Rekordjahr

Lübbecker Meteorologe erklärt, warum das Wetter 2024 „außergewöhnlich“ war

Friedrich Föst hat die Wetterdaten des vergangenen Jahres unter die Lupe genommen und spricht von einem weiteren Rekordjahr im Mühlenkreis.

Blauer Himmel an einem Spätnachmittag Anfang Dezember über dem Dümmersee in Hüde. Auch wenn es gefühlt immer grau ist, gibt es auch diese Tage, die der Seele Kraft geben. | © Heike von Schulz

05.01.2025 | 08.01.2025, 10:07

Lübbecker Land. „Ein wettertechnisch außergewöhnliches Jahr liegt hinter uns“, sagt der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst. In einem Rückblick auf das Wetter im Mühlenkreis 2024 fasst er die Daten zusammen.

Erneut haben wir ein Rekordjahr im Mühlenkreis erlebt. Mit einer Durchschnittstemperatur von 11,5 Grad an der Wetterstation in Rahden fiel das Jahr 2024 sogar nochmals um 0,2 Grad wärmer aus als das alte Rekordjahr 2023. Da an allen Wetterstationen im nordwestdeutschen Raum neue Temperaturrekorde gemessen wurden, haben wir das wärmste Jahr seit Beginn der Messaufzeichnungen im Jahr 1881 erlebt. Zumindest in Bezug auf die Durchschnittstemperaturen des neuen, aber wärmeren Klimamittels 1991 bis 2020 erreichten die Monate Juni, Juli und November durchschnittliche Werte.

Nach der alten, noch international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 fielen dagegen alle Monate überdurchschnittlich warm aus. Dabei erzielten die Monate Februar und März sogar neue Rekord-Durchschnittstemperaturen. Der Februar wies sogar eine Abweichung von mehr als sechs Grad in Bezug auf die Klimareferenzperiode 1961 bis 1990 auf und erreichte eine Durchschnittstemperatur, die sonst für einen April zu erwarten wäre. Das Frühjahr 2024 fiel ohnehin sehr warm aus. Der April brachte bereits einen Sommertag hervor (Tag mit einer Temperatur von 25 Grad und mehr), der Mai sogar deren fünf.

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Der wärmste und der kälteste Tag

Die Große Aue im Naherholungsgebiebt am Kleihügelsee in Espelkamp führt reichlich Wasser. - © Heike von Schulz
Die Große Aue im Naherholungsgebiebt am Kleihügelsee in Espelkamp führt reichlich Wasser. | © Heike von Schulz

Der Sommer brachte die meiste Zeit eher „usseliges" Wetter, erst in der zweiten Augusthälfte stellte sich stabileres Sommerwetter ein, was dann aber bis weit in den September hinein anhielt. August und September brachten es zusammen auf die Hälfte der in 2024 insgesamt gezählten 42 Sommertage. Damit wurde das Soll der Jahre 1991 bis 2020 erreicht, in Bezug auf die Referenzperiode 1961 bis 1990 steht aber ein sattes Plus von 17 Tagen. Bei den Hitzetagen (Tage mit 30 Grad und mehr) ergibt sich mit sechs ein leichtes Plus von 1,5 Tagen gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990, aber ein Minus von vier Tagen in Bezug auf den Durchschnitt der letzten 30 Jahre.

Für den neuen Jahresrekord zeichnet also nicht ein außergewöhnlich langer Hitzesommer verantwortlich, sondern vor allem das warme Frühjahr und hier insbesondere die milden Nächte. Da wir überwiegend Tiefdruckeinfluss hatten, verhinderte die oft dichte Wolkendecke nachts die Auskühlung. Der wärmste Tag des Jahres war der 13. August mit einer Maximumtemperatur von 33,8 Grad an der Wetterstation in Rahden. Die tiefste Temperatur lag an dieser Station bei minus 8,1 Grad und wurden am 11. Januar gemessen.

Der milde Winter drückt sich auch in der deutlich unterdurchschnittlichen Anzahl an Eistagen (Tage mit Dauerfrost) aus: Lediglich an fünf Tagen stieg das Thermometer nicht über die Null-Grad-Marke,durchschnittlich wären 19 (Klimareferenzperiode 1961 bis 1990) bzw. zwölf (nach 1991 bis 2020) zu erwarten. Mit 33 Frosttagen wurde lediglich die Hälfte vom langjährigen Durchschnittswert erreicht.

Kurios: Der April brachte schon zeitweise sommerliches Wetter zu uns, hatte aber auch noch einen winterlichen Abschnitt mit Schnee und Frost parat, bei dem ein erheblicher Teil der Obstblüte erfror. Ausgerechnet in dieser winterlichen Periode in der letzten Aprildekade wurde mit knapp zehn Zentimetern im Bereich Porta Westfalica die höchste Schneedecke des Jahres gemessen.

Wo es am meisten regnete

Einer der wenigen sonnigen Tage im Dezember geht in die Nacht über. In der Dämmerung zieht Bodennebel über den Feldern auf, hier zwischen Espelkamp und Hille. - © Heike von Schulz
Einer der wenigen sonnigen Tage im Dezember geht in die Nacht über. In der Dämmerung zieht Bodennebel über den Feldern auf, hier zwischen Espelkamp und Hille. | © Heike von Schulz

Im Mühlenkreis fiel auch in diesem Jahr überdurchschnittlich viel Regen, wenngleich die Mengen deutlich unter dem Rekord aus dem Jahr 2023 lagen. Unter dem Strich steht aber je nach Region ein Plus von 15 bis 30 Prozent. Am meisten Niederschlag wurde ein Mal mehr entlang und südlich des Wiehengebirges gemessen, hier wurden verbreitet um die 900 bis 950 Liter pro Quadratmeter registriert, was ebenfalls auf den Stemweder Berg zutrifft. Weniger Niederschlag fiel im Raum Hille und Petershagen. Hier wurden Mengen von 780 bis 850 Litern pro Quadratmeter gemessen.

Hauptverantwortlich für diese Verteilung sind die sommerlichen Gewitterwetterlagen. Die kräftigsten Gewitterschauer zogen vor allem im Bereich des Wiehengebirges und auch im Raum Stemwede durch. An der Wetterstation in Rahden reihte sich das Jahr 2024 auf Platz 12 in der 74-jährigen Messreihe in der Rubrik höchste Niederschlagsmenge ein. Ein Großteil der Monate fiel gegenüber dem langjährigen Klimamittel zu nass aus. Die Monate März, September, November und Dezember waren leicht zu trocken, was aber von den teils hohen Niederschlagsmengen in anderen Monaten mehr als ausgeglichen wurde. Insbesondere der Februar brachte mehr als das Doppelte der sonst üblichen Niederschlagsmenge, auch Mai und Juni erzielten hohe Überschüsse.

Viel Sonnenschein im September

Die Sonne schien im Kreisgebiet zwischen 1.550 und 1.600 Stunden mit den höheren Werten in Richtung Weser. Unter dem Strich steht somit ein leichtes Plus von rund zehn Prozent gegenüber dem langjährigen Mittelwert. Vor allem Januar, August und September brachten überdurchschnittlich viel Sonnenschein. Dagegen machte sich die Sonne, insbesondere im Februar, März, April und Dezember rar.

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