Rahden

Deshalb ist Varl die Karnevalshochburg im Lübbecker Land

Das Lübbecker Land zählt nicht zu den närrischen Zentren. Es gibt aber einen Ort, an dem ist alles anders. In Varl hat der Karneval Tradition. Die Besucher berichten, was sie daran so mögen.

Immer wieder zogen die bestens gelaunten Jecken in einer Polonaise durch den Saal. | © Michael Grundmeier

24.02.2020 | 24.02.2020, 10:59

Rahden-Varl. Eigentlich ist das östliche Westfalen und insbesondere das Lübbecker Land nicht so sehr als die Hochburg des Karnevals bekannt. Im Gegenteil: Karnevalsgeschädigte von Rhein und Ruhr sind hier unterwegs, um die für sie sonst stressige fünfte Jahreszeit hier zu verleben. Doch gibt es ein kleines Dorf bei Rahden, in dem sich der närrische Bazillus regelrecht festgesetzt zu haben scheint: im Rahdener Ortssteil Varl.

Wow, was für eine Party: beim „KarneVARL“ bei Wiehes Planwagen ging’s richtig rund. Diesmal mit viel Musik, teils selbst gemacht, teils vom Band. Kinder, Kinder, war das ein Spaß: Im 50. Jahr seines Bestehens hat der Varler Karneval noch einmal eine ordentliche Schippe draufgelegt. Von der selbst gemachten Musik bis zum Kostümwettbewerb war alles dabei.

Geändertes Konzept kommt prima an

Die Gäste tanzen ausgelassen bei der Karnevals-Fete von Union Varl. - © Michael Grundmeier
Die Gäste tanzen ausgelassen bei der Karnevals-Fete von Union Varl. | © Michael Grundmeier

Und es geht noch weiter: Die Büttenreden kommen dann am Dienstag. „Seit dem letzten Jahr haben wir das Konzept geändert. Der Samstag ist zum Feiern und am Dienstag gibt es dann ein Programm von der Bühne“, erklärt Miriam Pöttker, verantwortlich für die Karnevalstruppe beim Sportverein Union Varl.

Bei den Kostümen waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Entsprechend bunt war er wieder, der Varler Karneval. - © Michael Grundmeier
Bei den Kostümen waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Entsprechend bunt war er wieder, der Varler Karneval. | © Michael Grundmeier

Das seien im Grunde zwei ganz unterschiedliche Veranstaltungen. Bei den Gästen kommt die Aufteilung gut an, wie Michael Senkel bestätigen kann. „Ich finde das eine tolle Idee, sonst ist es manchmal einfach zu viel.“ Senkel selbst geht an diesem Abend als Pirat. Nicht besonders originell, wie er selbst zugibt, aber wirkungsvoll. „Die Frauen stehen drauf“, glaubt er.

"Karneval mit der Muttermilch aufgesogen"

Eigentlich kommt Senkel aus dem Rheinland, ist nur zu Besuch in Varl. Der Karneval hier gefällt ihm trotzdem. „Ich finde es super, dass es hier schon eine so lange Karnevalstradition gibt.“ Er selbst komme aus dem Raum Köln, „ich habe deshalb den Karneval mit der Muttermilch eingesogen“. Anders als in Köln werde in Varl aber auch nicht gefeiert.

„Vielleicht sind es ein paar weniger, aber die Stimmung ist genauso gut.“ Was er am Karneval besonders mag? „Das man richtig ausgelassen feiern kann – alles ist erlaubt, solange man keinem anderen zu nahe tritt.“ Karneval: das sei „Feiern, Bützen und Spaß haben“. Alkohol brauche es dafür nicht zwangsläufig, auf jedem Fall aber gute Musik. „Wie hier in Varl.“

Stimmungsvolle Schlager und jecke Töne

Und tatsächlich war das Programm diesmal ein rein musikalisches. Zunächst Handgemachtes beispielsweise von Michelle Hodde („Nie mehr Fastelovend“, „Weekend“) oder Angelina Matthäus („Don’t stop me now“, „Boom, boom, boom“). Erhard Molkenbur brillierte mit einer deutschen Version von „Sweet Carolina“ und „Im Wagen vor mir“ zusammen mit Monika Döpke. Marvin Koch und Hichem Talbi unternahmen einen „Stimmungscheck“ und Lauritz Brokmann sang „Wahnsinn“. Dazwischen: „Just in Time“ mit einem „Kanevalsmedley“ und später DJ Nik.

Insgesamt also eine runde Sache, bei der es ziemlich ausgelassen zuging. Die Varler klatschen und singen mit, bis die Kehle wund war. Den Kostümwettbewerb gewinnt die Gruppe „Eiskönigin“ vor den „Uno Karten“ und den „Rehen“.

Viel Beifall für Erhard Molkenbur

Viel Beifall gab es auch für Erhard Molkenbur, der inzwischen seit 50 Jahren beim Karneval in Varl mitmacht. Er sei damals als 19-Jähriger bei einem Schlagerwettbewerb für den Karneval entdeckt worden, erklärt er im Gespräch. „Seitdem lebe ich Karneval.“ Und Musik: Molkenbur, der diesmal als Schlagerstar verkleidet war, spielt im örtlichen Spielmannszug. „Dafür brenne ich.“

Für seinen Auftritt beim Karneval übt Molkenbur zuhause vor dem Spiegel. „Es soll ja auch gut klingen.“ Am gestrigen Sonntag ist Molkenbur für seine Verdienste ein Karnevalsorden verliehen worden. Ebenfalls einen Orden bekamen Stefan Hartmann (seit 25 Jahren dabei) und Malin Hackemeier.