Mädchen-Fußball

Beim Girls Snow Cup in Lübbecke kicken die Mädchen

In der Kreissporthalle dreht sich am Wochenende alles um Mädchenfußball. Es wird die inoffizielle deutsche Hallenfußball-Meisterschaft ausgetragen – mit einem Show-Programm.

Die inklusive Tanzgruppe der Tanzschule Hull hat ihre Premiere beim Girls Snow Cup. | © Tanzschule Hull

26.01.2024 | 26.01.2024, 13:00

Lübbecke. Ob sie die Farben von Werder Bremen, dem VfL Wolfsburg oder RB Leipzig tragen, von Union Berlin, Borussia Mönchengladbach oder dem 1. FC Köln, wenn Anfang des Jahres Mannschaftsbusse der deutschen Fußball-Erstligisten gleich zweimal in acht Tagen dieselbe Kleinstadt am Wiehen ansteuern, bedeutet das: „In Lübbecke ist Budenzauber“, so der Turnier-Chef des Girls Snow Cup, Ingo Seidel, vom ausrichtenden TuS Gehlenbeck. Nach dem Freeway Cup der U16-Junioren steht im nationalen Jugend-Fußballkalender der Girls Snow Cup der U15-Juniorinnen – kurz GSC.

„Die Geschichte, wie aus der fixen Idee – hier am Wiehen auch im Mädchenfußball ein Glanzlicht zu setzen – der GSC geworden ist“, hat für Lübbeckes Bürgermeister Frank Haberbosch, „das Zeug für einen Spielfilm. Er würde von vielen tatkräftigen Menschen erzählen, die in ungezählten Stunden ehrenamtlicher Arbeit geradezu Unglaubliches erreicht haben; im besten Wortsinne ganz großes Kino.“

Einen der Gründe, warum Frauenfußball im Allgemeinen und der Juniorinnen-Fußball beim Girls Snow Cup immer mehr Menschen begeistere, brachte ausgerechnet Männer-Bundestrainer Julian Nagelsmann in einem „Kicker“-Interview schon mal so auf den Punkt: „Ich schaue das gerne, weil es ein viel ehrlicherer Sport ist als Männerfußball. Frauen heulen viel weniger rum, liegen nie am Boden. Die Frauen stehen auf und spielen weiter, die Netto-Spielzeit ist gefühlt bei 85 Minuten. Da gibt’s keine Verzögerung, kein Gejammer, da ist nie jemand bei der Schiedsrichterin. Das gefällt mir.“

„Who’s who“ des Mädchenfußballs

Beim Girls Snow Cup in er Kreissporthalle ist das Publikum aus dem Häuschen. - © Oliver Krato
Beim Girls Snow Cup in er Kreissporthalle ist das Publikum aus dem Häuschen. | © Oliver Krato

In genau diesem Sinne trifft sich am kommenden Samstag, 27. Januar, und Sonntag, 28. Januar, quasi das „Who’s who“ des deutschen Mädchenfußballs, um in der Lübbecker Kreissporthalle die „Inoffizielle Deutsche Hallenfußball-Meisterschaft“ auszutragen. Ganz klar also, dass sich mit großen Namen wie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim oder dem SC Freiburg auch die Mannschaften messen, die im Männerfußball vielleicht weniger, aber im Frauenfußball umso mehr Nimbus, Erfolg und Tradition aufweisen. So gehören zum GSC-Teilnehmerfeld auch die Nachwuchsteams der langjährigen Bundesligavereine aus Essen und Jena. Und analog zum Freeway Cup der Jungen geht natürlich auch beim inzwischen 11. Girls Snow Cup eine heimische U15-Auswahl ins Turnier.

„Von unserem ‚großen Bruder‘ Freeway Cup haben wir natürlich viel lernen können und durchaus Gemeinsamkeiten“, erklärt GSC-Turnier-Chef Ingo Seidel. „So ist auch für uns ist die Unterstützung vieler freiwilliger Helfer, unserer Sponsoren, der Stadt und des Kreises unbezahlbar. Und spätestens seit wir erstmals 2017 am Turniersonntag die Marke von 1.500 Zuschauern geknackt haben, steht fest: Auch Mädchenfußball sorgt für grandiose Stimmung.“

Dabei gingen auch die heimischen GSC-Mädchen selbstverständlich niemals als Favorit ins Turnier, seien aber immer für die eine oder andere Überraschung gut und legten die Angst vor großen Namen spätestens mit Anpfiff ihres ersten Spiels schnell ab, so Seidel. „Viel größer als der berechtigte Respekt, ist für sie inzwischen der Reiz, mindestens einmal im Leben gegen gleichaltrige Sportlerinnen anzutreten, von denen nicht wenige schon in fünf, sechs Jahren in der Bundesliga spielen. Und die eine oder andere sogar den Sprung in die DFB-Elf schafft.“ Tatsächlich verspreche in diesem Sinne auch die Titelseite des GSC-Turnierjournals nicht zu viel: „Wer an diesem Wochenende in die Kreissporthalle geht, wird beim GSC mit großer Sicherheit schon heute Nationalspielerinnen von morgen sehen.“

Extrem schneller Kick und Shows

Der Showkünstler Volker Maria Maier präsentiert eine Fusion aus Jonglage und Lichtkunst. - © Volker Maria Meier
Der Showkünstler Volker Maria Maier präsentiert eine Fusion aus Jonglage und Lichtkunst. | © Volker Maria Meier

Dabei sei es nicht nur der faire und in der Halle extrem schnelle Kick, der die Zuschauer begeistere. „Zum GSC als zweitägiges Sportevent für die ganze Familie“, davon ist Ingo Seidel überzeugt, „leisten die Künstler im Rahmenprogramm einen besonderen Beitrag“. Sei es an diesem Samstag die Premiere einer inklusiven Tanzgruppe der Tanzschule Hull oder am Sonntag der international vielfach ausgezeichnete Berliner Lichtkünstler Volker Maria Maier. „Unsere Show-Acts sind Jahr für Jahr nicht nur für die Mannschaften eine willkommene Atempause, sondern verblüffen Zuschauer und Aktive und sorgen auf den Tribünen für eine einmalig bezaubernde Atmosphäre“, so Seidel. So führten die Veranstalter letztendlich auf ihr Gesamtpaket zurück, dass auch die GSC-Besucherzahlen Jahr für Jahr steigen, auch die Mannschaften selbst immer mehr eigene Anhänger aus ganz Deutschland mit nach Lübbecke bringen.

Wichtig zu wissen: Die GSC-Tickets sind nicht sitzplatzgebunden. Das bedeutet: Frühes Erscheinen an beiden Tagen sichere die besten Plätze. Nicht zuletzt seien beide Jugendfußball-Großereignisse für die Stadt auch ein kleiner Wirtschaftsfaktor.

So müssten hungrige Lübbecker – mit der Absicht, das Abendessen auswärts zu sich zu nehmen – vor allem Samstagabend mitunter Geduld mitbringen. Am Telefon könnte es bei vielen Gastronomen heißen: „Sorry, komplett ausgebucht oder wir haben geschlossene Gesellschaft, aber versuchen Sie es doch ab 20 Uhr noch mal.“ Denn am Turniersonntag geht es schon um 8.30 Uhr wieder los.

Bis dahin heißt es für eine Reihe der Sportlerinnen nach dem Abendessen erst einmal „Luftmatratze aufpumpen und Schlafsack ausrollen“. Denn – anders als bei den Jungs eine Woche vorher – übernachten einige der 15 Gästeteams des GSC in der Lübbecker Stadtschule, die dem Veranstalter und den Mannschaften als Quartier seit dem allerersten GSC-Turnier 2010 kostenlos zur Verfügung gestellt wird. „Dafür sind wir der Stadt, der Schulleitung und dem Hausmeister dankbar“, so Seidel. „Zwei Übernachtungen für zwölf bis 15 Spielerinnen, plus jeweils fünf bis sechs Betreuer – das ist im Budget vieler Mädchenmannschaften noch nicht drin“. Der Turnier-Chef ist sich aber sicher: „Es wird mit dem Frauen- und Mädchenfußball nur noch aufwärts gehen. Das heißt, es kommt der Tag, an dem sich auf das GSC-Wochenende die Hotels der Stadt genauso freuen, wie die Gastronomie.“