr 2021. Laut den dort einsehbaren Angaben hat Kolbus rote Zahlen geschrieben. Es wird ein Guthabenbestand bei Kreditinstituten und Schecks sowie einen Kassenbestand von rund plus 4,2 Millionen Euro verwiesen. Im Jahr 2020 waren noch knapp über fünf Millionen Euro als Guthaben genannt worden. Zudem werden bei den Passiva Rücklagen in Höhe von rund 9,3 Millionen Euro genannt. Für das Jahr 2021 wird für den Konzern ein Umsatzerlös von rund 73 Millionen Euro ausgewiesen. Im Jahr 2020 waren es laut Bericht im Bundesanzeiger gut 60 Millionen Euro. Unterm Strich stand für das Jahr 2021 ein Konzernjahresfehlbetrag in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro. Für das Jahr 2020 war ein Konzernjahresfehlbetrag von rund 10,7 Millionen Euro genannt worden. In der Gewinn- und Verlustrechnung wird für das Jahr 2021 ein Konzernbilanzverlust von rund minus 23,4 Millionen Euro ausgewiesen. Für das Jahr 2020 ist von rund 21,9 Millionen Euro minus die Rede. Wie die Schulden abgesichert sind Dem stehen aber Summen etwa für Sachanlagen gegenüber. Laut Kolbus-Geschäftsbericht für 2021 im Bundesanzeiger sind es rund 31 Millionen Euro für Gebäude und Grundstücke. Der Wert von Maschinen und technischen Anlagen wird mit rund 31 Millionen Euro angegeben, der Wert von Betriebs- und Geschäftsausstattung mit rund 14 Millionen Euro. Unterm Strich steht eine Summe von rund 77 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2021 werden im Kolbus-Bericht rund 7,5 Millionen Euro als Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ausgewiesen. Für das Jahr 2020 wird eine Summe von rund 6,3 Millionen Euro genannt. Insgesamt ist für das Geschäftsjahr 2021 als Verbindlichkeit eine Summe von rund 20,4 Millionen Euro genannt. Für das Jahr 2020 wird eine Summe von rund 17,8 Millionen Euro genannt. Abgesichert sind die Verbindlichkeiten laut Geschäftsbericht im Bundesanzeiger durch bestehende Grundschuldeintragungen beim Immobilienvermögen. Zudem ist von einer Sicherungsübereignung des Warenlagers und von einer Sicherung durch Globalzession aller Lieferungen und Leistungen die Rede. Eine Globalzession bedeutet, dass ein Schuldner zur Absicherung von Gläubigern wie etwa einer Kredit gebenden Bank die bestehenden und auch künftigen Ansprüche gegenüber etwa gegenüber seinen Kunden abtritt.

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