Strafanzeige Drohungen mit dem Messer: Staatsschutz ermittelt gegen Mindener Neonazi Marcus W.

Minden. Wenn Marcus W. Menschen bedroht, dann meistens subtil. Er schreibt dann zum Beispiel von Diskussionen, die der Rechtsextremist gerne bei einem persönlichen Besuch mit seinen politischen Gegnern führen möchte. Er rät ihnen, bei einem Zusammentreffen besser die Straßenseite zu wechseln. Oder er weist darauf hin, dass ja jeder Mensch ein Privatleben habe – &bdquo;wahrscheinlich auch Sie", so wie er es in einer Mail an die Redaktion schreibt – erstaunlich höflich, in seinen übrigen Mails nutzt er vermeintlich vertraulich das Du. Auch im öffentlichen Umgang auf der Straße versucht er es gerne mit Einschüchterungsversuchen. Immer wieder tauchte der Mann, der bereits wegen Körperverletzungen und Volksverhetzung Haftstrafen verbüßte, gemeinsam mit Gesinnungsgenossen bei Demonstrationen für Demokratie und gegen Querdenker oder Rechtsextremisten auf. Als kleine schwarz gekleidete Gruppe positionierten sich der Neonazi und seine etwa vierköpfige Truppe &bdquo;Mindener Jungs" dann provokativ am Rand des Geschehens. Mehrmals erteilte die Polizei Platzverweise. W. würde Redakteur gerne "die Ohren lang ziehen" Manchmal werden die Drohungen deutlicher, dann etwa wenn er zum Beispiel der MT-Redaktion schreibt, er würde einem Redakteur gerne mal &bdquo;die Ohren lang ziehen" oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter festsetzen, &bdquo;auch mit körperlichen Zwang", wenn sie sich auf dem Grundstück in Veltheim aufhielten, auf dem sich das Gebäude befindet, in dem er immer wieder Konzerte rechtsextremer Musiker veranstaltet. Dass die Redaktion das Gelände überhaupt nicht betreten hat, spielt dabei für W. offenbar keine Rolle. Nun hat eine Drohung gegen einen Mindener zu einer Strafanzeige geführt. &bdquo;Antifaschismus ist ein Ritt auf Messers Schneide. Das wusste auch Schmuddel." Diese Nachricht verschickte Marcus W. am 3. Dezember über den Facebook-Messenger. Was zunächst harmlos klingt, hat es in sich: Es ist davon auszugehen, das W. mit &bdquo;Schmuddel" auf den 2005 vom damals 17-jährigen Neonazi Sven Kahlin in Dortmund erstochenen Punker Thomas Schulz, genannt &bdquo;Schmuddel", anspielt. Kurz nach der Tat tauchten in der Stadt Plakate mit der Aufschrift &bdquo;Antifaschismus ist ein Ritt auf Messers Schneide" auf. "Mindener Jungs" auf Messerklinge eingraviert Neben der Textnachricht schickt Marcus W. außerdem ein Video, in dem zunächst eine Hand mit einem Messer zu sehen ist. Gezeigt wird dann der auf der Klinge eingravierte Schriftzug &bdquo;Mindener Jungs" und ein in den Holzgriff graviertes Detail eines Totenkopfes. Dann wird die Klinge unter einen an einer Wand klebenden Sticker mit der Aufschrift &bdquo;Gegen jeden Antisemitismus" geführt und der Aufkleber abgelöst. Anschließend wird die Klinge mit der Aufschrift &bdquo;Mindener Jungs" erneut vor das Objektiv der Kamera geführt. Dass Marcus W. seine politischen Überzeugungen nicht geheim hält, ist nicht neu. Regelmäßig kommentiert er zum Beispiel auf der Facebookseite des Mindener Stadtratsmitgliedes Frank Dunklau (AfD), was den offenbar auch auf direkte Ansprache hin nicht weiter stört. Ungestört kann sich W. hier äußern. &bdquo;Offensichtlich lehne ich das Grundgesetz ab und lebe das Recht des Stärkeren!", schreibt W. hier zum Beispiel im Verlauf einer Diskussion am 6. September. Wie das zu Äußerungen passt, in denen sich W. um die Schwächeren der Gesellschaft sorgt, die unter hohen Energiepreisen leiden, bleibt wohl sein Geheimnis. Kommentare bleiben bislang folgenlos Am 27. September schreibt er dann, nachdem er einer anderen Person die Verantwortung an einem gewaltsamen Überfall in Erfurt zuschreibt: &bdquo;Und selbst wenn ich dir einen Bierkrug übern Schädel ziehen würde und das auch noch von hinten, wäre die Antwort auf die Frage womit ich dies begründe: Mit Recht!" Nach MT-Informationen blieben solche Kommentare bislang folgenlos. Die konkreteren Drohungen vom vergangenen Wochenende gegen den Mindener, der sich für ein demokratisches Miteinander in Minden und gegen Rechtsradikalismus engagiert, führten nun jedoch zu einer Anzeige wegen Bedrohung. Da es sich um eine mutmaßliche Straftat mit politischem Hintergrund handelt, hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Eine Auskunft zum Stand der Ermittlungen gibt es aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes von dort nicht. Polizei führte offenbar Gefährderansprache durch Nach MT-Informationen führte die Polizei jedoch kurz nach der Anzeige eine Gefährderansprache durch, auf die wiederum W. unmittelbar reagierte. &bdquo;Lustig seid ihr aber schon. Hauptsache ACAB (Anmerkung der Redaktion: Abkürzung für &bdquo;All cops are bastards", auf deutsch &bdquo;Alle Polizisten sind Bastarde") schreien und beim ersten Widerspruch zur Polizei rennen. Wie deckt sich das eigentlich mit eure Hausfriedensbruch, euren ständigen Drohungen? Naja... wird bestimmt nen lustiger Prozess". Ob W. mit dem Stichwort &bdquo;Hausfriedensbruch" auf von linken Gruppierungen veröffentlichten Fotos anspielt, die den Innenraum des Gebäudes am Veltheimer Sprengelweg während eines Rechtsrock-Konzertes zeigen, ist unklar. Der bedrohte Mindener gibt an, damit nichts zu tun zu haben. Veröffentlicht wurden die Fotos, die überwiegend Besucher der Konzerte und die Situation vor Ort zeigen, von unterschiedlichen Gruppierungen, die sich selbst der &bdquo;Antifa" (&bdquo;Antifaschistische Aktion", bestehend aus eher lose organisierten linken Gruppierungen) zurechnen.

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