Warum die Bahn den Verkauf des Sulinger Kreuzes auf Eis gelegt hat

Rahden. Es war eine wichtige Entscheidung, die der Diepholzer CDU-Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig im Gepäck hatte: Die Deutsche Bahn hat den Verkauf von Teilstrecken des Sulinger Kreuzes erst einmal auf Eis gelegt. Das hatte der bundeseigene Konzern Mitte Januar mitgeteilt, nw.de berichtete ausführlich darüber. In den vergangenen Jahren hatte der DB-Konzern noch versucht, das Sulinger Kreuz und damit die Bahnlinie von Rahden nach Bremen zu kappen. Die Bahn AG hatte sogar eine Verbindungsbahn zwischen den Linien Diepholz-Nienburg und Rahden-Bassum südlich von Sulingen geplant, die sogenannte Südschleife. Welche negativen Folgen die Südschleife gehabt hätte Züge von der Exxon-Produktionsstätte Barenburg hätten dann nicht mehr den Bahnhof Sulingen angefahren. Die Nord-Süd-Strecke wäre durch die Südschleife gekappt worden. Experten hatten die Wirtschaftlichkeit dieses Plans in Zweifel gezogen. Nachfragen dazu hatte der bundeseigene Konzern nie beantwortet. Das Eisenbahnbundesamt (EBA) genehmigte das Projekt, aber die Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig kippten diese Genehmigung. Exxon Mobil hält am Güterverkehr fällig Anders als zunächst vom Diepholzer CDU-Politiker Axel Knoerig behauptet, wird Exxon Mobil am Gütertransport per Bahn auf Teilen des Sulinger Kreuzes festhalten. Aus dem Ölbetrieb in Barenburg fährt Exxon pro Woche einen Güterzug mit rund 15 Kesselwagen mit Reinöl in Richtung der Raffinerie in Lingen. Nach der Pleite in Sachen Südschleife hatte die Deutsche Bahn AG dann Streckenabschnitte zwischen Ströhen und Barenburg sowie Sulingen und Bassum verkaufen wollen. An dieser eher zufällig bekannt gewordenen Versteigerung hatte es massive Kritik in NRW und Niedersachsen gegeben. Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Achim Post wandte sich an den Konzern und dessen Bevollmächtigte für Niedersachsen und Bremen. Ziel aller Mitwirkenden ist der Erhalt des Sulinger Kreuzes als Verkehrsweg. Ideen zum Sulinger Kreuz finden überregional Beachtung Das fordert auch der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VdV), der dafür schon Unterstützung vom Bremer Senat hat. Über die überregional beachtete Aussagen des VdV zum Sulinger Kreuz hatte nw.de zuerst berichtet. Der VdV setzt sich dafür ein, dass die Bahn auch in der Fläche wieder ausgebaut wird. Der Verband nahm die Strecke Rahden-Bassum(-Bremen) deshalb in seine Liste der zu reaktivierenden Strecken auf. Gefordert wird eine Ertüchtigung der Strecke und die Elektrifizierung. Das würde höhere Geschwindigkeiten ermöglichen und einen Traktionswechsel zwischen Elektro- und Dieselloks überflüssig machen. Die Strecke solle im Personen- und im Güterverkehr genutzt werden, fordert der Spitzenverband kommunaler Verkehrsunternehmen. Welche Gründe zum Verkaufsstopp führten Gleichwohl hatte der Verband gemahnt, sich auf die Strecke von Rahden nach Bremen zu konzentrieren. Für die Linie nach Nienburg dagegen sieht der VdV kaum Potenzial. Die Aussagen des VdV, anderer Verkehrsunternehmen, eines Aktionsbündnisses sowie die Forderungen von Kommunen und Landkreis nach Erhalt des Sulinger Kreuzes und der Druck aus der Politik haben offenbar Wirkung gezeigt. Die Kritik am geplanten Verkauf nennt Knoerig in seiner Stellungnahme als einen Grund für den Verzicht der Bahn AG, das Sulinger Kreuz nun zu zerschlagen.Als weiteren Grund nennt er das Programm &bdquo;Starke Schiene“, mit dem Bund und Bahn AG Strecken sanieren und auch auf dem Land wieder ausbauen wollen. Milliarden-Summe für Erhalt des Streckennetzes Der finanzielle Anteil am reinen Neubau von Strecken sei etwas gesunken, solle aber in den kommenden Jahren wieder steigen, teilte das Bundesverkehrsministerium auf Nachfrage mit. Der größte Teil des Geldes solle für den Erhalt und die Modernisierung des Netzes verwendet werden. Man müsse das Gesamtpaket sehen, merkte ein Sprecher des Ministeriums gegenüber nw.de an. Das von Bund und Deutscher Bahn AG unterzeichnete Paket sehe eine Summe von 86 Milliarden Euro vor. Diese Summe solle in den nächsten zehn Jahren in den Erhalt und die Sanierung von Schienenstrecken investiert werden. Kommunen sollen mehr Geld für Investitionen in die Infrastruktur erhalten. Steigen sollen laut Bundesministerium auch die Mittel für die Regionalisierung. Das alles solle in den nächsten Jahren &bdquo;massiv“ steigen – auch weil die Bahn ein klimafreundlicher Verkehrsträger sei. Die Länder müssen mitziehen und dafür gibt’s Geld vom Bund Wegen des Zieles der &bdquo;Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“ in Stadt und Land sei die Schiene auf Dauer wichtig, so ein Ministeriumssprecher. &bdquo;Daher kann es auch Reaktivierungen geben.“ Die Länder sollten finanziell in die Lage versetzt werden, Nahverkehr zu bestellen. Und wenn man dafür dann mehr Strecken brauche, dann sei das gut. Unsere Redaktion hatte schon vor Bekanntgabe des Projekts &bdquo;Starke Schiene“ und des Verkaufsstopps für das Sulinger Kreuz vom Bundesverkehrsministerium wissen wollen, wie denn eine Stärkung der Bahn zu den Plänen der DB passe, bestehende Strecken zu zerstören. Stilllegungen als Relikt aus der Vergangenheit Sind Stilllegungen von Strecken nun ein Relikt aus der Vergangenheit? Das scheint das Bundesministerium offenbar nun so zu sehen. Es seien in den 1980er und 1990er Jahren zu viele Strecken stillgelegt worden, merkte ein Sprecher des Ministeriums an. Das mutet an wie das Eingeständnis eines Fehlers. Heute gebe es eine andere Diskussion – auch wegen des Klimas. Die Wiederbelebung von Bahnstrecken für den Personenverkehr könne helfen, die &bdquo;Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse“ umzusetzen. &bdquo;Die Länder müssen mitziehen und wir tun alles dafür, dass sie das Geld dafür haben.“ Grundsätzlich sehe das Bundesverkehrsministerium es als hilfreich an, ländliche Räume auf der Schiene anzubinden. Klar sei auch, dass die Nachfrage da sein müsse.

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