Autofahrerin vermutet Abzocke im Lübbecker Parkhaus – Unternehmen widerspricht

Lübbecke. Regina Gerhardt, die früher in Lübbecke wohnte, lebt jetzt in Bünde. Als sie sich für einen Nachmittag Anfang März mit ihrer Tochter in Lübbecke zum Kaffeetrinken verabredete, war für sie klar, wo sie parken würde: &bdquo;Im Parkhaus Ost. Das hat immer gut geklappt.“ Dieses Mal allerdings nicht. Statt einen Euro für zwei Stunden Parken zu zahlen – die erste Stunde ist kostenfrei – verlangt der neue Betreiber zum Stichtag 1. April 48 Euro von ihr. Das hält sie für &bdquo;Abzocke“. Was sich abgespielt hat, schildert Regina Gerhardt so: &bdquo;Am 7. März habe ich mein Fahrzeug um 15.11 Uhr abgestellt. Um 17.03 Uhr wollte ich die Parkgebühr bezahlen, was aber nicht möglich war – der Kassenautomat zeigte immer an, dass kein Fahrzeug mit meinem Kennzeichen gefunden werden kann. Es handelte sich um zwei Stunden, wovon noch eine Stunde frei parken beinhaltet ist. Also wäre ein Euro Parkgebühr angefallen, den ich auch gerne entrichtet hätte.“ Und weiter: &bdquo;Am 20. März habe ich nun eine Zahlungsaufforderung über 48 Euro erhalten. Meines Erachtens nach handelt es sich um Abzocke dieses Unternehmens, was man auch im Internet nachlesen kann. Vielleicht hat es noch mehrere Fahrzeughalter getroffen.“ Lesen Sie auch: Knöllchen wegen Tippfehler auf kameraüberwachtem Parkplatz? Mobility Hub Parkservice im Lübbecker Parkhaus Ost Auf Nachfrage von nw.de berichtet Regina Gerhardt, dass sie per E-Mail versucht habe, Kontakt mit dem zuständigen Serviceunternehmen aufzunehmen, aber keine Antwort erhalten habe. Nur die Zahlungsaufforderung sei gekommen. Für den Service im Parkhaus Ost zuständig ist ein Unternehmen aus dem bayerischen Grünwald. Das war vom Betreiber des Parkhauses Ost, mehrerer Parkplätze und der Parkpalette Weingarten, dem städtischen Tochterunternehmen Wirtschaftsbetriebe Lübbecke (WBL), Ende Januar mit viel Vorschusslob vorgestellt worden. Man habe das digitale Parksystem, das im Parkhaus Ost seit zwei Jahren im Einsatz sei, aufgrund wiederholter Probleme durch eine neue Lösung ersetzt. Ebenso das für den Service zuständige Unternehmen. Ab sofort werde der Service der Fläche von der Mobility Hub Parkservice GmbH übernommen, hieß es von den WBL. Mehr zum Thema: Was sich im Lübbecker Parkhaus geändert hat Geschäftsführer der WBL ist Dirk Raddy. Um Stellungnahme gebeten, teilt er mit, bei dem neuen Anbieter handele es sich um einen Betreiber, der unter anderem bereits erfolgreich in den Städten Bad Oeynhausen und Minden tätig sei: &bdquo;Wir haben uns im Vorfeld mit diesen Kommunen ausgetauscht und uns schließlich auch aufgrund ihrer Empfehlungen für den jetzigen Betreiber entschieden. Ziel dabei war es, dass alle Nutzer ihre Parkvorgänge jederzeit einfach und transparent abschließen können.“ Viele Fehler beim Parksystem entstehen durch den Nutzer Die seinerzeitige Überprüfung des geschilderten Vorgangs hat Raddy zufolge ergeben, dass es im fraglichen Zeitraum keine Fehlermeldung und an diesem Tag auch keine Systemausfälle gegeben habe, sodass die Datenlage lückenlos gewesen sei. Eine Automatenanzeige wie von der nw.de-Leserin geschildert, existiere nach Angaben des Dienstleisters technisch nicht. Vielmehr bestehe immer die Möglichkeit, ein nicht erkanntes Kennzeichen auf Rückfrage des Automaten trotzdem einzugeben und ein Parkentgelt zu entrichten. Der Automat frage dann danach, für welche Dauer bezahlt werden solle. In den bislang bekannten Fällen seit Einführung des neuen Systems &bdquo;lag ein Irrtum bei den Nutzern vor“, so Raddy, der beispielhaft anführt: &bdquo;Ein Nutzer geht davon aus, dass seine Parkzeit unter einer Stunde lag und fährt ohne Nutzung des Kassenautomaten heraus. Nach Durchsicht der Daten stellt sich heraus, dass die Stunde bereits um mehr als zehn Minuten überzogen war. Ein anderer Nutzer bezahlt seinen Parkvorgang und übersieht, dass er dabei ein ähnliches Kennzeichen statt seines eigenen angeklickt hat.“ Als weitere Beispiele nennt Dirk Raddy einen Dauerparker, der vergessen habe mitzuteilen, dass sich das Kennzeichen seines Fahrzeugs geändert habe sowie einen Nutzer, der nach dreimaliger Eingabe seines Kennzeichens &bdquo;entnervt“ das Parkhaus verlässt, weil das System kein eingefahrenes Fahrzeug zuordnen kann. Erst zu Hause bemerke er, dass er versehentlich dreimal das Kennzeichen seines Firmenfahrzeugs eingegeben hat, mit dem er allerdings nicht unterwegs gewesen sei. &bdquo;Viele dieser Fälle wurden von uns auf dem Kulanzwege gelöst“, versichert Raddy und weist den Vorwurf der &bdquo;Abzocke“ entschieden zurück. Lesen Sie auch: Falsche Zahlungsbescheide vom Lübbecker Parkhaus Kontakt zum Kundenservice des Mobility Hub Parkservice Die Pressestelle der Mobility Hub Parkservice GmbH verweist auf Datenschutz, weshalb man zu Einzelfällen keine Auskunft gebe. Es stehe ein Online-Portal zur Verfügung, auf dem sich Parkende mit Aktenzeichen und Kennzeichen einloggen könnten. In diesem Portal könnten Nutzer den individuellen Vorgang transparent einsehen und direkten Kontakt mit dem Kundenservice aufnehmen. &bdquo;Somit kann die Mobility Hub Parkservice GmbH jeden Fall zielgerichtet und schnell bearbeiten“, wird mitgeteilt. Den Link fänden die Parkenden auch auf dem Schreiben mit der Zahlungsaufforderung: https://service.mh-parkservice.de/ Regina Gerhardt besteht auf ihrer Darstellung, für die sie auch eine Zeugin habe, sagt sie. Sie sei rechtsschutzversichert und nehme sich gegebenenfalls einen Anwalt. Wie auch immer die Angelegenheit ausgeht – eines steht für die Bünderin jetzt schon fest: &bdquo;In das Parkhaus fahre ich nicht wieder.“ Auch interessant: Ärger um Parkplatz-Überwachung - Mann soll doppelt zahlen

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