Wetter-Rückblick

Lübbecker Meteorologe Föst zieht Bilanz: Kein Sommer, wie er früher einmal war

Der meteorologische Herbst hat begonnen. Überdurchschnittlich nass, feucht und Sonnenschein satt - so war der Sommer 2024 im Kreis Minden-Lübbecke. Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst zieht Bilanz.

Sommer, Sonne, Badesee: Im August gab es viele warme Tage, an denen ein Sprung in die Badeseen in der Region erfrischende Abkühlung bot. Der heißeste Tag wurde übrigens mit 33,8 Grad am 13. August an der Wetterstation Rahden registriert. | © Heike von Schulz

05.09.2024 | 05.09.2024, 14:31

Lübbecker Land. Friedrich Föst, Diplom-Meteorologe aus Lübbecke, hat den jüngst vergangenen Sommer unter die Lupe genommen. Denn: Am 1. September begann aus statistischen Gründen der meteorologische Herbst. Hier kommt nun der Rückblick auf das Wettergeschehen im vergangenen Sommer bei uns im Mühlenkreis.

Temperatur

Nein, es war kein typisch ostwestfälischer Sommer so wie früher. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,2 Grad fiel der Sommer 2024 im Mühlenkreis nach der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 zwei Grad zu warm aus. Auch nach der neuen, wärmeren Klimareferenzperiode 1991 bis 2020, in der schon für den Sommer mehr als ein Grad Klimawandel enthalten ist, steht immer noch ein Plus von 0,5 Grad zu Buche.

Insbesondere der August hatte längere, hochsommerlich warme Phasen im Gepäck und belegt in der 74-jährigen Messreihe der Wetterstation Rahden damit den 8. Platz in der Rubrik Wärme. Die Monate Juni und Juli erreichten dagegen ihre Durchschnittstemperatur gegenüber dem Klimamittelwert 1991 bis 2020, fielen aber gegenüber der alten und kühleren Klimareferenzperiode 1961 bis 1990 mit +1,3 Grad (Juni) bzw. 1,8 Grad (Juli) überdurchschnittlich warm aus.

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Interessant ist, dass die überdurchschnittliche Wärme nicht durch lang anhaltende Hitzeperioden zustande gekommen ist. Die Anzahl der Hitzetage (Tage mit einer Temperatur von 30 Grad und mehr) lag im Sommer 2024 bei sechs, ein Plus von zwei Tagen gegenüber dem Klimamittelwert 1961 bis 1990, aber ein Minus von vier Tagen gegenüber der wärmeren Klimaperiode 1991 bis 2020. Der heißeste Tag wurde mit einer Höchsttemperatur von 33,8 Grad am 13. August an der Wetterstation Rahden registriert. Der Rekord von 39,1 Grad aus dem Jahr Sommer 2019 war deutlich außer Reichweite.

Ähnliches zeigt sich bei der Anzahl der Sommertage (Tage mit 25 Grad und mehr). Diese fiel mit 29 gegenüber dem Klimamittelwert 1991 bis 2020 unterdurchschnittlich (minus vier Tage), in Bezug auf die Referenzperiode 1961 bis 1990 aber überdurchschnittlich aus (plus sieben Tage). Die positive Gesamtabweichung bei der Temperatur ist vor allem auch den vergleichsweise warmen Nächten zuzuschreiben. Denn oftmals überzogen Tiefdruckgebiete die Region und die Wolken hemmten die nächtliche Auskühlung.

Zudem brachten die Tiefs eine hohe Luftfeuchtigkeit mit sich, was häufiger unangenehme Schwüle hervorrief. So landete der Sommer 2024 in Bezug auf die Luftfeuchte auf Platz 5 an der Wetterstation in Rahden. Seit Messbeginn im Jahre 1951 an dieser Station ist nur in den Sommern 1969, 2001, 2002 und 2016 eine noch höhere durchschnittliche Luftfeuchte in einem Sommer gemessen worden.

Eine Ursache findet sich in den rekordverdächtigen Wassertemperaturen des Mittelmeers und der extrem hohen Verdunstungsrate. Die dabei mit viel Feuchtigkeit angereicherten Luftmassen gelangten mit südwestlicher Luftströmung auch in den Mühlenkreis. Gartenbesitzer werden sicherlich festgestellt haben, dass diesen Sommer das Grünzeug üppig wucherte. Das lag auch am Niederschlag.

Niederschlag

Im gesamten Kreisgebiet wurden deutlich überdurchschnittliche Regenmengen verzeichnet. Somit setzt sich die mittlerweile seit einem Jahr andauernde Serie überdurchschnittlich nasser Jahreszeiten fort. Alle drei Sommermonate verzeichneten dabei ein deutliches Plus gegenüber beiden Klimareferenzperioden. An der Wetterstation in Rahden reiht sich der Sommer 2024 mit 280,6 l/m² auf Platz 6 in der 74-jährigen Messreihe ein.

Durch die typischerweise unterschiedliche Schauer- und Gewitteraktivität zeigt sich im Mühlenkreis ein differenziertes Niederschlagsmuster. Vor allem der Raum Stemwede sowie die Gebiete südlich des Wiehengebirges verzeichneten eine höhere Gewitteraktivität, die sich in den Niederschlagsmengen ablesen lassen.

Mit rund 360 l/m² regnete es rund um Levern, Dielingen und Wehdem am meisten, gefolgt von Hüllhorst, Bad Oeynhausen und Porta Westfalica mit 300 bis 330 l/m². Die bei sommerlichen Gewitterlagen oft verschonten Bereiche von Lübbecke über Hille bis Petershagen verzeichneten dagegen geringere Mengen von 250 bis 290 l/m². Insgesamt steht je nach Region ein deutliches Plus von 35 bis 85 Prozent zu Buche.

Starkregenereignisse mit entsprechenden Überflutungen blieben auch diesen Sommer einmal mehr nicht aus. Zu erwähnen ist da zum einen der 29. Juni, bei dem in einem Streifen von Bad Oeynhausen bis nach Porta Westfalica bei einem Gewitterguss mit rund 60 l/m² eine durchschnittliche Juni-Monatsmenge vom Himmel prasselte. Zum anderen beendeten teils kräftige Gewitter am 14. August die kurze, aber intensive Hitzewelle, wobei lokal im Raum Stemwede um die 50 l/m² registriert wurden.

Bis zum 31. August sind dieses Jahr kreisweit bereits 600 l/m² Niederschlag gefallen. Da nur noch gut 50 l/m² bis zum durchschnittlichen Jahresniederschlag an der Wetterstation in Rahden fehlen, zeichnet sich ein überdurchschnittlich nasses Jahr im Mühlenkreis ab. Zum Vergleich: Im trockenen Jahr 2018 fiel 415 l/m² Gesamtniederschlag.

Sonnenschein

Erfüllte der Juni noch gerade so das Soll an Sonnenschein, steigerte sich der Sommer in den Monaten Juli und August leicht. Insgesamt schien die Sonne zwischen 640 und 660 Stunden, was unter dem Strich ein Plus von zehn bis 15 Prozent gegenüber dem Klimamittelwert bedeutet.