Sterben wird in Rahden deutlich teurer

Rahden. &bdquo;Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn“, heißt es im Brief des Apostels Paulus an die Philipper. &bdquo;Sterben ist mein Gewinn“ – das gilt nicht unbedingt im weltlichen Sinn, wenn es um die kommunalen Friedhöfe in der Stadt Rahden geht. Weil die Friedhöfe und die dazugehörigen Kapellen ein Zuschussgeschäft waren, soll nun eine neue Gebührenordnung her. Die hat der Umweltausschuss mehrheitlich auf den Weg gebracht und jetzt ist der Rat der Stadt am Zuge. Stimmt der Rat zu, dann steigen die Friedhofsgebühren zum Teil deutlich an. Das gilt vor allem für die Nutzung der städtischen Friedhofskapellen. Mit deutlicher Mehrheit stimmte der Umweltausschuss der neuen Gebührensatzung für die städtischen Friedhöfe und Kapellen zu. Am Donnerstag, 14. März, ist dann der Rat der Stadt an der Reihe. Ziel der neuen Satzung ist es, beim Betrieb der Friedhöfe die Kosten durch die Gebühren ausgleichen zu können. Sterben soll in Rahden angesichts der desolaten Kassenlage kein Zuschussgeschäft mehr sein. Die neue Friedhofssatzung regelt alles, was auf den kommunalen Gottesackern läuft. Sie legt die Gebühren für die unterschiedlichen Bestattungsformen fest und gibt vor, was für die Nutzung der städtischen Friedhofskapellen in Rahden, Sielhorst und Varl auf den Tisch gelegt werden muss. So werden die Gebühren steigen Reihengräber bei einer Ruhezeit von 30 Jahren kosten für Verstorbene ab fünf Jahren künftig 505 statt 413 Euro. Ein Urnenreihengrab mit Ruhezeit von 20 Jahren kostet künftig 392 statt 321 Euro. Ein pflegefreies Sargreihengrab, laut Stadtverwaltung mittlerweile durchaus nachgefragt, kostet dann 3.200 statt 2.615 Euro. Noch ordentlicher fällt der Anstieg der Kosten für die Nutzung einer Friedhofskapelle aus. Müssen bislang dafür 193 Euro bezahlt werden, werden künftig 327 Euro fällig. Die Nutzung einer Leichenkammer in Rahden, Sielhorst und Varl kostet künftig 92 statt 72 Euro. Während der Sitzung des Umweltausschusses erinnerte Christian Benker von der Stadt Rahden daran, dass die Kosten für den Betrieb der Friedhöfe über die Gebühren gedeckt sein müssten. Bei den Friedhofskapellen galt bislang, dass 80 Prozent der Kosten durch Gebühren gedeckt werden müssen. Nun sollen es 100 Prozent sein, um den Betrieb nicht mehr aus dem allgemeinen Haushalt zu unterstützen. Gestrichen wird auch der zehnprozentige Grün-Anteil. Da Friedhöfe als öffentlich zugängliche Grünflächen gelten, wurden bislang zehn Prozent der Grünpflege aus dem allgemeinen Haushalt bezuschusst. Das hieß: Kostet die Grünpflege auf einem Friedhof 100 Euro, dann wurden zehn Euro davon aus dem allgemeinen Haushalt bezahlt und mussten nicht über Friedhofsgebühren gedeckt werden. Was die FDP zum Erscheinungsbild des Friedhofs sagt Die Stadt hatte nach Angaben von Christian Benker die Gebührensatzung komplett neu kalkuliert. Auch der zehnprozentige Grünanteil wurde gestrichen, um den allgemeinen Haushalt nicht mehr zu belasten, so Benker. Vor allem der Umstand, dass Kapellen künftig eine 100-prozentige Kostendeckung erreichen sollen, mache sich in der neuen Gebührenordnung bemerkbar. Der Rahdener Friedhof sei nicht im besten Zustand und die Erhöhung der Gebühren sei für die Bürger immens, sagte Andreas Krüger (FDP). &bdquo;Wendet sich das Erscheinungsbild des Friedhofs mit der Gebührenerhöhung wieder zum Positiven?“, fragte er. Das bejahe Christian Benker. Nach und nach komme Bewegung rein und man warte nun auf die Verabschiedung des Haushaltes, um Maßnahmen umzusetzen. Die Kapellen in Varl und Sielhorst werden bis Ende dieses Jahres auch noch für Gottesdienste oder Andachten von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt. Das wird die Kirchengemeinde zum neuen Jahr einstellen. Andreas Krüger wollte auch wissen, ob die Kirchengemeinde dieses Jahr noch für die Nutzung der städtischen Kapellen zahle. In diesem Jahr werde es die Zahlungen noch einmal geben, merkte Benker an. Ab dem kommenden Jahr plane er diese nicht mehr ein. Wo es noch Investitionsbedarf gibt &bdquo;Wir waren uns mal einig, dass Friedhöfe öffentliche Grünflächen sind“, sagte Ausschuss-Vorsitzender Winrich Dodenhöft (Grüne). Deshalb sei der zehnprozentige Grünanteil eingerechnet worden. Das sei wegen der Haushaltslage der Stadt gestrichen worden. Dodenhöft: &bdquo;Das finde ich schade, aber das scheint so gewollt zu sein.“ Horst-Wilhelm Bruhn (SPD) zweifelte, ob die neue Gebührenordnung der richtige Weg sei. &bdquo;Die Leute schimpfen schon über hohen Gebühren.“ Bruhn erwartet weiter steigende Gebühren und befürchtet, dass Leute deshalb abwandern und die Rahdener Friedhöfe immer weniger genutzt werden. Auch Dodenhöft meinte, dass die nun beschlossenen Gebühren nicht das &bdquo;Ende der Fahnenstange sind, zumal die Kapellen nicht im besten Zustand sind.“ Da werde auch investiert werden müssen. Die Kosten seien da verankert, wo sie entstünden, meinte Uli Eikenhorst (CDU). &bdquo;Und tragen müssen es die, die es nutzen. So ist es, auch wenn wir es gern anders hätten.“ Die Haushaltslage bringe die Stadt in diese Situation, merkte Joachim Daubitz an. Sind einzelne Friedhöfe noch bezahlbar? Er regte Beratungen an, ob sich die Stadt Rahden die einzelnen Friedhöfe überhaupt noch leisten könne oder ob das zentralisiert werden solle. Das sei sicherlich unpopulär, sagte Daubitz. Perspektivisch sei es aber richtig, darüber zu sprechen und die kleinen Friedhöfe auslaufen zu lassen. Das dauere aber 30 Jahre, ergänzte Bürgermeister Bert Honsel (CDU) mit Blick auf die Ruhezeiten. Es dürfe keine Denkverbote geben, meinte Eikenhorst dazu und teilte Bruhns Sorgen wegen einer &bdquo;Abwärtsspirale“. Ob man nicht mehr genutzt Flächen auf Friedhöfen anderweitig nutzen und etwa verpachten oder aus Ausgleichsfläche nutzen könne, fragte Udo Högemeier (SPD). Das werde wegen der Größe schwierig, merkte Christian Benker dazu an. Auf den Friedhöfen werde schon &bdquo;verdichtet und zentralisiert“. Auf Grünflächen würden keine neuen Gräber angelegt. &bdquo;Da kannst du doch nicht fünf Quadratmeter verkaufen“, sagte Uli Koors (CDU). Die frei werdenden Flächen seien auf dem ganzen Friedhof verteilt. &bdquo;Das Problem bleibt bestehen, solange wir nicht den Weg von Joachim gehen und in 30 Jahren damit durch sind.“

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