Kulturscheune Nettelstedt wird zum Treffpunkt für alle in Lübbecke

Lübbecke-Nettelstedt. Sie liegt sozusagen im Herzen des Dorfes Nettelstedt. Direkt gegenüber der evangelischen Kirche bildet sie – mit einem kleinen Platz davor – eine zentrale Einheit für das ganze Dorf. Auch diese Tatsache hatte Architekt Karl Lindstedt vor knapp vier Jahren bewogen, das Gebäude mit Grundstück zu kaufen. Schon damals kreisten seine Gedanken und auch die seines Sohnes Timm und Ehefrau Lea um die spätere Nutzung. Von außen wirkt das alte Gemäuer in Nettelstedts Kern eher unscheinbar, eine normale Scheune halt. "Toller Raum mit wahnsinniger Deckenkonstruktion" Architektonisch sei die Fassade &bdquo;eigentlich nichts Besonderes", erklärt Lindstedt im Gespräch mit nw.de. Doch was sich dahinter verbergen sollte, habe ihm fast den Atem verschlagen: &bdquo;Ein ganz toller Raum mit einer wahnsinnigen Deckenkonstruktion", sagt er. Hier könne man so gut wie alles machen. Inzwischen hat sich die alte Scheune, die ursprünglich einmal Kornspeicher und Lagerhalle war, mit Leben gefüllt. Sie hat auch einen Titel erhalten: Kulturscheune. Dabei soll sie eigentlich mehr sein als &bdquo;nur" Kulturscheune. Lindstedt findet auch die Natursteine, mit denen die gut 100 Jahre alte Halle, die teilweise unterkellert ist und auch in einem Teilbereich ein Obergeschoss besitzt, &bdquo;einfach nur faszinierend". Seine architektonische Handschrift wird überall deutlich: Er verbindet gerne alte Strukturen wie Dachkonstruktion und Natursteinmauer mit modernen Materialien. So gibt es jetzt, nachdem über mehrere Wochen lang alles entrümpelt wurde, eine moderne Beleuchtungsleiste entlang des gesamten Hallenrundes. Unten ist der Keller zugänglich gemacht worden, dort sind die Natursteinwände angestrahlt. Oldtimer, eine lange Tafel und Kunst an den Wänden Zwei Oldtimer des Architekten, die wiederum jeweils eigene Geschichten haben, stehen im Scheunenrund, eine lange Tafel mit einer neun Meter langen Tischdecke, die von einer ukrainischen Siebdruckkünstlerin gestaltet wurde lädt zum Verweilen ein. Ebenso wie eine kleine Sitzecke, die auf einem erhöhten Podest steht. An einigen Wänden befinden sich bereits erste Kunstwerke, im Untergeschoss hat der Berliner Künstler Johannes Mundinger eine Wand bemalt – allein das ist schon einen Ausflug an die Winkelstraße wert. Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken. Auch ein kleiner verwunschener Garten mit einem ganz besonders gestalteten Örtchen kann hinter der Scheune bewundert werden. Und wer sich ein wenig ausruhen und eine Tasse Kaffee trinken möchte, kann sich hier auf einer angebauten kleinen Terrasse niederlassen und den Garten von oben betrachten. Scheunentore sollen möglichst oft offen stehen Die nicht mehr erhaltenswerten großen Scheunentore sind inzwischen durch neue ersetzt worden. Sie sollen nach Meinung von Karl Lindstedt in Zukunft so oft es geht offen stehen. Denn gemeinsam mit einer wachsenden Schar von kulturinteressierten Menschen, Freunden, Unterstützern und mithilfe seines Sohnes Timm und der Hedemerin Eva Rahe möchte die bekannte Lübbecker Familie das architektonische Kleinod gerne einer größeren Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Was alles möglich ist, zeigte bereits im vergangenen Jahr ein zweitägiges kleines Kulturfestival an der Winkelstraße. Künstler aus dem Lübbecker Land, aus Berlin und Düsseldorf stellten gemeinsam aus und zeigten die vielfältigen Möglichkeiten des besonderen Ortes. Das soll wiederholt werden. Der besondere Ort wird jetzt auch von außen sichtbar. Seit ein paar Tagen &bdquo;bewachen" zwei überlebensgroße blau angemalte Holzskulpturen den Scheuneneingang. Sie wurden vom Lübbecker Künstler Rainer Ern kreiert, der sie gemeinsam mit Timm und Karl Lindstedt im Boden vor der Scheune verankerte. Direkt zwischen den Scharnieren vor der roten Natursteinmauer stehend, sind sie ein unbedingter Hingucker für die Besucher. Beide Skulpturen sind außerdem beweglich – entweder von Menschenhand oder durch starke Windböen, sodass die Stellung der Figuren einem steten Wandel unterzogen ist. Ern nennt das Paar &bdquo;Blue Hour", hoffend darauf, dass hinter den Scheunentoren in Zukunft viele blaue Stunden möglich sind. Karl Lindstedt steht jedenfalls in Kontakt mit vielen Gruppen. Da sind die Landfrauen, die Dorfgemeinschaft, der Jazz-Club Lübbecke oder auch die Rotarier und die Galerie Tantius, die sich dort treffen und Angebote unterbreiten oder Ausstellungen organisieren möchten. Der Hausherr stellt jedoch eine Bedingung Sie müssen allerdings eine Bedingung des Hausherren erfüllen: &bdquo;Wir sind kein Profit-Center, kommerzielle Veranstaltungen wollen wir hier nicht. Auch keine privaten Feiern", sagt Lindstedt. Das weiß auch Helmut Öwermann, Dorfgemeinschafts-Vorsitzender von Nettelstedt, der während der Aufstellung des Ern’schen Kunstwerkes vor der Kulturscheune dabei war. Er sieht das Angebot der Lindstedts als &bdquo;Bereicherung für das gesamte Dorf". Anfang September wolle sich die Dorfgemeinschaft zusammensetzen und dann klären, wie sie zukünftig die Scheune nutzen kann. Er selbst hat da schon Ideen. So könnte er sich gut vorstellen, eine historische Darstellung der Unternehmensgeschichte der bekannten Nettelstedter Familien Hucke und Heidmeier dort zu etablieren. &bdquo;Das ist bei uns auf fruchtbaren Boden gefallen. Vor allem ist die Lage sehr gut. Es wird wachsen und wir müssen bei uns sehen, dass wir Ehrenamtliche finden, die sich hier einbringen können", so Öwermann im Gespräch mit nw.de.

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