Heimischer Bundespolitiker fordert Kanzlerin auf, sich impfen zu lassen

Rahden/Espelkamp. Das Tempo bei den Impfungen gegen das Coronavirus soll endlich Fahrt aufnehmen. Ab Ostern sollen deshalb auch Hausärzte einbezogen werden. So haben es die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel beim so genannten Impfgipfel beschlossen. Die Kritik am zeitweisen Aussetzen der Impfungen mit dem Oxford Astrazeneca-Impfstoff und am Schneckentempo beim Impfen hält an. Achim Post, Bundestagsabgeordneter aus Minden-Lübbecke und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, bewertet die Entwicklung und sagt, was nun aus seiner Sicht zu tun ist. Er nennt einen Grund, warum Hausärzte und Betriebsärzte in großer Zahl beteiligt werden müssen und aus welchem Grund sich die Kanzlerin nun impfen lassen muss. Arzt fordert Drive-In-Impfstellen Der Rahdener Kinderarzt Wolfgang Adam fordert seit dem vergangenen Herbst, Hausärzte bei den Impfungen einzubeziehen. Sie würden die Patienten am besten kennen. Den Patienten spare das auch die mitunter weiten Wege zu den Impfzentren. Wolfgang Adam hatte angesichts der dritten Welle gefordert, "schnellstens weitere Impfstoffe einzukaufen und in den Impfzentren, wo nötig, auch nachts zu impfen." Zudem sollten Schwerpunkten-Praxen für das Impfen und Drive-In-Impfstellen eingerichtet werden. Die Impfeinladungen sollten per Brief und mit Termin erfolgen, "damit das stressige Wirrwarrder Terminvergabe reduziert wird". Impfstoffe schon nach einer Impfung wirksam Die bisher vorhandenen Corona-Impfungen sind nach Angaben Adams so potent, "dass sie auch nach einer Impfung bereits gut wirken. Das sieht man auch an den leichten Nebenwirkungen, die deutlich stärker sind als bei den Impfungen die wir sonst kennen", hatte Wolfgang Adam gefordert. "Ich bin eigentlich ein ostwestfälisches Kaltblut", sagte der aus Rahden stammende und in Espelkamp aufgewachsene Achim Post. Mit Blick auf Verhandlungen wegen der Impfstoff-Beschaffungenund den holprigen Impfstart ist es mit ostwestfälischer Zurückhaltung vorbei. "Sowas regt mich richtig auf." Entscheidung in Deutschland als "Desaster" bewertet Die Europäische Union habe viel zu spät und viel zu wenig Impfstoff bestellt. In Deutschland sei man nicht in der Lage gewesen, ungefähr gleichmäßig diese wenigen Impfstoffe zu verimpfen. In Rheinland-Pfalz habe das gut geklappt, in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein auch. "In Nordrhein-Westfalen aber nicht", merkte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestags-Fraktion an. Er habe ja noch Verständnis dafür, wenn Nachbarländer wie Dänemark oder die Niederlande mit dem Weiterimpfen von Astrazeneca zwei Tage warteten wegen einer Empfehlung der EU-Arzneimittelbehörde. Sicherheit sei gut, drei Tage zu warten sei auch okay. Die Impfungen aber mit viel Lärm auszusetzen wie in Deutschland, das sei ein Desaster gewesen. Image des Impfstoffs "sofort reparieren" "Jetzt muss das beschädigte Image des Impfstoffs sofort repariert werden", fordert Achim Post. "Jetzt und nicht erst in drei Monaten." Er würde nun erwarten, dass sich in den kommenden Tagen in Deutschland bekannte Menschen bewusst mit dem Astrazeneca-Impfstoff impfen ließen - " etwa die Bundeskanzlerin oder der Bundespräsident. Das bringt mehr als eine zehn Millionen Euro teure Werbekampagne." Jetzt müsse der Impfstoff nach vorn gebracht werden. Ob der mittlerweile in die Kritik geratene Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der am vergangenen Montag das vorläufige Aussetzen der Impfungen mit Astrazeneca verkündet hatte, für die nun anstehenden Aufgaben noch der richtige Mann ist? Achim Post äußert sich diplomatisch auf duiese Frage: "Wir brauchen mehr Wolfgang Adams, wenn man das Impfen voranbringen und beschleunigen will." Mit Beteiligung der Haus- und der Betriebsärzte seien mehrere Millionen Impfungen pro Woche möglich. "Impfreihenfolge muss man lockern" Laut den offiziellen Zahlen bekomme Deutschland allein im zweiten Quartal rund 70 Millionen Impfdosen, sagte Achim Post. "Wir sind nun dann in der Lage, die Menge auch zu verimpfen, wenn Haus- und Betriebsärzte dabei sind. Dann kommt richtig Fahrt rein." Und nur so bekomme man es wie von der Kanzlerin angekündigt hin, jedem bis zum Sommer ein Impfangebot zu machen. "Die Impfreihenfolge muss man natürlich lockern", gibt Post zu bedenken. "Das ist nun allerhöchste Eisenbahn." Den jetzigen Zustand mit Lockdown noch über Monate durchzuhalten, "das halte ich für ausgeschlossen". Jetzt müsse Tempo beim Impfen rein und entschieden werden. "Aus meiner Sicht muss das alles in den nächsten Tagen glattgezogen werden. Das ist die letzte Sitzungswoche des Bundestags vor Ostern."

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