Aus für Sør in Minden-Lübbecke: Filiale des insolventen Herrenausstatters schließt bald

Minden. Unübersehbar steht in großen, grünen Lettern auf orangenem Hintergrund geschrieben: &bdquo;Wir schließen in Minden.“ Während darunter ein großes Prozentzeichen auffällig auf die Rabatte des Räumungsverkaufes hinweist, übersieht man die drei goldenen Buchstaben &bdquo;Sør“ über dem Modegeschäft in der Bäckerstraße 31 leicht. Bald werden sie dort auch nicht mehr zu finden sein – die Filiale des insolventen Herrenausstatters wird zum Herbst in Minden für immer schließen. Damit geht in der Innenstadt eine Ära zu Ende – denn schließlich ist das Unternehmen dort schon seit mehr als 60 Jahren ansässig. 1961 übernahm der Oelder Geschäftsmann Egon Rasche das erst zwei Jahre zuvor gegründete Modegeschäft &bdquo;Erwie“ von Mindener Ernst Wiese. Bereits seit den 1970er Jahren ist das Modegeschäft unter dem Namen &bdquo;Sør“ bekannt – wurde aber von vielen Mindenern als &bdquo;S&R“ bezeichnet. Seit jeher gibt es dort Mode für Männer, inzwischen auch für Frauen. Doch das nicht mehr lang, wie aus dem Inneren der Filiale zu hören ist. &bdquo;Bald ist’s vorbei“, sagt eine Mitarbeiterin wehmütig. 30 Menschen verlieren ihre Arbeitsplätze Wie es mit ihr weitergeht, wird sich herausstellen: Von den ursprünglich rund 100 Mitarbeitern im Unternehmen werden etwa 30 durch die Schließungen ihren Arbeitsplatz verlieren. In Minden sind insgesamt vier Mitarbeiter betroffen, wie Sør-Geschäftsführer Oliver Lübbenjans gegenüber dem MT mitteilt. Es handele sich um eine Vollzeitkraft und drei in Teilzeit angestellte Personen. Da die Sozialauswahl mit den Mitarbeitern der Mindener Filiale noch laufe, möchte Lübbenjans auf die Frage, ob diesen ein Angebot zur Weiterbeschäftigung in einer anderen Filiale gemacht worden ist, aus Datenschutz-Gründen keinen Kommentar abgeben. Die Schließung der Mindener Filiale ist Teil des laufenden Eigenverwaltungsverfahrens der Sør-Betreiberin Bonavest GmbG, welches das Amtsgericht Mönchengladbach bereits Anfang Juni bestätigte. Nun steht fest, dass neben dem Geschäft in der Weserstadt sieben weitere Filialen in Deutschland geschlossen werden. Dies gab das Unternehmen in einer Pressemitteilung bekannt. In dieser geht das Unternehmen auch auf den Inhalt des von den Gläubigern einstimmig verabschiedeten Sanierungsplanes der insolventen Modekette ein. &bdquo;Trotz Vereinbarungen mit den Vermietern kann die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Standorte nicht nachhaltig gewährleistet werden“, heißt es. Der Sanierungsplan sieht vor, dass die Bonavest GmbH durch die Schließungen unrentabler Filialen und die Straffung der Belegschaft wieder in die Gewinnzone geführt werden soll. Das bedeutet das Aus für die Filialen in Aachen, Baden-Baden, Frankfurt am Main, Köln, Minden, Münster, Oberstdorf und Wiesbaden. All diese Geschäfte werden zum Herbst schließen. Standorte in Bielefeld, Paderborn und Hannover bleiben Für die elf verbleibenden Standorte gibt es einen klaren Zukunftsplan, der insbesondere auf die &bdquo;exponierten Innenstadtlagen sowie ausgewählten Urlaubsstandorten” der Geschäfte setzt, heißt es. Dabei handele es sich um die Filialen in Berlin, Bielefeld, Garmisch-Partenkirchen, Hamburg, Hannover, Norderney, Oldenburg, Paderborn, Rottach-Egern, Sylt und Timmendorfer-Strand. Zudem soll der Onlineshop des Unternehmens uneingeschränkt fortgesetzt werden. Sør hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Das Unternehmen geriet bereits 2019 mit 60 Filialen in eine Schieflage. Damals verkaufte der Eigentümer Dr. Dr. Thomas Rusche eine über Generationen aufgebaute Kunstsammlung, um die digitale Transformation des Unternehmens zu finanzieren. Zu den Kunstwerken gehörten Werke von Neo Rauch und Norbert Bisky. Die spektakuläre Aktion machte bundesweit Schlagzeilen und sorgte für Millioneneinnahmen. Trotz aller Bemühungen meldete Sør Anfang 2020 erstmals Insolvenz an. Rusche zog sich aus der Geschäftsführung zurück. Anfang 2021 übernahm der Eigentümer des Mönchengladbacher Hemden- und Blusenhersteller van Laack, Christian von Daniels, mit seinem Unternehmen Bonavest den Filialisten.

Meistgelesen