Bis zu 9 Stunden Wartezeit

Notaufnahme in Minden: Klinikum appelliert, nur mit schweren Erkrankungen zu kommen

In der Notaufnahme im Johannes-Wesling-Klinikum kommt es zu langen Wartezeiten. Rund 150 Patienten würden sich dort derzeit täglich vorstellen.

In der Notaufnahme selbst werde zur Behandlung der Patienten eine Triage angewendet. | © Heike von Schulz

19.12.2022 | 19.12.2022, 16:32

Minden. Aktuell kommt es in der Notaufnahme im Johannes-Wesling-Klinikum zu langen Wartezeiten. Wie die Pressestelle der Mühlenkreiskliniken mitteilt, müssten Patienten mit leichten Erkrankungen wie hohem Fieber, kleineren Schnittverletzungen oder Harnwegsinfekten derzeit bis zu neun Stunden warten, um von einem Arzt behandelt zu werden. Der Grund liege in einer enorm gestiegenen Zahl von Patientinnen und Patienten.

Rund 150 würden sich dort derzeit täglich vorstellen. "Viele dieser Hilfesuchenden sind in einer Krankenhaus-Notaufnahme jedoch am falschen Ort. Die richtige Anlaufstelle wäre die Notfallpraxis des Kassenärztlichen Notdienstes", heißt es in der Pressemitteilung der MKK. Die Verantwortlichen appellieren daher an Kranke und Angehörige, die Notaufnahme nur aufzusuchen, wenn auch wirklich ein Notfall bestehe.

In der Notaufnahme selbst werde zur Behandlung der Patienten eine Triage angewendet. "Anhand eines festgelegten Schemas wird symptomorientiert entschieden, welche Patientinnen und Patienten sofort behandelt werden und welche warten müssen. Je schwerer oder sogar lebensbedrohlich ein Zustand ist, desto schneller wird derjenige in einer Notaufnahme behandelt", heißt es in dem Schreiben weiter. Wer leicht erkrankt sei, warte daher am Längsten.

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Notdienst verfügt auch über einen Fahrdienst

Patienten mit Erkrankungen oder Unfällen, die nicht lebensbedrohlich sind oder die keine sofortige Hilfe benötigen, seien angehalten, eine Hausarztpraxis oder außerhalb der Sprechstundenzeiten die Kassenärztliche Notfallpraxis, Königstraße 116a in Minden aufzusuchen. Die Notfallpraxis ist Montag, Dienstag, Donnerstag ab 18 bis 22 Uhr, Mittwoch und Freitag ab 13 bis 22 Uhr sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 8 bis 22 Uhr geöffnet.

Weitere dieser Notfallpraxen befänden sich am Krankenhaus Lübbecke sowie am Krankenhaus Bad Oeynhausen. Der Kassenärztliche Notdienst verfüge auch über einen Fahrdienst für den Fall, dass Hilfesuchende nicht in die Notfallpraxis kommen können. "In Notfällen kann der Kassenärztlichen Notdienst unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 116 117 angefordert oder die nächste Notfallpraxis erfragt werden", schreiben die MKK.

Der kreisweite kassenärztliche Notfalldienst für Kinder- und Jugendmedizin befindet sich Am Exerzierplatz 5 in Minden. Hier finden Kinder und Jugendliche außerhalb der regelhaften Sprechstundenzeiten von Kinderärzten medizinische Hilfe. Die Öffnungszeiten der Notfallpraxis sind mittwochs und freitags von 15 bis 20 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags von 9 bis 20 Uhr. Darüber hinaus stehe für dringende Notfälle die Kinder-Notaufnahme im Johannes-Wesling-Klinikum zur Verfügung.

Wann Sie den Rettungsdienst alarmieren sollten

Die MKK weisen darauf hin, dass der Rettungsdienst unter 112 unbedingt angerufen werden sollte, wenn eine lebensbedrohliche Situation vorliegt oder eine dramatische Verschlechterung des Gesundheitszustands ohne eine sofortige Behandlung droht. Dies sei beispielsweise gegeben bei einer Bewusstlosigkeit oder einer erheblichen Bewusstseinseintrübung, schwerer Atemnot, starken Brustschmerzen oder Herzbeschwerden, nicht stillbaren Wunden, Vergiftungen, starken Verbrennungen, Ertrinkungsunfällen, Suizidversuchen, akuten Krampfanfällen, Komplikationen bei der Schwangerschaft oder akuten Lähmungen und Sprachstörungen.

„Zögern Sie in keinem Fall bei einem dieser Symptome sofort in eine Notaufnahme zu gehen oder den Rettungswagen unter 112 zu rufen. Auch lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, wenn sich die starken Brustschmerzen nicht als Herzinfarkt, sondern als harmlose, aber schmerzhafte Verspannung entpuppen“, sagt die leitende Oberärztin Dr. Anna Maria Stahlhut. Ein Infekt allerdings müsse in der Regel nicht in der Notaufnahme behandelt werden.

"Wir sind keine Rund-um-die-Uhr-Sprechstunde"

Die Mühlenkreiskliniken haben in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung eine Entscheidungshilfe für den Notfall entwickelt. - © Mühlenkreiskliniken
Die Mühlenkreiskliniken haben in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung eine Entscheidungshilfe für den Notfall entwickelt. | © Mühlenkreiskliniken

Die Wahl der richtigen Anlaufstelle in Notfällen sei für die Arbeit in den Notaufnahmen wichtig, schreibt die Pressestelle der MKK. „Alle Patientinnen und Patienten müssen aufgenommen und triagiert werden, auch wenn sie eigentlich keine echten Notfälle sind. Das bindet Arbeitskräfte, die dann nicht in der Akut-Versorgung helfen können. Außerdem werden die Warteräume immer voller und selbstverständlich wird auch die Stimmung bei bis zu neun Stunden Wartezeit immer aggressiver – zumal die Patientinnen und Patienten Schmerzen haben und auf Hilfe warten. Wir sind aber ausschließlich für die echten Notfälle da und keine Hausarztpraxis mit erweiterten Rund-um-die-Uhr-Sprechstunden. Wir bitten daher alle Bürgerinnen und Bürger im Sinne der schwer kranken oder verunfallten Patienten die Notaufnahme nur dann aufzusuchen, wenn es wirklich notwendig ist“, sagt Pflegeleiter der Zentralen Notaufnahme Jens Krümpelbeck.