Lübbecker Sozialpädagogin gibt Tipps: So gelingt der Schulstart

Lübbecke. Viele Kinder blicken ihrer Schulzeit voller Vorfreude und positiv entgegen, freuen sich auf die festliche Einschulung, die schöne Schultüte, die sie sich zuvor aussuchen durften, und darauf, den Kindergartenrucksack endlich gegen den tollen neuen Schulranzen eintauschen zu können. &bdquo;Viele Kinder verbinden mit der Einschulung das Gefühl: Ich bin jetzt groß“, erklärt Luisa Piel, die seit 2018 als sozialpädagogische Fachkraft für die Schuleingangsphase an der Lübbecker Grundschule &bdquo;Im Kleinen Feld“ tätig ist. In diesem Jahr hatten dort 52 Kinder ihre Einschulung. Bewegung aber auch Ruhephasen wichtig Erfahrungsgemäß fühlten manche Kinder gleich &bdquo;Hier bin ich richtig“ und erlebten alles Neue als aufregend, während die erste Zeit für andere Kinder noch sehr anstrengend sein kann und sie das heimelige Umfeld aus Kindergarten und dem eigenen Zuhause vermissten. Damit die Erstklässler die neuen Eindrücke und Herausforderungen gut verarbeiten könnten, sei es wichtig, dass sie zu Hause Bewegung, zum Beispiel in Form gemeinsamer Spaziergänge mit der Familie, aber auch ausreichende Ruhephasen bekämen, erklärt die Sozialpädagogin. Die längeren Konzentrationsphasen und die Notwendigkeit, über längere Zeit an etwas zu arbeiten, kommen in der Schule ganz neu auf die Kinder zu. Neu sei für viele Kinder außerdem, zu lernen, dass ihre eigenen Bedürfnisse nicht immer mit denen der Klassengemeinschaft übereinstimmen und sie sie unter Umständen den Interessen der Gemeinschaft unterordnen müssen. Sich an viele neue Regeln halten zu müssen, das höhere Maß an geforderter Eigenverantwortung, selbstständiges An- und Ausziehen und das Einhalten von Zeitvorgaben könnten für kleine Kinder sehr herausfordernd sein. &bdquo;Mit dem Kind den Alltag meistern“ Neben dem Schaffen von Möglichkeiten zur Erholung und Kompensation können Eltern und Familien in der Freizeit aber noch einiges mehr tun, um ihren Kindern diese Phase zu erleichtern und das Erlernen notwendiger Fertigkeiten und Kompetenzen zu unterstützen. Grundsätzlich empfiehlt Luisa Piel das Reglementieren und Reduzieren des Medienkonsums in der Freizeit und eine gesunde Ernährung. Übermäßiger Zuckerkonsum könne zu Konzentrationsschwäche und Bewegungsunlust beitragen, was Kindern den Schulalltag erschwere. Um eine gesunde Ernährung vorzuleben, bietet die Grundschule &bdquo;Im Kleinen Feld“ den Kindern schon seit Langem an drei Tagen in der Woche Obst zur freien Verfügung an. Auswirkungen des Medienkonsums auf Konzentration Auch die Zunahme des Medienkonsums, die die sozialpädagogische Fachkraft in den letzten Jahren beobachtet hat, könne negative Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit haben. Sie empfiehlt Eltern deshalb, in der Freizeitgestaltung vor allem auf eine aktive Teilnahme der Kinder im Alltagsgeschehen zu setzen. Bei gemeinsamen Aktivitäten wie zum Beispiel dem Kochen würde eine Vielzahl von Kompetenzen ganz nebenbei gefördert. Kinder könnten dabei beispielsweise ihre Beziehung zu Lebensmitteln, ihr Zahlenverständnis und ihr Zeitgefühl verbessern. Auch bei Spaziergängen kommen Kinder nicht nur in Bewegung, sondern können von ihren Eltern dazu animiert werden, die Häuser oder Bäume zu zählen, an denen sie vorbeigehen – mal vorwärts und, wenn das gut klappt, dann auch mal rückwärts. Im ersten Schuljahr sei es eines der Ziele, dass Kinder den Zahlenraum von 1 bis 20 beherrschen. Das könne auch bei Würfel- oder Kartenspielen von den Familien gefördert werden. Ein weiteres Lernziel sei die korrekte Haltung des Stiftes, damit den Kindern später das Schreiben nicht durch eine falsche Haltung unangenehm würde. Dafür sei es wichtig, dass Kinder in ihrer Freizeit mit den Händen tätig werden. Kneten und Malen seien ein gutes Training dafür, sagt Luisa Piel. Vorlesen und miteinander sprechen In der Vorbereitung auf das Lesen- und Schreibenlernen sei es wichtig, dass Kindern in ihrer Freizeit vorgelesen und innerhalb der Familie gesprochen wird. Auch für die emotionale Verarbeitung des Schultages sei es wichtig, dass Eltern ihren Kindern durch Nachfragen und Gespräche Gelegenheiten bieten, das Erlebte zu reflektieren. Wenn Eltern &bdquo;mit dem Kind den Alltag meistern“, bieten sie ihm dabei in der Regel ausreichend Anreize zum Erwerb der notwendigen Kompetenzen. Was Kinder durch Sportvereine lernen Auch die Anmeldung im Sportverein könne eine gute Unterstützung in vielen wichtigen Bereichen der kindlichen Entwicklung sein. Neben der Bewegung könnten Kinder hier soziale Kontakte pflegen, lernen, mit Sieg und Niederlage umzugehen, und eventuell vorhandene Sprachbarrieren abbauen. Den berüchtigten Motivationseinbruch, den in der Vergangenheit viele Kinder erlebten, die zunächst freudig in die Schule starteten und dann durch veralteten Frontalunterricht ernüchtert wurden, erlebt die Sozialpädagogin heute nicht mehr bei den ihr anvertrauten Schülern. Moderne pädagogische Konzepte und ein bunter Schulalltag mit spaßigem und offenem Unterricht seien inzwischen die Regel. Man wisse schließlich, dass Kindern das Lernen so leichter fällt. Dass mit dem Schulstart der &bdquo;Ernst des Lebens“ beginnt, findet sie deshalb nicht. Eine Herausforderung für Lehrende sei hingegen, dass die Schulklassen immer heterogener würden und eine individuellere Betreuung einzelner Kinder dadurch gleichzeitig notwendiger und schwieriger. Mit Kindern, die einen zusätzlichen Förderbedarf haben, arbeitet Luisa Piel einzeln oder in kleinen Gruppen von maximal fünf Kindern. Damit die Schulzeit für alle Beteiligten zu einer guten Erfahrung wird, sei es wichtig, zu sprechen. Vor allem mit den Kindern.

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