Mit der Polizei auf Nachtstreife beim Blasheimer Markt in Lübbecke

Lübbecke. &bdquo;Wir sind bisher mit dem Verlauf des Blasheimer Marktes sehr zufrieden.“ Dieses Resümee zieht Thomas Bensch, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde in Minden, in den Morgenstunden des Samstag zur Halbzeit eines der größten Volksfeste in der Region. Was wurde im Vorfeld nicht alles befürchtet: Schlägereien. Gruppen, die von Volksfest zu Volksfest ziehen und Stress machen, Körperverletzungen, andere Ausschreitungen. Die Neue Westfälische wollte wissen, wie die Arbeit der Polizei beim Lübbecker Traditionsjahrmarkt aussieht und hat die Einsatzkräfte am Freitag bis in die Nacht begleitet. Schon tagsüber beginnen die Mitarbeiter des Kriminalkommissariates Prävention/Opferschutz in Verbindung mit Kolleginnen und Kollegen des Ordnungsamtes und des Jugendamtes mit ihren Präventivstreifen. &bdquo;Wir wollen Präsenz zeigen und im Vorfeld Vergehen im Keim ersticken“, erläutert Birgit Thinnes von der Mindener Kripo. So legt ihren Fokus gezielt auf Kinder und Jugendliche, die sich an diversen Punkten treffen und mit hochprozentigem Alkohol &bdquo;vorglühen“. Alles zum Volksfest: Blasheimer Markt 2023 in Lübbecke eröffnet: Party-Stimmung, Preise und alle wichtigen Infos Flaschen und Dosen müssen entsorgt werden Es dauert auch nicht lange und schon haben die Ordnungshüter die erste Gruppe Heranwachsender vor einem Karussell erspäht, Sektflasche und Gin-Dose in den Händen. Volltreffer, einer der Teenager ist erst 15 und darf somit noch nichts davon konsumieren. Im Beisein der Beamtinnen müssen die Flaschen und Dosen entsorgt werden. Bei einer anderen Gruppe sind die Älteren pragmatischer und trinken gemeinsam die Reste aus, damit der Minderjährige keinen Zugriff mehr darauf hat. Einsicht gibt es nicht immer. Manch einer versucht, sich etwas aufzuspielen und pöbelt. Ohnehin ein Phänomen, das man als Außenstehender ständig beobachten kann, jeder hat eine Meinung über die Polizei und nicht selten werden dumme Kommentare im Vorbeigehen gemacht. Sobald sich ein Einsatz abzeichnet, bildet sich augenblicklich eine Traube von Schaulustigen, die alles genau sehen und besser wissen wollen. &bdquo;Wir fallen auf und sorgen für Unruhe“ &bdquo;Ich registriere das schon gar nicht mehr“, so erzählt mir ein Beamter beim Gespräch. &bdquo;Wir sind es gewohnt, mit der Uniform aufzufallen und mit dem Einsatzgeschehen teilweise für Unruhe zu sorgen, das ist Alltag.“ Solange es sich aufs Gucken beschränkt ist das aus Sicht der Polizei tolerabel. Wer sich einmischt in polizeiliche Maßnahmen oder diese gar stört, gerät ebenfalls in den Fokus der Einsatzkräfte und wird mindestens des Platzes verwiesen. Grundsätzlich zeigt die präventive Vorgehensweise der Behörden ganz offensichtlich Wirkung. Es gibt nur wenige Verstöße, die die Mitarbeiter von Polizei, Ordnungsamt und Jugendamt verzeichnen. Meist bleibt es bei Ermahnungen und dem Entzug der alkoholischen Getränke. In Härtefällen müssten die Erziehungsberechtigten benachrichtigt werden. Dann geht es erst mal zur Wache in Lübbecke. Dort treffen sich die Einsatzkräfte der gesamten Kreispolizeibehörde zur taktischen Einsatzbesprechung. Gut 30 Beamte und Beamtinnen sind am Freitagabend im Einsatz, in Uniform und zivil. Einsatzleiter ist Thomas Wiesinger. Er erläutert die Vorgehensweise, erörtert taktische Maßnahmen und verteilt Lagepläne vom Gelände. Im Anschluss geht es im Konvoi mit Blaulicht von der Osnabrücker Straße zum Blama-Gelände. Mancher Passant vermutet einen Großeinsatz. Sichtschutzwände werden aufgestellt Vor Ort angekommen, wird die Marktwache besetzt, ein kleiner Container am Rande des Geländes neben dem Marktbüro und dem Rettungsdienst des DRK. Sichtschutzwände werden aufgestellt für den Fall, dass man Personen in Gewahrsam nehmen muss. Dann begeht man das Gelände zusammen mit der örtlichen Security, um die Gegebenheiten noch einmal genau abzuklären. Eine Ursache der erfolgreichen &bdquo;Vermeidung von größeren Delikten im Vorfeld“ ist in der Zusammenarbeit mit der Security vor Ort begründet. Viele Auseinandersetzungen in den Festzelten werden bereits von den privaten Sicherheitskräften abgefangen, bevor große Polizeieinsätze daraus werden. Im Bedarfsfall rücken die Einsatzkräfte aber auch dort an. Zum Beispiel beim Hilfeersuchen bezüglich eines Randalierers, der mehrfach Frauen belästigt und die Ordner bespuckt haben soll. Der Delinquent wird ins Fahrzeug gebracht &bdquo;Spucki” zeigt sich allerdings überhaupt nicht einsichtig und bepöbelt fortwährend die Polizisten und jeden rundum in einer unverständlichen Sprache. Da er nicht zu bändigen ist und zudem weiterhin versucht, jeden anzuspucken, der sich ihm nähert, beschließen die Beamten, ihn dem Gewahrsam in der Polizeiwache Minden zuzuführen. Fraglich, ob allein Alkohol der Grund für dieses Verhalten ist. Der Streifenwagen fährt am Sichtschutz vor, dieser wird kurz geöffnet, der Delinquent ins Fahrzeug gebracht, Sichtschutz wieder zu, Einsatz vor Ort erledigt. Nun teilen sich die einzelnen Teams auf und bestreifen in Gruppen zu jeweils vier oder sechs Beamten den Markt. Die Polizisten sind ausgerüstet mit Body-Cams, Einsatz-Mehrzweckstock, Pfefferspray, Fixierbändern, Handschließen, Waffe, Funkgerät und der mittlerweile obligatorischen stichsicheren Weste. Das sind schon einige Kilos, die da zusammenkommen. Es dauert nicht lange und der nächste Festbesucher wird auffällig. Während die Polizeistreife an ihm vorbeigeht, hält er es für eine gute Idee, einem Kontrahenten, mit dem er scheinbar Streit hat, eine Flasche hinterherzuwerfen. Natürlich greifen die Beamten sofort ein. Deeskalierend versuchen sie, den Täter zu beruhigen und sprechen ihm einen Platzverweis aus, doch sie stoßen auf taube Ohren. Der junge Mann aus Espelkamp pöbelt und diskutiert. Als die Lage zu eskalieren droht, müssen die Beamten nachdrücklicher werden und den 23-Jährigen vorübergehend fixieren. Umstehende kommentieren die Situation Auch diese Aktion bleibt nicht unkommentiert von den Umstehenden, die meist gar nicht wissen, was sich im Vorfeld abgespielt hat. Eine Frau meckert eine zufällig vorbeikommende Streife eine Stunde später im Vorbeigehen immer noch an, woraufhin sich die Beamtin fragt, warum. Plötzlich werden die Schritte der Einsatzkräfte schneller, Gefahr im Verzug. Es wurden Personen im angrenzenden Gleisbett gemeldet. Sofort eilen die Polizisten an die Bahngleise. Es ist zwar auch dort die dafür zuständige Bundespolizei stationiert, aber man leistet sich gegenseitig Amtshilfe. Die Absuche ergibt nichts. Auch wenn man weiß, dass keine Bahn verkehrt, spürt man im Nacken quasi stets die Gefahr eines herannahenden Zuges. Deshalb ist es so wichtig, dass die Einsatzkräfte hilflose Personen aus diesen Situationen retten. Auch scheinbar harmlose Einsätze können für die Retter selbst gefährlich werden. Bei Rückkehr an die Marktwache diskutiert der junge Espelkamper immer noch, aber er scheint sich beruhigt zu haben. Die Beamten geben ihm noch einmal die Chance, das Gelände freiwillig und ohne weitere Probleme zu verlassen. Dem kommt er dann auch nach, aber der Klassiker &bdquo;Ich will Ihren Dienstausweis sehen“ darf natürlich nicht fehlen. Als Polizist muss man manchmal starke Nerven haben. Taschendiebstähle sind bisher nicht gemeldet worden Mittlerweile ist es 1 Uhr nachts, und auch das Markttreiben hat sich beruhigt. Viele Fahrgeschäfte sind dunkel, und die Wege sind nicht mehr überfüllt. Auch der Rest der Nacht bleibt dann verhältnismäßig ruhig: Einige hilflose Personen werden dem Rettungsdienst übergeben, zwei Körperverletzungen werden dokumentiert, bei Gewahrsamnahmen bleibt es bei der einen. Selbst Taschendiebstähle sind bisher nicht gemeldet worden. &bdquo;Auf alle Fälle ist das auch das Ergebnis unserer präventiven Maßnahmen und der ständigen Präsenz der Polizeistreifen auf dem Gelände“, sind sich Pressesprecher und Einsatzleiter sicher und hoffen, dass dieser Trend bei den Festbesuchern anhält.

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