Dreck und Kot auf „Gnadenhof“ in Porta: Schwere Vorwürfe gegen Veterinäramt

Porta Westfalica. Auf den Fliesen befindet sich eine Mischung aus Dreck und Kot. Auch andere Bereiche im Haus sind zugemüllt und voller Exkremente. Dem &bdquo;Mindener Tageblatt“ (MT) liegen Belege vor, die den verwahrlosten Zustand auf dem Holzhauser Hof deutlich machen. Das Gelände an der Autobahn hatten Veterinär- und Ordnungsamt am Montag durchsucht und dabei mehr als 70 teils verfilzte und erkrankte Tiere sichergestellt. Die Behörden prüfen nun rechtliche Schritte gegen die Betreiber des selbst ernannten Gnadenhofs. Währenddessen steht das Veterinäramt in der Kritik, weil es zu spät gehandelt haben soll. Zu diesen Vorwürfen hat sich das Kreishaus bislang nicht geäußert. Das Kreis-Veterinäramt ist eigenen Angaben zufolge aufgrund gemeldeter Tierschutzanzeigen und eigener Kontrollen und Kontrollversuchen auf den Fall aufmerksam geworden. Neben den 43 Hunden, zehn Katzen, sechs Gänsen, vier Enten, sechs Ziegen und sieben Schweinen fand das Veterinäramt auch vier skelettierte Katzen. Ein abschließender Bericht zum Zustand aller Tiere liege noch nicht vor, schreibt die Pressestelle des Kreises. Zum ersten Artikel: 44 Hunde darunter: Tiere in Porta aus katastrophalen Zuständen befreit Fall aus Porta könnte an die Staatsanwaltschaft gehen Aktuell werde geprüft, ob der Verdacht auf eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz vorliege. &bdquo;Sollte das der Fall sein, erfolgt eine Abgabe an die Staatsanwaltschaft“, informiert Kreissprecherin Sabine Ohnesorge. Bei der Ermittlungsbehörde liegt derzeit kein Verfahren vor, teilt die Staatsanwaltschaft Bielefeld mit. Sie sei auch nicht bei der Durchsuchung am Montag beteiligt gewesen. Das Veterinäramt bestätigt, dass es in der Vergangenheit mit Bußgeldern und Verwarnungen gegen die Betreiber des Hofes vorgegangen sei. Weshalb das erfolgte und was konkret unternommen wurde, lässt die Behörde offen. Zu Nachfragen im Fall des Hofs schweigt das Veterinäramt. Mehrere Tierschützer schildern dem MT, dass sie seit mehreren Monaten der Behörde zahlreiche Hinweise zu den Mängeln auf dem Hof gegeben hätten und diese ignoriert worden seien. Von einer Mitschuld aufgrund Untätigkeit ist die Rede. Weiterer Artikel zum Gnadenhof-Fall: Tierschützer schockiert über Zustände auf vermeintlichem Gnadenhof in Porta Viele Fragen an den Kreis Minden-Lübbecke Auf diese Vorwürfe reagierte der Kreis nicht. Ebenso wollte das MT wissen, weshalb die Behörde angesichts der vielen Hinweise nicht vor der Großkontrolle ein Tierhalteverbot ausgesprochen hat und ob die Mitarbeiter überrascht von der Anzahl und dem Zustand der Tiere waren. Das MT wollte ebenso von der Behörde erfahren, weshalb sie diesmal aufs Gelände durfte und es in vorherigen Fällen nur zu Kontrollversuchen kam. Zu all dem macht das Amt bislang keine Angaben. Den Betreibern des Hofes drohen neben dem strafrechtlichen Verfahren weitere Konsequenzen. Das Portaner Ordnungsamt bestätigte dem MT, dass die Zahlen der angemeldeten und angetroffenen Hunde nicht übereingestimmt hätten. Man sei zunächst von ungefähr zehn Hunden ausgegangen, war am Montag vor Ort die Rede. Das bedeutet, dass nicht für alle Tiere eine Hundesteuer gezahlt worden ist. Ab dem dritten und jedem weiteren Hund sind in Porta jährlich 118 Euro fällig. Aus dem Portaner Rathaus heißt es, dass nun Steuernachzahlungen und ein Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten folgen könnten. Portaner Jugendamt ebenfalls bei Kontrolle am Montag Beteiligt an der großen Kontrolle am Montag war auch das Portaner Jugendamt. Ohne auf Details einzugehen, bestätigt die Behörde, reagiert zu haben, da sich neben den Tieren auf dem Hof mindestens ein minderjähriges Kind befunden hatte. In der Vergangenheit lebten dort MT-Informationen zwischenzeitlich noch zwei Kleinkinder und ein Säugling. Auch das Jugendamt soll MT-Informationen zufolge bereits vor längerer Zeit Hinweise zum Zustand dort bekommen haben. Das Jugendamt schreibt, dass es alle Hilferufe überprüfe. Das habe man auf dem Hof auch in den Jahren 2023 und 2024 so gehandhabt. &bdquo;Bei keinem der Termine vor Ort trafen die Mitarbeiter des Jugendamtes auf eine auch nur im Ansatz mit den aktuellen Zuständen vergleichbare Situation“, hält Pressesprecherin Babette Lissner fest. Mehrmals Tiere ausgebüxt? Mehrere Tierschützer glauben, dass das Veterinäramt nicht alle Tiere auf dem Hof gefunden hat. So sollen mehrere Katzen weggelaufen sein. Eine Tierschützerin vermutet, dass über die Jahre mehrere Tiere verschwunden sind und auch illegaler Handel mit ihnen betrieben worden sein könnte. Laut ihrer Recherche und dem Abgleich mit den Listen von Tierschutzorganisationen müssten auf dem Hof weit mehr als 150 Tiere gewesen sein. Mehrmals seien Hunde ausgebüxt und hätten sich im Bereich der wenige Meter entfernten Autobahn aufgehalten haben. Ob es dabei zu Unfällen kam, bleibt unklar. Probleme hatte die Betreiberin des Hofs, die die Tiere angesammelt haben soll, auch mit weiteren Tierschützern. In mindestens einem Fall ermittelte die Staatsanwaltschaft deshalb gegen sie. Nach Auskunft des Amtsgerichts Minden wurde gegen die Frau im November 2024 ein Strafbefehl erlassen. Wegen einer Unterschlagung ist sie rechtskräftig zu einer Geldbuße von 1.200 Euro verurteilt worden, berichtet Dr. Jörg Eisberg, Direktor des Mindener Amtsgericht. Gegenstand des Verfahrens war, dass die Angeklagte eine ihr von einem Tierschutzverein in Monheim überlassene Katze im Oktober 2023 nicht herausgegeben hatte. Von ähnlichen Konflikten berichten auch andere Tierschützer. Die Hofbesitzer selbst waren für das MT nicht zu erreichen. Ziege in der Gefriertruhe Auf dem Hof sollen sich zudem makabere Dinge abgespielt haben. Ein ehemals Nahestehender der Familie schildert, dass die Eigentümer zwei Wochen lang vergessen hätten, die Schweine zu füttern. In einem anderen Fall berichten Tierhalter, dass sie mehrere Ziegen bei den Betreibern des selbst ernannten Gnadenhofs auf dem damaligen Gelände in Lerbeck abgeben hätten. &bdquo;Uns wurde mitgeteilt, dass eine Ziege gestorben ist und man sie komplett eingefroren habe“, erinnert sich die Betroffene. Als Begründung soll die Betreiberin angegeben haben, dass man das Tier nach dem Umzug auf dem neuen Hof in Holzhausen beerdigen wollte. Gesetzlich ist das nicht erlaubt, da es sich bei Ziegen um Nutztiere handelt und diese von zugelassenen Unternehmen entsorgt werden müssen. Ein Bekannter der Betreiber bestätigt dieses Szenario: &bdquo;Ich war erschrocken, als da plötzlich Hufe aus der Truhe herausschauten.“ Mehr zum Fall: Tierheim stößt wegen misshandelter Hunde aus Porta an Kapazitätsgrenzen

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