Diese Angebote wird es künftig im Krankenhaus Lübbecke geben

Kreis Minden-Lübbecke. Behält das Krankenhaus Lübbecke sein Adipositiaszentrum? Was geschieht mit der Urologie oder der Geburtshilfe? Und welche Leistungen soll die Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen künftig erbringen? Viele Fragen haben sich nicht nur die Beschäftigten der kreiseigenen Mühlenkreiskliniken (MKK) in den vergangenen Wochen und Monaten gestellt. Nun herrscht in vielen Punkten Klarheit. Das Land NRW hat weitere Leistungen benannt, die in den einzelnen Krankenhäusern zwischen Weser und Rhein erbracht werden sollen. Die MKK sehen sich durch die Krankenhausplanung des Landes bestätigt. Der kreiseigene Konzern nennt die Folgen die für noch verbleibenden Standorte. MKK-Chef Olaf Bornemeier beurteilte die am Montag vom NRW-Gesundheitsministerium veröffentlichten Daten größtenteils positiv, das Land NRW gehe wie angekündigt konsequent den Weg der Konzentration und Spezialisierung von medizinischen Leistungen. &bdquo;In unserem Verbund von Krankenhäusern sind wir seit vielen Jahren genau auf diesem Weg unterwegs. Daher überrascht es mich auch nicht, dass die Landesregierung unseren Kurs im Grundsatz bestätigt“, wird in einer MKK-Mitteilung der Vorstandsvorsitzende Olaf Bornemeier zitiert. Minden ist Maximalversorger Die MKK haben nach eigenen Angaben im Wesentlichen alle Leistungsgruppen erreicht, die beantragt wurden. Besonders gestärkt worden seien das Universitätsklinikum Minden und die Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen. Das Klinikum Minden sei als klarer Maximalversorger für die Region OWL herausgestellt worden und habe einen umfassenden Versorgungsauftrag erhalten, so Bornemeier und der geschäftsführende Direktor Olaf Klok. Insbesondere in der hochkomplexen Chirurgie wie der Thorax-, Ösophagus,- und Pankreaschirurgie wurde die herausgehobene Stellung des Klinikums laut MKK durch das Land bestätigt. Aber auch in der Neurochirurgie, der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Hals-Nasen-Ohrenchirurgie, der Gefäßchirurgie sowie der Urologie und der Gynäkologie werde der Versorgungsauftrag in Minden gestärkt. Gleiches gelte für den gesamten Bereich der Neurologie, der Kardiologie, der Onkologie und der übrigen Inneren Medizin, wo dem Universitätsklinikum auch die komplexen Leistungsgruppen zugesprochen wurden. Wo Frühchen behandelt werden Klar gestärkt wurde auch die Kinderklinik im Johannes-Wesling-Klinikum, die nicht nur weiterhin als Perinatalzentrum Level 1, sondern auch als Perinatalzentrum Level 2 und als Kinderonkologie klassifiziert ist. Die MKK sprechen von einer &bdquo;wichtigen Botschaft für alle Eltern in der Region“. Die medizinische Behandlung von extremen Frühchen und von krebserkrankten Kindern ziehe sich oft über viele Monate hin. Große Entfernungen zum Wohnort würden durch lange Fahrzeiten zu einer echten zusätzlichen Herausforderung für junge Familien. Deshalb freut sich Klok, dass die MKK diese Behandlungen wohnortnah anbieten können. Die Auguste-Viktoria-Klinik wird von der Landesregierung als Kompetenzzentrum für Orthopädie und Endoprothetik gestärkt. Als einer der wenigen Anbieter erhält die AVK laut MKK-Mitteilung die Erlaubnis für die Revisionsendoprothetik – also den Austausch künstlicher Gelenke. Hier plane der Gesetzgeber eine deutliche Verknappung der Anbieter, teilten die MKK mit. Von 19 antragstellenden Kliniken im Bereich Hüfte und Knie wurden lediglich fünf ausgewählt – darunter die Auguste-Viktoria-Klinik mit der mit Abstand höchsten Fallzahl. Auch bei der Wirbelsäulenchirurgie werde die orthopädische Fachklinik gestärkt. Lesen Sie auch: Klinikreform: Diese Krankenhäuser in OWL müssen Angebote streichen Wo Revisionseingriffe möglich sind Die Krankenhäuser Lübbecke und Bad Oeynhausen erhalten laut MKK ihren Status als Regelversorger mit jeweils vertiefenden Schwerpunkten. Das Krankenhaus Bad Oeynhausen erhalte den Zuschlag für die Leistungsgruppen der Gefäßchirurgie, unter anderem zur Behandlung von Bauchaortenaneurysma und von peripheren arteriellen Gefäßen. Auch die Leistungsgruppe &bdquo;komplexe Gastroenterologie“ sowie die Gynäkologie und die Geburtshilfe werde dem Krankenhaus Bad Oeynhausen zugesprochen. Das Krankenhaus Lübbecke bleibt ein vollwertiges Endoprothetikzentrum – sowohl für die Hüfte als auch für das Knie wurde dem Krankenhaus Lübbecke laut MKK der Zuschlag erteilt. Lediglich Revisionseingriffe sind künftig nicht mehr möglich und werden in der Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen konzentriert. Außerdem behält das Adipositaszentrum OWL in Lübbecke seinen Versorgungsauftrag. Das zertifizierte Zentrum hatte laut MKK zuletzt jährlich etwa 100 Magenverkleinerungen vorgenommen und wuchs beständig. In Zertifizierungsprozessen wurde dem Zentrum stets Bestleistungen attestiert, wie auch der langjährige Lübbecker Chefarzt Uwe Werner angemerkt hatte. Was in Lübbecke bestätigt wurde Dennoch sei das Adipositaszentrum in den Vorgesprächen zum Krankenhausplan von den Kostenträgern als nicht versorgungsrelevant infrage gestellt worden. Auf das Verhalten der Krankenkassen hatte auch Uwe Werner hingewiesen. &bdquo;Dass wir sowohl das Endoprothetikzentrum als auch das Adipositaszentrum halten können, zeigt, welche hervorragende Qualität wir anbieten. Unsere Argumente wurden gehört“, wird in der Mitteilung der geschäftsführende Direktor Ansgar Hörtemöller zitiert. Auch die Urologie sowie die Gynäkologie und Geburtshilfe wurden am Krankenhaus Lübbecke bestätigt. In der vorigen Woche hatte es im nicht-öffentlichen Teil des MKK-Verwaltungsrates Beratungen über eine mögliche Verlegung der Urologie nach Minden gegeben. Das aber soll nun erst einmal vom Tisch sein, darauf deutet auch die Entscheidung des Landes hin. Zusätzlich übernimmt das Krankenhaus Lübbecke die Leistungen aus den grundlegenden Leistungsgruppen Allgemeine Chirurgie, Allgemeine Innere Medizin, Intensivmedizin und Geriatrie. Wie das Ministerium bereits Anfang Juni bekannt gegeben hat, konnte das Krankenhaus Rahden diese Basis-Leistungsgruppen nicht erreichen. Rahden soll zum 1. Januar 2025 geschlossen werden. Künstliche Kniegelenke in zwei Häusern Das medizinische Zentrum für seelische Gesundheit am Krankenhaus Lübbecke erhält laut MKK &bdquo;erwartungsgemäß einen klaren Versorgungsauftrag für die stationäre und teilstationäre psychiatrische und psychosomatische Medizin“. Konzentriert werden künftig in den MKK die tiefen Rektumeingriffe, die Behandlung von Ovarialkarzinomen und Eingriffe an der Halsschlagader. Diese Behandlungen werden künftig ausschließlich im Johannes Wesling Klinikum durchgeführt. Die Revisionsendoprothetik wird in der Auguste-Viktoria-Klinik konzentriert. Der Einsatz von künstlichen Kniegelenken wird künftig ausschließlich im Krankenhaus Lübbecke und in der Auguste-Viktoria-Klinik angeboten. Wofür es keinen Zuschlag gab Nicht erreicht werden konnten laut MKK die Leistungsgruppen für die Behandlung mit Cochlea-Implantaten und zur Vornahme von Leberoperationen. Cochlea-Implantate sind Hörprothesen für Gehörlose und an Taubheit leidende Menschen. Nach Angaben des geschäftsführenden Klinikum-Direktors Olaf Klok prüfen die MKK, inwieweit sie sich gegen diese Entscheidung wehren. &bdquo;Insbesondere bei den Cochlea-Implantaten haben wir mit Universitätsprofessor Stefan Volkenstein einen ausgewiesenen bundesweiten Experten auf diesem Gebiet für uns gewinnen können, der sich sowohl in der praktischen Medizin als auch in seiner wissenschaftlichen Forschung mit Cochlea-Implantaten sowie deren KI-gestützten Weiterentwicklung beschäftigt“, wird Klok in der Mitteilung zitiert. Die Nichtzuweisung sei ausschließlich mit geringen Fallzahlen in der Vergangenheit begründet worden, nicht mit fehlender Technik oder Know-how. Da Stefan Volkenstein und sein Team erst im vergangenen Jahr die ersten Cochlea-Operationen im Johannes Wesling Klinikum operiert hätten, sei das aus MKK-Sicht kein relevantes Kriterium.

Meistgelesen