Youtuber verschickt sich selbst per Schiff und landet am Mindener Hafen

Minden. Selbstversuche sind in den sozialen Netzwerken keine Seltenheit: Reisen ohne jegliches Budget, eine Woche auf einem Containerschiff leben - oder sich direkt selbst als Fracht auf einem solchen verschicken. Das hat der 22-jährige Lewin Ray Wester aus Eningen, einem kleinen Dorf in der Nähe von Tübingen, für sein neustes Youtube-Video ausprobiert. Mehr als 13 Stunden war er im Container unterwegs - wohin genau, wusste er allerdings selbst nicht. &bdquo;Jetzt die Frage aller Fragen - wo sind wir eigentlich?“, endet das Video des Youtubers mit 1,62 Millionen Abonnenten. Nach einem kurzen Blick aufs Handy ist der letzte Satz: &bdquo;Hä, in Minden?“ Wester bekommt telefonisch mehrere Absagen beim Versuch, sich selbst als Fracht anzumelden. Als er persönlich zu einem Hafen in seiner Wahlheimat Köln fährt, bekommt er eine weitere Absage. Schließlich startet er einen Aufruf über Instagram, 313 Tausend Menschen folgen ihm dort - und bekommt den Zuschlag. Einer seiner Follower sei Schifffahrer und könne ihn zufällig mitnehmen. Auf eine Gesprächsanfrage des MT hat Wester bislang nicht reagiert. Im Video sagt er, die beiden hätten nicht geklärt, wohin die Fahrt gehen würde. Er wäre letztendlich einfach froh gewesen, jemanden gefunden zu haben, dass er nach dem Ziel nicht mehr gefragt hat. Nicht der erste Selbstversuch Der Container-Ausflug auf dem Schiff ist eine Fortführung eines der beliebtesten Videos Westers: &bdquo;Ich verschicke mich als Paket“ mit fast 3,5 Millionen Aufrufen. In diesem lässt er sich in einer Kiste etwa sechs Stunden lang mit einer privaten Spedition von Baden-Württemberg nach Köln fahren. Auf dem Youtube-Kanal des 22-Jährigen findet sich ausschließlich Unterhaltungscontent für Kinder und Jugendliche: Challenges, Tests von viralen Tiktok-Produkten, Streiche und Selbstversuche. Die unübliche Schiffsreise ist als Nacht- und Nebelaktion inszeniert, zwischenzeitlich wird eine Warnung eingeblendet: &bdquo;Die in diesem Video gezeigten Inhalte wurden ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken durchgeführt und von geschulten Fachleuten begleitet. Bitte versucht keine dieser Aktionen eigenständig nachzumachen. Zu keiner Zeit bestand für die Beteiligten eine Gefahr.“ Weitere Mitarbeiter nicht eingeweiht? Um 2 Uhr nachts steigt der Youtuber in den Container ein, flüstert, er müsse leise sein, um unbemerkt zu bleiben. Der Schifffahrer wäre zwar bereit, ihn mitzunehmen, beim Verladen sollte ihn allerdings keine weiteren Mitarbeiter hören. Es scheint, als wäre niemand sonst in den Plan eingeweiht. Schließlich wird er mit einem Lkw abgeholt, der ihn zu einem Hafen bringen soll. Mit dem Fahrer redet Westers Vater: &bdquo;Nicht wundern, ich werde hinterherfahren und die Abwicklung vor Ort am Hafen erledigen.“ Kennzeichen und Gesicht des Fahrers sind zwar unkenntlich gemacht, der Name eines Abschleppdienstes steht dennoch groß auf dem Fahrzeug. Westers Kameramann nimmt Aufnahmen vom Container von außen auf und zeigt, wie er umgeladen wird und auf dem Laster mitfährt. Lesen Sie auch: Mehr als reine Selbstdarstellung: Vier Bielefelder Influencer im Fokus Container ausgebaut inklusive Playstation 5 und Flachbildschirm &bdquo;Eins der aufwendigsten, teuersten und krassesten Projekte, die wir jemals gemacht haben“, sagt Wester im Video. Den Container habe er selbst gekauft, liefern und herrichten lassen. Der Innenraum ist so umgebaut, dass er letztendlich ein kleines, fensterloses Apartment beherbergt. &bdquo;Schöner als meine echte Wohnung“, lacht er. Neben einem Hochbett, Sofa und Toilette hat der 22-Jährige sogar eine Playstation 5 und einen Flachbildschirmfernseher für den Container besorgt. Als die Fahrt losgeht, wackelt dieser ordentlich an der Containerwand. Getarnt ist das Ganze mit einer Geheimtür: Wird der Container geöffnet, ist eine Wand aus Kartons, die Schokoladentafeln zeigt, sichtbar. Die Glaubhaftigkeit der Aktion zweifeln einige Personen in den Kommentaren des Videos an. Dass die vermeintliche Ladung und das Gewicht nicht zusammenpassen, müsste auffallen. Und ein Container ohne Frachtpapiere sollte gar nicht erst mitgenommen werden. Der Vorwurf: das Video sei gestellt. Zumindest der Container ist mit Sicherheit in Minden angekommen. &bdquo;Wir können bestätigen, dass ein solcher Container für Werbezwecke im Regioport angekommen ist. Eine Person ist nicht bei uns im Terminal ausgestiegen“, sagt Björn Riesner, Leiter der Hafenbetriebe Minden auf MT-Anfrage. &bdquo;Der Container wurde direkt auf einen LKW verladen.“ Im Video ist zu sehen, wie Wester am Hafen ankommt und ruckelig auf einen LKW verladen wird. Als der 22-Jährige aussteigt, befindet sich der Container auf dem Transporter. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen