Hochprofessionelles Drogenlabor: Das sagt der Angeklagte zu den Vorwürfen

Pr. Oldendorf/Bielefeld. Nun also doch: Nachdem er aus verschiedenen Gründen mehrfach nicht vor Gericht erschienen ist, hat nun doch der Prozess gegen einen weiteren mutmaßlichen Betreiber des großen Drogenlabors, das 2019 in Börninghausen entdeckt worden war, begonnen. Ein 60-jähriger Mann aus den Niederlanden muss sich nun wegen des Verdachts des bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Zur Erinnerung: Am 28. April 2019 wurde die Feuerwehr zu einem Großeinsatz gerufen. In einer Lagerhalle an der Ravensberger Straße in Börninghausen war ein Feuer ausgebrochen. Doch hatten die Einsatzkräfte nicht damit gerechnet, ein hochprofessionelles Drogenlabor in der ehemaligen Fabrikhalle vorzufinden. Die Halle war unterteilt in Produktions-, Schlaf- und Aufenthaltsräume. In der Halle sicherten die Ermittler DNS-Spuren von mindestens zwölf Personen In dem Gebäude war ganz offensichtlich im industriellen Ausmaß Amphetaminöl zum Weiterverkauf hergestellt worden: 202,4 Kilogramm der fertigen Substanz stellten die Ermittler vor Ort sicher. Darüber hinaus ließ in der Halle aufgefundenes Verpackungsmaterial von Synthesegrundstoffen darauf schließen, dass weitere 230 Kilogramm Amphetaminbase bereits hergestellt und verkauft worden sein mussten - mithin genügend für rund 1,2 Tonnen Amphetamin. In der Halle sicherten die Ermittler DNS-Spuren von mindestens zwölf Personen. Eine von ihnen ist der nun angeklagte Harm W. aus den Niederlanden. Bereits zweimal zuvor hatte der mittlerweile 60 Jahre alte Mann aus Nimwegen gemeinsam mit weiteren Angeklagten vor dem Bielefelder Landgericht erscheinen sollen. Doch ließ er sich beim ersten Anlauf nicht blicken, bei Versuch Nummer zwei saß er wegen anderer Delikte in seiner Heimat in Haft und wurde erst nach Verbüßung der Strafe nach Deutschland überstellt. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. "Die Anklage ist in vollem Umfang falsch" Nun also der dritte - erfolgreiche - Anlauf. Die Staatsanwaltschaft legt Harm W. zur Last, gemeinsam mit weiteren Mittätern in der Zeit vom 1. Februar bis zum 28. April 2019 das Drogenlabor an der Ravensberger Straße betrieben zu haben. "Die Anklage ist in vollem Umfang falsch. Weder war mein Mandant am Aufbau des Labors beteiligt, noch war er Mitglied einer Bande", sagte Verteidiger Alexander Strato namens des Angeklagten in der Verhandlung vor der XX. Großen Strafkammer des Landgerichts. Harm W. führte daraufhin aus, dass er im Februar 2019 in einem Café, in dem er ab und zu ausgeholfen habe, von einem Herrn D. angesprochen worden sei. Dieser habe ihn gefragt, ob er etwas Geld dazu verdienen wolle. Dafür müsse er gemeinsam mit D. etwas nach Deutschland bringen. Der arbeitslose Angeklagte sagte nach eigenen Angaben zu, 200 Euro habe er für einen Tag Arbeit erhalten sollen. Etwa eine Woche später, so W., sei er um 7 Uhr von seinem Auftraggeber abgeholt worden. Gemeinsam seien sie in einem VW-Transporter zu der Halle nach Pr. Oldendorf gefahren. Dort habe er das mit Werkzeug, Kartons, Gipsplatten und Büromöbeln vollgepackte Auto entladen. Er habe auf Anweisung von D. auch noch eine kleine Küche geputzt. Während er dort auf seinen Fahrer habe warten müssen, habe er etwas gegessen und getrunken. Insgesamt, so W., hätte der Aufenthalt in der Halle rund zwei Stunden gedauert. 200 Euro für einen Tag Arbeit versprochen Im Anschluss seien sie dann wieder nach Nimwegen gefahren, wo sie gegen 17.30 Uhr eingetroffen seien. Sehr zu seinem Verdruss habe D. die versprochenen 200 Euro nicht dabei gehabt. "Er sagte, er wolle sie mir am folgenden Freitag ins Café bringen. Ich habe ihn nie wieder gesehen", berichtete der Angeklagte. Auch sei er nur dieses eine Mal in der Halle in Pr. Oldendorf gewesen. An dieser Aussage hielt W. auch fest, nachdem Staatsanwalt Daniel Kley ihn darauf hingewiesen hatte, dass einer der bereits verurteilten Männer eine ganz ähnliche Aussage vor Gericht getätigt habe - und dennoch schließlich verurteilt worden sei. "Das ist Unsinn, das passt hinten und vorne nicht mit ihren DNA-Spuren im Labor zusammen", sagte Kley zum Angeklagten. Der Prozess wird am 17. August fortgesetzt.

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