Gasumstellung mit Folgen: Mindener Hausbesitzer fühlt sich von Stadtwerken im Stich gelassen

Minden. &bdquo;Das ist meine Altersvorsorge“, sagt Ulrich Krumme und zeigt auf das Zweifamilienhaus in der Graf-Wilhelm-Straße. Das hat der 69-jährige Mindener vor vielen Jahren von seinen verstorbenen Eltern geerbt und vermietet dort aktuell zwei Wohnungen - an ein Paar und an eine Familie mit Kindern. Vor Ort zeigt sich das gute Verhältnis, das der verrentete Lehrer zu den Mietparteien hat. Ganz anders sieht es jedoch mit den Mindener Stadtwerken aus. Von denen ist Krumme seit der Gasumstellung im Sommer dieses Jahres enttäuscht und verärgert. Was ist passiert? In seiner Immobilie gab es im Rahmen der Umstellung von L- auf H-Gas große Probleme, berichtet Krumme. &bdquo;Angefangen bei der Terminfindung, über viel verlorene Zeit und eine fehlerhafte Umrüstung meiner Heizung bis zu 300 Euro Kosten, die ich offenbar nicht ersetzt bekomme“, listet der ehemalige Englisch- und Physiklehrer des Mindener Besselgymnasiums auf und sagt: &bdquo;Man sollte sich nicht alles gefallen lassen und sich auch wehren.“ Deshalb habe er auch den Schritt in die Öffentlichkeit gewählt. Die Probleme fingen schon bei der Terminfindung an Er ärgere sich darüber, dass die Stadtwerke keinerlei Einsicht zeigen, dass dabei - seiner Meinung nach - fast alles falsch lief. Das hat Krumme, genau wie alle weiteren Probleme und Kontaktversuche, genauestens dokumentiert. Bereits vor der Umstellung habe er im Juli trotz zweier vereinbarter Termine stundenlang auf einen Monteur gewartet. &bdquo;Beide Male war ich angeblich nicht zu erreichen“, berichtet Krumme. Dass dies nicht der Fall war, teilte er auch den Stadtwerken mit, fühlte sich aber nicht ernst genommen. Erst beim dritten vereinbarten Termin erschien schließlich am 11. August ein Monteur. Lesen Sie auch: Allzeithoch bei Heizkosten: Fernwärme deutlich teurer als Gas Stadtwerke bestätigen: Kein Einzelfall Dass Ulrich Krumme kein Einzelfall ist, bestätigt Alina Gödeke als Pressesprecherin der Mindener Stadtwerke. &bdquo;Wir wissen bisher von circa 20 Fällen, bei denen Termine durch unsere Dienstleister nicht wahrgenommen wurden“, teilt sie auf MT-Anfrage mit. &bdquo;Das ist sehr ärgerlich, sowohl für die Gasnutzer als auch für uns. Wir können uns nur in aller Form entschuldigen und darauf hinweisen, dass wir bereits umfangreiche Maßnahmen in die Wege geleitet haben, um solche Probleme zukünftig zu vermeiden.“ So sei die Kundenkommunikation verbessert, Ressourcen im Erdgasbüro aufgestockt und die Interaktion mit den Installateuren intensiviert worden. Mit der Umrüstung einen Tag vor dem Schalttermin von H-Gas auf L-Gas ging die Odyssee für Ulrich Krumme jedoch weiter, wie er berichtet. Da sich die beiden Gasarten unterscheiden, müssen die Heizungen an die neue Qualität angepasst werden, teilen die Stadtwerke zu dem Mammutprojekt mit. &bdquo;Am 12. August wurde umgestellt, am 14. August riefen mich die ersten Mieter an, dass das Wasser kalt bleibt“, berichtet er. Bei Ulrich Krummes Haus handelt es sich um eine Heizung des Herstellers Viessmann. &bdquo;Die läuft seit 2007 und das mit wenig Störungen“, sagt Krumme, der zum Vor-Ort-Termin auch seinen befreundeten Installateur eingeladen hat, der sich um Krummes Heizung kümmert und als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet gilt. Das bestätigten dem Mindener Tageblatt mehrere heimische Fachbetriebe auf Nachfrage. Eine Zünddüse vergessen? &bdquo;Der Monteur hat vergessen, die Zünddüse des Zündbrenners zu tauschen. Das ist bei manchen Geräten zusätzlich zu den drei weiteren Hauptbrennerdüsen notwendig“, versichert der befreundete Experte, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Das sei ihm aufgefallen, als er von Krumme um Hilfe gebeten wurde, weil die Heizung Probleme machte. Zuvor hatte ein von den Stadtwerken beauftragter Monteur Krumme mitgeteilt, dass der gesamte Zündbrenner defekt sei und getauscht werden müsse. &bdquo;Ich solle mir ein Wartungsset kaufen“, erinnert sich der betroffene Mindener. Die Stadtwerke stellen den Vorgang ähnlich dar. &bdquo;Im Rahmen der Anpassung auf die neue Gasqualität wurden in dem genannten Fall am 11. August drei Düsen getauscht“, berichtet Alina Gödeke. Kurze Zeit später habe es eine Störung an der Anlage gegeben. Bei einer Prüfung stellte ein Monteur schließlich fest, dass die Störung nicht im Zusammenhang mit den Anpassungsarbeiten stehe und daher ein Installateurunternehmen beauftragt werden muss. &bdquo;Da wusste ich ja noch nicht, dass vier Düsen getauscht werden müssen. Aber damit geben die Stadtwerke den Fehler ja indirekt zu“, sagt Krumme zu der Darstellung. Lesen Sie auch: Die Unsicherheit der neuen Öl- und Gasheizung Passendes Set für 300 Euro erworben Unter großen Schwierigkeiten sei es ihm gelungen, einen Fachhändler zu finden, der das passende Set besorgen konnte. Kostenpunkt: 301 Euro und sieben Cent. &bdquo;Die habe ich bis heute nicht wiedergesehen.“ Laut der Stadtwerke hat dies einen Grund: &bdquo;Der Kunde wurde darauf hingewiesen, dass der ausführliche Arbeitsbericht des Installateurs als Nachweis für unseren Dienstleister und eventueller Kostenübernahme in unserem Erdgasbüro eingereicht werden muss. Das ist bis heute nicht erfolgt.“ Weil es sich um einen Freundschaftsdienst handelte, liege ein solcher Arbeitsbericht nicht vor, betont Krumme. &bdquo;Ich hätte in der Kürze der Zeit auch gar keine andere Firma bekommen. Alle, die ich anrief, meinten, dass sie frühestens in einer Woche könnten“, schildert der 69-Jährige sein Problem. Mit Blick auf seine Mieter habe er schnell handeln wollen - und so seinen Freund um Hilfe gebeten. Dass er auf dem Geld deshalb nun möglicherweise sitzen bleibt, sei dann eben so. Der Mindener ärgert sich vor allem, weil sich beim Einbau durch den befreundeten Fachhandwerker herausstellte, dass die Zündelektrode nicht - wie vom Monteur behauptet - defekt war. &bdquo;Das habe ich extra getestet, aber trotzdem das neue Teil eingebaut“, sagt der Fachmann: &bdquo;So hat man jetzt ein Ersatzteil, wenn etwas passieren sollte.“ Für Krumme ist das nur ein schwacher Trost, denn die kleine Düse hätte allein nur wenige Euro gekostet und letztlich auch vom von den Stadtwerken beauftragten Monteur eingebaut werden müssen. &bdquo;Anhand der nicht gewechselten Dichtungen hat man gesehen, dass dieses Puzzlestück übersehen worden war“, versichert der befreundete Installateur des Mindeners und zeigt die Düse, die vor seinen Arbeiten auf dem Zündbrenner saß und dem MT nun vorliegt. Anhand der Typnummer ist zu sehen, dass sie für das alte L-Gas vorgesehen ist. &bdquo;Die richtige H-Gas-Düse mit einer anderen Typennummer habe ich dann erst eingebaut.“ Ulrich Krumme ist und bleibt enttäuscht aufgrund der fehlenden Kulanz des Unternehmens, während die Stadtwerke betonen: &bdquo;Ergibt die Prüfung der Fehlerursache die Verantwortung eines Projektdienstleisters, trägt dieser auch die Folgekosten.“ Nur: &bdquo;In dem vorliegenden Fall ist dies jedoch nicht geklärt.“ Auch das liege an dem nicht vorgelegten Arbeitsbericht, heißt es. Wie es nun weitergeht, ist unklar. Ulrich Krumme glaubt, dass es viele weitere Fälle wie seinen gibt. &bdquo;Da bin ich mir ganz sicher. Viele hatten nur nicht das Glück, das Problem selbst ermitteln zu können“, sagt er. Laut der Stadtwerke sind im Rahmen der Qualitätssicherung allerdings keine systematischen Fehler festgestellt worden. &bdquo;In Einzelfällen hat die Qualitätssicherung direkt den zuständigen Installateur benachrichtigt. Die betroffenen Monteure wurden entsprechend nachgeschult.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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