Wechselhafte Aussichten für den Sommer im Kreis Minden-Lübbecke

Lübbecker Land. Nach einem Winter mit etlichen neuen Wärmerekorden schließt sich ein ebensolcher Frühling an. Wie der Sommer wettertechnisch ausfallen wird, sei derzeit noch völlig offen. Allerdings sei das Potenzial für extreme Wettermuster in Deutschland ziemlich groß: Neben den immer noch hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik, die bereits mehr als ein Jahr zwei bis drei Grad über dem Durchschnitt liegen, beobachte man einen stark verwellten Jetstream – ein Starkwindband in etwa neun Kilometern Höhe –, der für eine eher langsame Verlagerung der Hoch- und Tiefdruckgebiete sorgt. Und somit sowohl Trockenheit als auch Starkregen wie jüngst im Saarland, Baden-Württemberg und Bayern wahrscheinlicher macht. Das hatte der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst noch vor noch gar nicht allzu langer Zeit gegenüber nw.dwiehene prognostiziert. Und genauso sei es auch eingetroffen, bestätigte er jetzt im Gespräch. Er ist gerade mit seiner Familie in Südtirol unterwegs und freut sich über das dort herrschende Sommerwetter. &bdquo;Seit Tagen haben wir hier trockenes Sommerwetter mit Temperaturen weit über 30 Grad“, provoziert er beim Blick auf die Wetterkarte in der ostwestfälischen Heimat bewusst ein wenig neidische Gefühle der Daheimgebliebenen. Lesen Sie auch: Auf Hitze folgen Gewitter: Meteorologe erklärt das wechselhafte Wetter in OWL Denn in der Heimat im Lübbecker Land sei man von einer stabilen Sommerhochphase noch weit entfernt, macht er deutlich. Auch bei den Temperaturen sei das alles &bdquo;sehr mäßig“. Jetzt in den kommenden Tagen schaukele es sich wieder ein wenig höher, dann komme wieder Tiefdruckeinfluss und sie gingen wieder runter. Siebenschläfertag-Regel hat gepasst Es könne dann zwischendurch in den Übergangsphasen von sehr warmer Luft auf wieder kühlere vom Atlantik &bdquo;immer mal wieder zu Starkregenfällen kommen“. Die seien dann mit Gewittergüssen verbunden. Föst hat auch die Bauernregeln im Blick und schaut sich gerne die alten Wetterregeln an, die aufgrund Jahrhunderte alter Wetterbeobachtungen entstanden sind. &bdquo;Es ist genau das eingetroffen, was am ’Siebenschläfertag’ war“, macht er deutlich. An diesem Tag war es wechselhaft, sogar Starkregen war dabei. Bedauerlicherweise ginge es, laut Föst, in den kommenden Tagen und vielleicht sogar auch Wochen immer so weiter. &bdquo;Es ist leider kein Ende in Sicht“, so seine nicht gerade Mut machende Prognose zur Sommer-Halbzeit. Regen sei auch ausgiebig gefallen. Man habe es in diesem Jahr mit einem &bdquo;anderen Sommer“ zu tun, als in den vielen deutlich zu trockenen Jahren in der Vergangenheit. Er spricht vor allem 2018, auch 2019 und 2022 an. Trockene Phasen seien in den Jahren dazwischen immer mal wieder länger ausgefallen. Ungewöhnlich sei sicherlich, dass nunmehr seit mehr als einem Jahr durchgehend zu hohe Niederschlagsmengen heruntergekommen seien. Lesen Sie auch: Schlechtes Wetter im Sommer: Experte erklärt, warum Regen dazugehört 2023 habe nur der September eine Ausnahme gemacht und der März in diesem Jahr, der eher eine normale Niederschlagsmenge mit sich gebracht habe. Ansonsten seien deutlich höhere Niederschläge heruntergekommen als im Mittel. Es habe insgesamt so viel geregnet wie seit 130 Jahren nicht mehr. Dennoch bleibt er bei der Feststellung: &bdquo;Das ist alles in allem ein stinknormaler ostwestfälischer Sommer.“ Es gebe keine größeren Schwerpunkte bisher. &bdquo;Streifschuss“ heiße Luft im August? Ebenso hätten sich im Lübbecker Land auch keine Hitzewellen ausbreiten können, die es allerdings am Oberrhein, in Teilen Ostdeutschlands und auch in Bayern durchaus bisher schon gegeben habe. Möglicherweise könne man einen &bdquo;Streifschuss“ heißer Luft im August noch bekommen. Denn im Mittelmeerraum liege &bdquo;eine Masse sehr heißer Luft, die nur darauf wartet, auch mal nach Norden zu dringen“. Dennoch spüre man in diesem Jahr immer wieder den Einfluss des &bdquo;starken ortsfesten Island-Tiefs, das seine Fühler immer wieder auch bis nach Ostwestfalen ausstreckt“. So bekomme man das &bdquo;Schaukel-Wetter“, betont Föst. Sicherlich sei das nicht unbedingt das bevorzugte Freibad- und Badewetter insgesamt. Auch die Landwirtschaft habe sich beklagt über eine schlechtere Erdbeer- und Spargelernte. Erwartet würden auch schlechtere Erträge beim Getreide. Es gebe aber auch positive Auswirkungen, stellt Föst fest. So blickt er mit Freude auf die vielen Wiederaufforstungsflächen rund um den Kamm des Wiehengebirges. &bdquo;Da ist eine Artenvielfalt entstanden, das ist fantastisch. Das grünt und blüht immens.“ Die Talsohle sei durchschritten, der Wald sehe insgesamt wieder besser aus, so seine Beobachtung. Außerdem habe sich der Kuckuck wieder zurückgemeldet, ebenso viele Insekten, die diese Artenvielfalt gut zu nutzen wüssten. Lesen Sie auch: Wie sich der Bad Oeynhausener Wald regenerieren soll Für manche Bäume sei allerdings der Regensegen zu spät gekommen. Sie seien im Vorfeld schon zu stark geschädigt gewesen. Das gelte auch für die Bäume auf dem Lübbecker Schützenplatz, die viele Jahre schon &bdquo;sehr stark leiden mussten“. Keine Wassersäcke am Schützenplatz mehr Der Förderverein habe versucht, sie immer wieder zu bewässern. Die von der Stadt Lübbecke zugesagten Wassersäcke für den Wurzelbereich seien allerdings dem Rotstift zum Opfer gefallen, so Föst. Vor allem der Altbaumbestand, machte er deutlich, sei gefährdet, viele seien nicht mehr zu retten. Zwei Buchen hätten bereits gefällt werden müssen. Dies seien allerdings ausschließlich Nachwirkungen der langen Dürreperioden der vergangenen Jahre. Föst hofft jetzt, dass bis zum meteorologischen Sommerende am 31. August doch noch der richtige schöne Sommer auch das Lübbecker Land erreichen wird. Die Aussichten dafür stünden nicht schlecht, wagt er abschließend einen Blick in die meteorologische Glaskugel.

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