Ist ein Minden-Lübbecker Bankräuber zu gefährlich, um entlassen zu werden?

Petershagen/Münster. Noch befindet sich der Petershäger Jörg R. hinter Schloss und Riegel. Zu elf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilte ihn das Landgericht Bielefeld im Februar 2018. Ob der mehrfach vorbestrafte Straftäter nach dem Verbüßen der Strafe jedoch wieder in Freiheit kommt, bleibt offen. Denn: Der 56-Jährige muss sich erneut ab dem 18. Oktober vor dem Landgericht Münster verantworten. Ihm droht die Sicherheitsverwahrung. Der Bankräuber ist bisher drumherum gekommen, eine solche Maßnahme stand bislang immer auf Messers Schneide. Das Landgericht sprach sich in einem ersten Urteil dagegen aus, die Staatsanwaltschaft legte Rechtsmittel ein. Dadurch musste eine andere Kammer in Bielefeld die Entscheidung erneut prüfen und entschied sich aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens wieder dagegen. Erneut ließ die Staatsanwaltschaft mit einer Revision nicht locker. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Bielefelder Urteil wegen Rechtsfehlern nun abgelehnt und an die 3. Große Strafkammer des Landgerichts Münster zurückverwiesen. Der Fall wird also neu aufgerollt. Vom Spezialeinsatzkommando gestellt Seit seiner Jugend ist Jörg R. straffällig und saß bereits mehrere Jahre unter anderem wegen Eigentumsdelikten und Körperverletzung im Gefängnis. Im Mai 2015 überfiel der Dachdecker mit seinem Stiefsohn die Volksbank im Mindener Stadtteil Kutenhausen und erbeutete 90.000 Euro. Die Mitarbeiter bedrohte er mit einer Waffe, zwang sie, den Tresor zu öffnen und schlug den Hausmeister nieder. Ein weiterer Überfall folgte im Februar 2015 in Rinteln und im März in Hohnhorst nahe Stadthagen, wo die Polizei den Stiefsohn schnappte und Jörg R. entkam. Im April wiederholte er einen solchem maskiert und mit einer Waffe in Ottenstein (Landkreis Holzminden). Mit einem anderen, inzwischen verstorbenen Komplizen aus Bünde entwendete er dort 37.680 Euro und fesselte die Bankmitarbeiter. Ohne Beute blieben sie im Juni 2016 in Hilgermissen (Landkreis Nienburg), wo sie einen Alarm auslösten und ein Spezialeinsatzkommando sie festnahm. Kriminalbeamte aus Minden und dem angrenzenden Niedersachsen erkannten ein Muster hinter den Überfällen auf überwiegend ländlich gelegene Bankfilialen. Die Ermittler setzen ein mobiles Einsatzkommando auf Jörg R. an, installierten GPS-Sender an seinem Auto und Mikrofone im Innenraum. Bei der Bankraubserie erbeuteten die Räuber insgesamt 131.000 Euro und schreckten nicht davor zurück, Bankmitarbeiter zu schlagen. Zu wenig Beweise Gegen Jörg R. ermittelten Polizei und Staatsanwaltschaft auch aufgrund eines Totschlagverdachts. Er war gemeinsam mit seiner Ehefrau angeklagt, den nach wie vor spurlos verschwundenen Masseur Karl Friedrich Meyer aus Hüllhorst umgebracht und beseitigt zu haben. 2015 wurde das Paar jedoch aus Mangel an Beweisen von dem Vorwurf freigesprochen und Jörg R. aus der Untersuchungshaft entlassen. Schon bald setzte er seine kriminelle Karriere als Bankräuber fort und landete wieder im Gefängnis. Nun steht erneut die Sicherheitsverwahrung im Raum: Die würde bedeuten, dass die Justiz nach wie vor eine Gefahr in Jörg R. sieht. Der Bankräuber sagte während des Prozesses im August 2021, als es darum und weitere zukünftige Straftaten ging: "Der Gedanke, im Gefängnis zu sterben, schreckt mich ab. Ebenso das Wissen, bereits bei der nächsten kleineren Tat für den Rest meines Lebens ins Gefängnis zu kommen." Die Sicherheitsverwahrung kann einen lebenslangen Freiheitsentzug bedeuten und kommt bei mehrmals verurteilten Straftätern wie Jörg R. in Frage. Die Gerichte müssen dann jährlich den Status in Gutachten überprüfen und das Sicherheitsrisiko einordnen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts befanden sich 2022 in Deutschland 604 Menschen in Sicherungsverwahrung, darunter Mörder und Sexualstraftäter. Auch beim Hiller Dreifachmörder Jörg W. und beim Axtmörder von Kalletal haben Gerichte eine solche Verwahrung angeordnet.

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