Second-Hand-Showroom: Trödel-Trio eröffnet "Vintage Kombinat Minden"

Minden. Der erste Samstagmorgen des Monats, es ist gerade einmal sechs Uhr und am Johanniskirchhof in Minden bauen die ersten Händler beim Büz-Flohmarkt ihre Stände auf. Zu diesem Zeitpunkt führen Tim Jendrny (32), Kim-Marvin Rolfes (34) und Michel Wanek (38) schon erste Kaufverhandlungen. Das heimische Trödel-Trio ist nicht nur auf dem Flohmarkt auf der Suche nach extravaganten und besonderen Waren, sondern klappert auch Haushaltsauflösungen ab, durchforstet das Internet und fährt seit Jahren in jedem Urlaub Second-Hand-Shops an. Nun ist aus dem Hobby mehr geworden: die drei haben das Vintage Kombinat Minden gegründet. &bdquo;Es ist schon eine Sucht“, sagt Rolfes über das gemeinsame Hobby. Die drei Freunde haben einen Großteil ihrer Wohnungen mit ihren Errungenschaften eingerichtet und sind mit der Zeit immer professioneller in der Stöberleidenschaft geworden. &bdquo;Wir haben so viel gelernt und tun es noch immer“, sagt Tim Jendrny. Jetzt soll als dem Hobby ein Geschäftsmodell werden. An diesem Samstag öffnen die drei Mindener nämlich ab 11 Uhr die Türen zu ihrem rund 200 Quadratmeter großen und im Industrial-Design gehaltenen Lagerraum in der Uferstraße 1b und stellen erstmals für die Öffentlichkeit ihr neues Geschäft zwischen Innenstadt und Bahnhof vor. Feste Öffnungszeiten gebe es nicht, ein Besuch sei bei Interesse nach Absprache per Mail an vintagekombinatminden@gmail.com möglich. &bdquo;Perspektivisch wollen wir es einmal im Monat für ein paar Stunden öffnen. Viel mehr sei auch nicht möglich, wie Rolfes betont. Die drei Mindener sind alle in sozialen Berufen tätig, das Second-Hand-Geschäft läuft nebenbei. &bdquo;Tim und ich arbeiten in Teilzeit, Michel in Vollzeit und so machen wir viel in unserer Freizeit“, erklärt Kim-Marvin Rolfes. Er selbst hat schon Erfahrung mit dem An- und Verkauf von Designermode gesammelt und präsentiert seine Stücke unter dem Namen &bdquo;Bergfest Archive“ auch in den Räumlichkeiten in der Uferstraße. &bdquo;Wir glauben, dass wir mit unserem Angebot einen Nerv treffen könnten“ Wie viel Zeit für ihr Hobby draufgeht, können sie nicht beziffern. &bdquo;Es ist weniger, als man denkt, aber es kommt schon einiges zusammen. Verkaufsgespräche, Papierkram, Versand“, zählt Jendrny auf. In den nächsten Monaten wollen die Mindener schauen, wie ihr Projekt angenommen wird und ob sich die Investition in das Geschäft lohnt. &bdquo;Wir glauben, dass wir mit unserem Angebot einen Nerv treffen könnten“, sagt Tim Jendrny. Das Trio legt dabei großen Wert darauf, dass ihre Produkte nicht an jeder Ecke zu finden sind. &bdquo;Es sind viele Schätze dabei und unser Anspruch ist es, dass hier alle Sachen cool sind. Woanders findet man mit Glück ein besonderes Teil, sortiert aber 99,9 Prozent aus. Das wird bei uns anders sein“, verspricht Jendrny. Er beschäftigt sich mit allen angebotenen Waren, ist aber besonders Experte für die Fußballtrikots. &bdquo;Es wird viele Retro-Modelle geben“, kündigt er für Samstg an. Dann werde es auch Getränke geben und ein DJ legt Funk-Musik auf. Dass sie den imposanten Lager- und Schauraum überhaupt mieten konnten, sei mehr oder weniger Zufällen zu verdanken. &bdquo;Ich wohne in der Nachbarschaft und habe immer hier reingeschaut und mir vorgestellt, wie es aussehen könnte“, erzählt Kim-Marvin Rolfes. Über mehrere Umwege sei dann der Kontakt zum Vermieter entstanden, der von der Idee der drei Freunde begeistert war. &bdquo;Zuvor stand das hier 20 Jahre leer. Hagemeyer soll hier mal Sachen gelagert haben“ so Rolfes. Seit dem 1. Juni stapeln sich in dem lichtdurchfluteten Raum nun alte Fußballtrikots der 90er und 2000er Jahre, verschiedenste Möbel aus dem 50er, 60er und 70er Jahren sowie etliche Kleidungsstücke wie etwa von Stone Island, CP Company, Carlo Colucci oder Iceberg. Auch auf Instagram vertreten Bereits jetzt bieten die drei Freunde, die sich fast ihr halbes Leben lang kennen, viele ihrer Waren im Internet an. Neben der Präsentation auf dem Instagram-Kanal &bdquo;vintagekombinatminden“, inserieren sie die Produkte über ein Kleinanzeigen-Portal. Neben dem Verkauf sind Jendrny, Rolfes und Wanek auch weiter auf der Suche nach besonderen Möbeln, Kleidungsstücken und weiteren extravaganten Waren, um ihr Angebot stets auszubauen. Schon vor der Eröffnung konnten erste Kunden einen Blick in das Lager werfen. &bdquo;Es war gerade jemand aus Hannover da, für einen Sessel haben wir eine Anfrage aus Kanada“, erklärt Kim-Marvin Rolfes. Bei dem grünen Sessel handelt es sich um ein von Grete Jalk designtes Möbelstück der dänischen Firma France&Son. Der stolze Preis: 790 Euro. &bdquo;Damit sind wir aber sogar recht günstig. Online gibt es sie kaum und ein Doppelpack wird woanders für 2.000 Euro angeboten“, sagt der 34-Jährige. Zeitgleich stellt das Trio klar, dass es nicht nur hochwertige Vintage-Möbel anbietet, die schnell mal mehrere Tausend Euro kosten können. &bdquo;Es gibt aber auch genug Mobiliar, das von keiner bekannten Marke oder keinem besonderen Designer ist, sondern unserer Meinung nach einfach nur schön aussieht“, sagt Jendrny und verweist auf Tische, Kommoden oder Sideboards, die eher im unteren dreistelligen Eurobereich zu finden sind. Dabei ist den Mindenern auch wichtig, dass bei ihrem Angebot das Heimatgefühl und ein besonderer Lokalkolorit nicht fehlt. So hängen Bilder der Weser an den Wänden, stehen Gläser der Aktien-Brauerei Feldschlösschen neben alten Porzellan-Filtern von Melitta im Schrank und werden Stühle angeboten, die von der Firma Drabert in Minden produziert wurden und heute im New Yorker Guggenheim Museum ausgestellt werden. &bdquo;Jedes Stück erzählt seine eigene Geschichte und wir freuen uns, wenn man merkt, dass wir hier mit viel Liebe zum Detail alles zusammenstellen“, sagen die Mindener und beschreiben ihr Geschäft folgendermaßen: &bdquo;In diesen schnelllebigen Zeiten der Wegwerfkultur soll unser Sammelsurium ein Gegenentwurf dazu und eine Hommage an die Qualität und Exklusivität der Vergangenheit sein.“

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