Familienangehörige am Rand des Sees: Wie die Suche nach den Vermissten lief

Porta Westfalica/Löhne/Bad Oeynhausen. Das Bild bietet eine trügerische Idylle. Im Hintergrund grüßt das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, der Fernsehturm ragt wie immer aus dem Jakobsberg heraus, Propellermaschinen starten vom Flugplatz. Wieder verlocken am Montag heiße Temperaturen zum Baden – was aber in dem Baggersee sichtbar gekennzeichnet verboten ist. Rund 50 Familienangehörige und Freunde stehen am Rand des Gewässers, in dem ihre Liebsten verschwunden sind. Gebannt schauen sie auf den See mit einem Boot der Wasserschutzpolizei. Auch ein Leichenspürhund ist mit dem Team auf dem Wasser unterwegs. Schlägt er an? Diese Frage stellen sich alle Anwesenden. Und als das Boot wieder an Land kommt, liegt die Anspannung fast in der schwülen Luft. Mehrere Verwandte gehen direkt auf die Polizisten zu und wollen Gewissheit. Gibt es Spuren von den beiden seit Sonntag Vermissten, einem 27-Jährigen aus Löhne und einer 26-Jährigen aus Bad Oeynhausen? Nach einer Stunde hat das Tier aus Stukenbrock keinen menschlichen Körper gerochen. Dass es sich um einen Leichenspürhund handelt, zeigt: Die Hoffnung, beide lebendig zu finden, schwindet. Suche am Mittwoch mithilfe einer Unterwassersonde Für die Polizei endet die Suche am Montag gegen 13 Uhr. &bdquo;Wir prüfen, ob wir nicht weitere technische Mittel nutzen können“, sagt Polizeisprecher Thomas Bensch. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Bielefeld und der Polizeitauchergruppe Bochum setzt die Polizei am Mittwoch mithilfe einer Unterwassersonde die Suche fort. Taucher will die Polizei am Montag nicht einsetzen. &bdquo;Das wäre zu gefährlich, es gibt Strömungen und Seile im Wasser für den Abbau“, erklärt Thomas Bensch. Bereits am Sonntag hat die Feuerwehr Boote am Maschweg eingesetzt. Taucher suchten vom Ufer und von den Booten aus im See nach den Vermissten. Laut Polizei mieden die Experten die gefährlichen Bereiche. Der Baggersee befindet sich ganz in der Nähe des Großen Weserbogens und fällt am Ufer steil ab. Manche Stellen sind bis zu 30 Meter tief. Wie Michael Horst, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Porta Westfalica, berichtet, herrschte am Sonntag unter Wasser schlechte Sicht. Deswegen nutzten die Helfer neben einem Polizeihubschrauber aus Dortmund auch eine Drohne mit Wärmebildkamera und ein Sonargerät, das mit Schall nach den Vermissten suchte. Gegen 21 Uhr beendeten die 68 Kräfte, darunter auch das DLRG und ein Notfallseelsorger, die Suche. Der 27-Jährige und die 26-Jährige waren auf dem See mit Luftmatratzen unterwegs. Bei dem Teich handelt es sich um ein Betriebsgelände. Betreten und Baden ist verboten, entsprechende Schilder weisen darauf hin. Beide Vermisste hätten dann um Hilfe gerufen, heißt es von der Feuerwehr, kurz darauf waren sie nicht mehr zu sehen. Zwei Menschen, 21 und 25 Jahre alt, versuchten noch, die Unglücksstelle schwimmend zu erreichen, so die Polizei. Da beide die Verunglückten nicht mehr orten konnten, brachen sie ihren Rettungsversuch ab. Eine 25-Jährige wählte derweil den Notruf. Später fand die Polizei an einer Bucht persönliche Gegenstände und die Kleidung der Vermissten. Viele gehen in dem Baggersee baden Viele missachteten die Verbotsschilder, berichtet ein Angestellter des Kiesunternehmens, dem der Teich gehört. Der Mann möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen und sagt vor Ort, dass das Ufer regelmäßig vermüllt sei. Manche der Badenden würden gar von den Wasserbaggern springen. &bdquo;Besonders gefährlich ist, dass die Temperatur im Teich enorm schwankt.“ Riskant sei es, wenn jemand einen Krampf bekommt und der Körper nicht mehr mitmacht. Auch DLRG-Bezirksleiterin Rosemarie Kellermeier warnt davor: &bdquo;Dieser See ist besonders tückisch, da er Steilhänge hat und diese abrutschen können.“ Menschen könnten solche Situationen nicht üben. &bdquo;Wird es plötzlich kalt, droht der Herzstillstand.“ Kellermeier appelliert, die Kiesteiche nicht zu benutzen. Es bestehe Lebensgefahr, vor allem dann, wenn sich Schwimmer überschätzen. Ganz in der Nähe ereignete sich im Sommer 2019 ebenfalls ein Badeunfall – am Baggersee an der Straße &bdquo;Zu den Teichen“. Ein Jugendlicher ignorierte damals die Verbotsschilder, sprang dort in der Nähe der Insel ins Wasser und stieß mit dem Kopf gegen ein Hindernis. Dabei verletzte er sich schwer, auch der Rettungshubschrauber &bdquo;Christoph 13” wurde damals alarmiert.

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