"Warum nicht zu Aktenzeichen XY?" - Ermittlungen nach Goldraub dauern an

Porta Westfalica-Barkhausen. Noch immer kann Manuela S. (Name geändert) den 30. August 2021 nicht vergessen. Es ist jener Tag, an dem Verbrecher ihr ein Vermögen in Gold, Silber und Schmuck rauben. Geschätzter Wert der Kostbarkeiten nach Angaben des Opfers: rund 800.000 Euro. Zwei vermummte Männer hatten sie damals in ihrem Haus im Barkhauser Füllenkamp überfallen, gefesselt, geknebelt und schließlich die Sicherheitsschränke im Keller ausgeräumt. Vermögen in Edelmetallen angelegt Ihr Vermögen hatte die heute 64-Jährige vor einigen Jahren auf Anraten ihres damaligen und bereits vor dem Überfall verstorbenen Ehemanns in Edelmetallen angelegt. Der Mann war ein auch durch Online-Auftritte bekannter Edelmetall-Experte, der einen weltwirtschaftlichen Totalzusammenbruch ahnte. Manuela S. löste schließlich ihre Altersvorsorgen und Versicherungen auf und lagerte Münzen mit Einzelwerten von bis zu 2.000 Euro privat. Wie viel in Geldwert genau gestohlen wurde, kann S. nur schätzen – auch, weil Edelmetall-Werte schwanken. Die Polizei machte zur Summe aus &bdquo;ermittlungstaktischen Gründen“ keine Angaben. Wenn S. heute an den Tag zurückdenkt und darüber spricht, fasst sie das noch immer schwer an. Inzwischen hat sie sich allerdings auch auf die Ermittler der Kriminalpolizei eingeschossen. Mit deren Arbeit ist sie unzufrieden. Sie hat den Eindruck, dass mehr passieren müsste, die Polizei akribischer und mit mehr Aufwand ermitteln müsse. Die Polizei weist das deutlich zurück. Neue Erkenntnisse durch Beitrag in TV-Sendung? Vor allem eine Forderung hat sie, die sie mit einer Frage verbindet: &bdquo;Warum gehen die Ermittler nicht zu Aktenzeichen XY?“ Dabei handelt es sich um eine bekannte Fernsehsendung. In der werden besonders schwere oder knifflige Kriminalfälle szenisch nachgespielt und anschließend von einem ermittelnden Beamten vorgestellt. Auf diese Weise erhofften sich Polizei und Macher der ZDF-Sendung neue Erkenntnisse oder dass sich Zeugen melden, die bisher nicht bekannt waren. &bdquo;Mein Fall ist doch wie gemacht für diese Sendung und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass neue Erkenntnisse herauskommen könnte“, ist Manuela S. überzeugt. Gerade weil es bisher ihren Informationen nach keine heiße Spur gibt, sei es geboten, diesen Weg zu gehen. S. hat den Eindruck, dass die Polizei sich dieser Option verschließe. Das sagt die Polizei zum Stand der Ermittlungen Das allerdings weist die Mindener Kreispolizeibehörde zurück. Zunächst stünden noch die Ergebnisse von Untersuchungen des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen aus, betont Polizeisprecher Nils Schröder. Die Landesoberbehörde in Düsseldorf hat die Untersuchung und Auswertung von Spuren, die nach der Tat von der Spurensicherung genommen worden waren, übernommen. Erst nachdem diese Untersuchungen abgeschlossen seien, könne darüber befunden werden, &bdquo;inwieweit die Veröffentlichung in dem Medienformat Aktenzeichen XY zielführend ist“, betont Schröder nach Rücksprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft Bielefeld. Welchen Stand haben die Ermittlungen und welche Spuren verfolgt die Polizei derzeit? Auf diese Frage antwortet Schröder nicht konkret: &bdquo;Zu den weiteren Ermittlungen werden seitens der Staatsanwaltschaft Bielefeld derzeit keine weiteren Aussagen getroffen.“ Klar ist anhand der damaligen Spuren bisher nur, dass die als Gärtner getarnten Räuber durch ein gekipptes Kellerfenster eingestiegen waren. Die Videokamera eines Nachbarn hatte die beiden in Grün gekleideten Männer aufgezeichnet. Die Polizei nutzte die Bilder für eine Öffentlichkeitsfahndung. Ob und welche Rückmeldungen es darauf gegeben hat, berichtete die Polizei bisher nicht. Laut S. sollen die zwei Verbrecher im Haus per Funk mit einer dritten Person draußen im Kontakt gestanden haben. Die vermummten Räuber fesselten Manuela S. auf einen Stuhl, hätten sie den Schilderungen nach mit einem Messer bedroht, verbanden ihr die Augen und sperrten sie in einem kleinen, fensterlosen Lagerraum ein. Dann sollen sie die Beute in Koffern verstaut, in den Volvo XC 60 der Ausgeraubten geladen haben und geflohen sein. Flucht in anderem Auto fortgesetzt? Die Ermittler fanden das Auto später in Wietersheim und rekonstruierten, dass die Beute dort offenbar in ein anderes Auto verladen worden sein muss. In diesem anderen und bisher unbekannten Fahrzeug haben die Täter die Flucht wohl fortgesetzt. Manuela S. konnte sich nach einer Weile befreien und lief zu Nachbarn, die die Polizei benachrichtigten. S. hat den Eindruck, dass die Ermittlungen stocken, hat 50.000 Euro Belohnung ausgelobt und nie etwas von einer heißen Spur gehört oder eine einzige Münze wiedergesehen. Ob eine Ausstrahlung des Falls in &bdquo;Aktenzeichen XY“ daran etwas ändern würde? Unklar. Für S. ist es einer der letzten Strohhalme, an die sie sich klammert.

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