16 Jahre weg und doch unvergessen: Das ist aus dem Flugzeugcafé geworden

Pr. Oldendorf/Bad Laer. Kinder strahlten, wenn sie das Flugzeug betraten, und auch Erwachsene bekamen große Augen. Wem war es damals schon vergönnt, die große weite Welt zu erkunden? Da gab das Flugzeugcafé in Pr. Oldendorf einen kleinen Vorgeschmack – und das nur wenige Meter über dem Boden. Fast 30 Jahre war die am damaligen Möbelhaus Holsing stationierte Douglas DC-6 die Attraktion in Pr. Oldendorf. Vor 16 Jahren ist das berühmte Flugzeug im niedersächsischen Kurort Bad Laer &bdquo;in Rente gegangen". Ein Besuch beim ehemaligen Wahrzeichen Pr. Oldendorfs. In dem 9.200-Einwohner-Ort steht das Flugzeug auf einer Anhöhe an der Landesstraße 94, direkt neben dem Parkplatz des ehemaligen Gesundheitszentrums. Ein Flugzeug auf einem Hügel – das zieht Blicke auf sich. Auch an diesem Standort wird der Flieger zum beliebten Fotomotiv. Was man ihm nicht ansieht: Der Oldtimer hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Laut Flugzeugexperten soll die Maschine die letzte noch existierende DC-6 des amerikanischen Herstellers Douglas Aircraft Company sein. Einst gehörte das 1946 gebaute Flugzeug zur Flotte des jordanischen Königshauses und wurde von König Hussein selbst geflogen. Dann war die DC-6, die sich damals durch hohe Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit auszeichnete, in den USA im Linieneinsatz, bevor sie nach Deutschland kam, dort eine Zeit lang unter der Kennzeichnung D-ABAH flog und dann außer Dienst gestellt wurde. 1969 holte ein Privatmann das Flugzeug nach Pr. Oldendorf. In den USA und in Deutschland im Linienverkehr unterwegs Seitdem thronte es auf der Anhöhe an der Ziegeleistraße, direkt neben dem griechischen Restaurant &bdquo;Akropolis". Sitze wurden entfernt und Tische eingebaut. Kaffee und Kuchen in der beengten, aber urigen Atmosphäre lockten Touristen und Flugzeugliebhaber teilweise von weit entfernt an. Viele Pr. Oldendorfer werden sich heute noch an das ungewöhnliche Café erinnern. Doch irgendwann hatte die Zeit das Flugzeugcafé überholt. Wer hatte nicht schon einmal ein Flugzeug von innen gesehen? Die Gastronomie schloss Ende der 1990er-Jahre die Kabinentür. Auch das angrenzende Möbelhaus Holsing existierte nicht mehr und der neue Besitzer der Hallen hatte keine Verwendung für das sanierungsbedürftige Flugzeug. Gesucht wurde damals – auch mit Unterstützung der Stadt – nach einem Käufer, der die DC-6 mit einem tragfähigen Konzept an dem Standort erhalten wollte. Doch vergeblich. Weitere Ideen reichten von der Versenkung in einem Baggersee für Taucher bis hin zur Zierde in einem Privatgarten. Vieles zerschlug sich in Anbetracht der hohen Kosten für Demontage, Transport und Wiederaufbau. Verliebte konnten sich in dem Flieger das Ja-Wort geben 2003 kam dann die Lösung: Für einen Euro kaufte der inzwischen verstorbene Apotheker Johannes Mönter das Flugzeug. Er ließ es, in Einzelteile zerlegt, auf drei Tiefladern nach Bad Laer bringen. Für den nicht alltäglichen Transport mussten damals zahlreiche Verkehrsschilder demontiert werden. Unter dem Motto &bdquo;Aufbruch in neue Dimensionen" sollte die Maschine für die Versandapotheke Sanicare mit dem Logistik- und Gesundheitszentrum nebenan werben. Lackiert in den Sanicare-Farben blau und grün wurde die viermotorige Maschine so mehr als 60 Kilometer entfernt zu einem neuen Wahrzeichen. Und es zog wieder Leben ein: Die DC-6 machte sich einen Namen als &bdquo;fliegendes Klassenzimmer", Location für Kindergeburtstage und Seminare. Verliebte konnten sich in dem Flieger sogar das Ja-Wort geben. Nach dem Tod des Unternehmensgründers Johannes Mönter musste Sanicare 2012 Insolvenz anmelden. Es fand sich ein neuer Investor. Heute gehört die Maschine der Berliner Bad Laer Grundstücks GmbH & Co. KG. Die Kabinentür bleibt erst einmal verschlossen. Pläne, das Flugzeug wieder für Veranstaltungen zu öffnen, gibt es zunächst nicht. Dafür erstrahlt der Flieger von außen wieder in neuem Glanz. Nachdem der alte Sanicare-Schriftzug abblätterte und die großen Lettern des Flugzeugcafés und von Möbel Holsing wieder zum Vorschein kamen, bekam die Maschine im vergangenen Herbst einen neuen Anstrich – passend zum 2018 eröffneten Bad Laer Center als Nachfolger des Gesundheitszentrums, das unter dem Wegzug von Ärzten litt. Neuer Anstrich mit dem Logo des Einkaufszentrums In rund sechs Wochen gab eine Malerfirma aus der Region dem Flieger ein frisches Aussehen. In grauer Farbe, mit einem besonderen, witterungsbeständigen Lack und Logo und Streifen mit blauer und grüner Folie aufgeklebt, wirbt der geschichtsträchtige Flieger nun an gleicher Stelle für das neue Einkaufszentrum. In Pr. Oldendorf sind in diesen Tagen, in denen sich das Stadtbild verändert, die Erinnerungen an den einstigen Publikumsmagneten aber noch ganz präsent.

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