Nach Schüssen in Minden-Lübbecke: Junge Intensivtäter müssen ins Gefängnis

Porta Westfalica/Minden. An diesem Abend im Kurpark glaubt der 20-Jährige, dass sein Leben ein Ende nehmen könnte. Zwei Jugendliche richten Anfang Februar eine Schreckschusswaffe auf ihn und drücken zweimal ab - sie verletzen ihn am Ohr und Auge. Ein halbes Jahr nach der Tat in Hausberge haben sich ein 16-jähriger Portaner und ein 17-jähriger Bückeburger wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Mindener Jugendschöffengericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit verantworten müssen. Wenn das Urteil rechtskräftig werden sollte, werden beide längere Zeit im Gefängnis verbringen müssen. Neben weiteren Zeugen sagte auch der Geschädigte am Donnerstag aus, der sich nach den Schüssen totgestellt habe, bis die beiden Jugendlichen flüchteten. Im Bereich des Rathauses entdeckte ein Zeuge den blutüberströmten jungen Mann und alarmierte die Polizei. Die bildete unmittelbar danach die Mordkommission &bdquo;Kur“ und vermutete ein Kapitalverbrechen. Für die Beamten war zunächst unklar, ob eine Schusswaffe benutzt worden sein könnte. Auch Spürhunde waren an diesem Samstagabend am 10. Februar im Einsatz. Lesen Sie auch: 19-Jähriger durch Schüsse in Bürgerpark in Porta Westfalica schwer verletzt &bdquo;Die Schüsse haben ihn psychisch massiv belastet. Er dachte, dass es zu Ende geht und er sterben würde“, berichten nach der Zeugenaussage die Anwälte Torsten Grotjohann und Thorsten Haupt im MT-Gespräch. Sie vertreten den 20-Jährigen und verdeutlichen, dass er eine Woche im Krankenhaus behandelt werden musste, das Trommelfell platze, eine Operation notwendig war und die Verletzung am Ohr nach wie vor nicht zu übersehen sei. Opfer hat schwere Verletzungen davongetragen &bdquo;Es war eine heftige Tat, immer noch klagt unser Mandant über Taubheit und Schwindel, auch das Auge hat Schäden davongetragen“, so Grotjohann. Die Anwälte betonen, dass sich Täter und Opfer, wenn überhaupt, vom Sehen gekannt haben könnten: &bdquo;Definitiv waren sie keine Freunde.“ Offen sei noch, wie die Juristen beim Schmerzensgeld aufgrund der Körperverletzung vorgehen wollen. Die beiden Angeklagten befanden sich nach der Tat in U-Haft. Noch bei der Festnahme unweit des Bürgerparks entdeckten die Beamten die Tatwaffe bei ihnen. MT-Informationen zufolge sind sie polizeibekannt und strafrechtlich bereits in Erscheinung getreten. Offenbar hatte jeder der beiden Angeklagten jeweils einmal auf den Portaner geschossen. Vor dem Prozess stand auch der Vorwurf des versuchten Totschlags im Raum, bei einer solchen Anklage hätte das Landgericht Bielefeld die Verhandlung führen müssen. Nach Auskunft von Dr. Jörg Eisberg, dem Direktor des Mindener Amtsgerichts, haben sich beide Täter weitestgehend geständig gezeigt. Neben der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung habe das Jugendschöffengericht mit dem Besitz der Schreckschusswaffe auch einen Verstoß gegen das Waffengesetz erkannt. Die Richter verurteilten beide am Ende zu einer Haftstrafe ohne Bewährung (zwei Jahre und zwei Monate). Der Haftbefehl gegen den 17-Jährigen sei zunächst aufgehoben werden, er darf die JVA Herford verlassen und gilt so lange frei, bis das Urteil rechtskräftig ist. Der 16-jährige Portaner befindet sich laut Eisberg in einer hessischen Einrichtung der Jugendhilfe, um die U-Haft zu vermeiden. Diese Angebote dienen dazu, jugendliche Intensivtäter unter anderem sozialpädagogisch zu betreuen. Verweilverbot im Kurpark Hausberge als Folge Als Folge dieses und weiterer Vorfälle im Bürgerpark in Hausberge hat die Stadt mittlerweile ein sogenanntes Verweilverbot erlassen. In der Zeit von 22 bis 6 Uhr dürfen sich Spaziergänger im gesamten Park nicht länger an derselben Stelle aufhalten. Konkret heißt es in der dazugehören Verordnung des Ordnungsamtes: &bdquo;Als verweilen oder sich niederlassen im Sinne dieser Verordnung gilt länger stehen zu bleiben, sich hinzusetzen, auf eine Wiese zu legen oder sich nicht zielgerichtet fortzubewegen.“ Ausnahmen kann die Stadt für Veranstaltungen erteilen. Bekanntlich befindet sich in diesem Bereich unter anderem die Konzertmuschel, an der es auch zum Vorfall mit der Schusswaffe kam. Die Verordnung hat die Stadt vor Kurzem bereits öffentlich bekannt gemacht. Sie gilt bereits seit rund zwei Wochen. Die dazugehörigen Hinweisschilder, die die Stadt parallel aufstellen wird, sollen voraussichtlich in der kommenden Woche geliefert werden. Dabei handele es sich um eine Spezialanfertigung, informiert Bürgermeisterin Anke Grotjohann (Grüne) gegenüber dem MT. Wer gegen die Verordnung der Stadt Porta verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die die Stadt bei Feststellen auch ahnden werde. Zunächst im Gespräch war sogar ein Betretungsverbot für den genannten Zeitraum. Dazu sollte Kameras den Bereich überwachen. Das Verweilverbot ist nun das mildere Mittel, um nicht zu stark in die öffentliche Parkfläche einzugreifen. Alle Maßnahmen, versichert die Bürgermeisterin, seien zuvor mit Politik und Bürgerhausverein sowie der Landesdatenschutzbeauftragten abgestimmt worden. Der Rat der Stadt hat die ordnungsbehördliche Verordnung schließlich am 24. Juni beschlossen.

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