Erneut Wolf gesichtet: Kommen die Tiere nun immer öfter in den Kreis Minden-Lübbecke?

Kreis Minden-Lübbecke. Im März streift ein Wolf über die gefrorenen Felder in Getmold, Ende November lief ein Tier in Hille an einer Pferdekoppel vorbei. Die jüngste Sichtung: In Rahden hatte eine Spaziergängerin einen Wolf gefilmt. In Petershagen tötete ein Wolf Anfang Oktober sogar drei Schafe, vier wurden verletzt. Heimische Rudel gibt es hierzulande nicht, doch streift Meister Isegrimm immer öfter den Mühlenkreis? Die letzte, nun bestätigte Sichtung ist erst einen Monat her: Am 10. Dezember hatte eine Spaziergängerin das Tier gegen 9.30 Uhr über Ackerflächen in Rahden laufen sehen und gefilmt. Regional zuständige Wolfsberater hatten die Sichtung überprüft und Anfang Januar bestätigt. Das ist bei Weitem nicht der erste Wolf im Kreis Minden-Lübbecke im vergangenen Jahr, den Bürger entdeckt hatten. Insgesamt gab es im Mühlenkreis vier Nachweise, drei davon in der Zeit von Oktober bis Dezember. Im Jahr 2019 waren es ebenfalls vier Nachweise, 2020 waren es zwei, 2021 drei Nachweise. Im Jahr 2019 ebenfalls vier Nachweise Die gefühlte Häufung der Sichtungen könne dadurch entstehen, dass beginnend im Winter bis zum Frühsommer die Zeit der wandernden Jungwölfe auf der Suche nach einem Partner oder Partnerin oder einem eigenen Territorium stattfindet, erklärt Wilhelm Deitermann, Pressesprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) auf nw.de-Anfrage. "Dies führt zu einer höheren Zahl an einzelnen Hinweisen, die auch uns als Lanuv täglich erreichen." Aus den meisten Hinweisen werde kein Nachweis, so Deitermann. Hinweise erreichten das Lanuv jedes Jahr im vierstelligen Bereich. "Nachweise konnten wir im vergangenen Jahr bisher 129 führen." Das wissenschaftliche Wolfs-Monitoring des Lanuv zeigt: Seit Ende 2014 hat es im Mühlenkreis insgesamt 16 nachgewiesene Wolfssichtungen gegeben, darunter jeweils eine in Rahden, Stemwede, Hüllhorst und Pr. Oldendorf. In fünf Fällen hatte das Raubtier Nutz- oder Wildtiere gerissen. In fünf Fällen wurden Wild- oder Nutztiere gerissen Nicht erst seit dem letzten Schafsriss in Petershagen wünschen sich Tierzüchter in der Region, dass auch Minden-Lübbecke wie das benachbarte Niedersachsen zum ausgewiesenen Wolfsland wird. Denn dann würde das Land Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune übernehmen. Seit 2015 gibt es in der gesamten Dümmerregion, in Damme, aber auch im Raum Wittlage immer wieder Wolfssichtungen. Im Moor nördlich von Brockum, im Bereich Thielemanns Horst und dem Oppenweher Moor, sind 2019 und 2020 mehrfach Wölfe gesichtet worden. Deren Existenz nördlich Brockum wurde seinerzeit vom niedersächsischen Umweltministerium in Hannover bestätigt. Im Oktober 2021 sind im niedersächsischen Brockum, vor den Toren der Gemeinde Stemwede, mehrere Wölfe bei der Maisernte aus einem Feld geflüchtet Die Territorien von drei niedersächsischen Wolfsrudeln grenzen im Norden an den Kreis Minden-Lübbecke: Das Rudel Rehden mit mindestens vier Welpen, das Rudel Rehburg und das neu gegründete Rudel Uchte mit jeweils mindestens einem Welpen aus dem vergangenen Jahr. Bisher wurden Mitglieder dieser Rudel nicht auf nordrhein-westfälischem Gebiet genetisch erfasst, heißt es vom Landesamt. Wie verhalte ich mich, wenn ich einem Wolf begegne? Auch in einem Gebiet, in dem Wölfe ihr Revier haben, sei es laut Lanuv äußerst unwahrscheinlich, dass man einen Wolf zu Gesicht bekomme. Wölfe meiden die Nähe des Menschen. Vor allem bei jungen und unerfahrenen Wölfen könne es aber vorkommen, dass die Neugier stärker ist als die Furcht. Wenn man einem Wolf begegnet, sollte man sich laut Lanuv wie folgt verhalten: Nicht versuchen, sich dem Wolf zu nähern, ihn anzufassen oder zu füttern. Nicht weglaufen, am besten stehen bleiben und abwarten, bis sich der Wolf zurückzieht. Wenn man selbst den Abstand vergrößern will, langsam zurückziehen. Man kann den Wolf auch vertreiben, indem man auf sich aufmerksam macht (laut ansprechen, in die Hände klatschen, mit den Armen winken).

Meistgelesen