Coronavirus: Infizierter Kripo-Beamter kritisiert Kreispolizeibehörde

Minden. Erst hatten ein Kriminalbeamter und seine Kollegin nur trockenen Husten, dann wurden sie krank. Doch 13 Tage sollten vergehen, bis sie erfuhren, dass sie mit dem Covid-19-Erreger infiziert waren. Der 61-Jährige sieht allgemeine Versäumnisse bei der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke, die seiner Meinung nach zum Schutz der eigenen Kräfte zu wenig unternommen hatte. Diese verweist dagegen auf einen frühzeitigen Maßnahmenkatalog, den sie zeitnah mit dem Personalrat umgesetzt habe. Und der bestätigt diese Darstellung. &bdquo;Das Sprichwort ,Gefahr erkannt, Gefahr gebannt' wirkt bei der Polizei nicht", teilte der Kripo-Beamte dem Mindener Tageblatt mit. Wie er berichtet, hatten er und die Kollegin im gleichen Büro am 23. März erste Symptome einer Infektionskrankheit gezeigt – also eine Woche nach den Schulschließungen in Nordrhein-Westfalen. Erst an diesem Tage seien sie angewiesen worden, die Zahl der Mitarbeiter in einem Büro auf eine Person zu reduzieren. Ihn habe die Behörde ins Homeoffice geschickt, von wo aus er sich dann am 30. März krank gemeldete hatte. &bdquo;Ich war kraftlos und matt, ohne konkrete, wie in den Medien dargestellte Symptome." Am gleichen Tag bei der Corona-Ambulanz gemeldet Wie der Kriminalbeamte erklärt, hatte ihn dann vier Tage später seine Kollegin darüber informiert, dass auch sie erkrankt sei und erfahren habe, dass schon vor Tagen andere Kollegen des Kriminalkommissariates positiv auf Corona getestet worden waren. Davon alarmiert hatten sich beide dann am gleichen Tag bei der Corona-Ambulanz des Johannes-Wesling-Klinikums gemeldet und erhielten zwei Tage später eine positive Bestätigung des Testes mit Anordnung der Quarantäne. &bdquo;Als ich bei der Leitstelle meine Infektion mit dem Covid-19-Virus melden wollte, teilte man mir mit, dass keine Corona-Listen für das Personal der Polizei bekannt seien. Der Kriminalbeamte wirft jetzt der Behörde vor, dass sie zumindest ihn und die Kollegin nicht zeitnah über Infektionen im Kollegenkreis informiert habe. &bdquo;Warum musste ich andere in meinem Haushalt anstecken oder auch in Gefahr bringen?", fragt er. &bdquo;Gern hätte ich zum Beispiel der Reinigungskraft frühzeitig wegen meiner Infektion abgesagt." Fälle laut Polizei in der Behörde erfasst Wie Ralf Steinmeyer, Pressesprecher der der Kreispolizeibehörde, erklärt, gebe es derzeit &bdquo;eine kleine Zahl an Erkrankten", die keinerlei Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Polizei im Mühlenkreis habe. Steinmeyer und auch der Personalratsvorsitzende Joachim Odermann, betonen, dass die sowohl bekannten Verdachtsfälle als auch die bekannten Erkrankungen mit dem Coronavirus in der Behörde erfasst werden. Führungskräfte seien wiederholt in die Pflicht genommen worden, unverzüglich und direkt die Mitarbeiter der Behörde zu informieren, so Steinmeyer und Odermann. Der Personalrat und die Pressestelle stellen weiterhin fest, dass die Behörde rechtzeitig auf die Pandemie reagiert habe. Bereits frühzeitig Ende Februar und damit deutlich vor den Schulschließungen habe die Leitung auf die Problematiken hingewiesen. In den Folgetagen sei der Pandemie-Planungsstab ins Leben gerufen worden. Gemäß den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts habe es umfangreiche Handlungsempfehlungen und Hygienemaßnahmen gegeben. Steinmeyer: &bdquo;Es wurden unter anderem die Zutrittsregelungen zu den Dienstgebäuden, die Entgegennahme von Anzeigen, die Abwicklung des Publikumsverkehrs, die innerdienstlichen Abläufe zur Kontaktreduzierung untereinander und die Ausstattung der Streifenwagen mit Schutzbekleidung angepasst." Betroffener Polizeibeamtee wieder im Dienst Nicht nur unzureichenden Schutz der Mitarbeiter, sondern auch deren mangelhafte Beteiligung an den Maßnahmen gegen das Virus beklagt der damit infizierte 61-jährige Kripo-Beamte. &bdquo;Unsere Vorschläge auf Schichtarbeit, Homeoffice oder Bereitschaftsregelungen blieben ohne Resonanz", ist sein Eindruck. Dazu der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde: &bdquo;Mit den fortlaufenden Erkenntnissen zur Pandemie wurde unter Beteiligung aller Direktionen, des Personalrates sowie der Gleichstellung zeitnah eine Vielzahl von Arbeitsplätzen in Form des Homeoffice geschaffen." Zudem sei eine veränderte Personalbelegung in den Büros erfolgt. Anpassungen habe es zudem bei den Bereitschaftszeiten und ab dem 25. März beim Wechsel in einen Zwölfstunden-Schichtdienst in den Polizeiwachen und der Leitstelle gegeben. Der betroffene Polizeibeamte befindet sich mittlerweile wieder im Dienst. &bdquo;Man wollte wohl aus Gründen des Datenschutzes den anderen Mitarbeitern nicht die Namen der Infizierten mitteilen", sagt er. &bdquo;Somit nimmt man offenbar gesundheitliche Risiken für Belange des Datenschutzes billigend in Kauf."

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