Erneut Hunde ausgesetzt - Tierheim Lübbecke beteiligt sich an Brandbrief

Lübbecker Land. Das Lübbecker Tierheim schlägt Alarm. Nachdem für die Katzen so gut wie überhaupt keine Unterbringungsmöglichkeit mehr besteht, kommt die Einrichtung jetzt auch bei den Hunden an ihre Kapazitätsgrenze. Das bestätigte jetzt Leiterin Sara Meinsen im Gespräch mit nw.de. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, weil das Heim aus den unterschiedlichsten Gründen immer mehr Hunde bekommt. Wie beispielsweise jetzt am Samstag aus Frotheim. In Höhe der Lohhorststraße meldete ein Eigentümer, dass sich in seinem Garten und dort in der Nähe drei herrenlose Hunde aufhielten. Da es sich wohl um eine Staffordshire-Terrier-Mischung handelt, rief er gleich die Polizei an. In Nordrhein-Westfalen gelten diese Hunde als so genannte Listenhunde. Die herbeigerufenen Polizisten fingen die dort ausgesetzten Tiere, die sich wohl in keinem guten Zustand befanden, sofort ein. Sie informierten auch das Espelkamper Ordnungsamt. Der Sprecher der Kreispolizeibehörde, Thomas Bensch, bestätigte den Einsatz in Frotheim am Samstag gegen 8.45 Uhr gegenüber nw.de. Tiere sind nicht gechipt Wie sich herausstellte, waren die Tiere nicht gechipt. &bdquo;Es befand sich kein Hundehalter vor Ort. Die Tiere waren einfach hier ausgesetzt worden“, sagt Bensch. Die Polizei sei, weil die Vermutung bestand, dass es sich um Kampfhunde handeln könnte, die vielleicht sogar für Hundekämpfe missbraucht worden waren, aufgrund der Gefahrenabwehr herausgefahren. Die Tiere ließen sich gut einfangen, wie er bestätigte. Sie wurden zum Lübbecker Tierheim gebracht. &bdquo;Damit war für uns alles erledigt“, so Bensch. Doch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tierschutzeinrichtung am Heuweg in Lübbecke fängt jetzt die Arbeit an. Leiterin Sara Meinsen wusste von drei weiteren Staffordshire-Terrier-Mischlingen, die bereits am 4. Juli in Cloppenburg gefunden wurden und einem Hund im emsländischen Herzlake. Es sehe so aus, als ob alle aus ein und demselben Wurf stammen, vermutet sie. Sie hat sich informiert und herausgefunden, dass alle sehr ähnlich aussehen und gleich alt sind. Sie schätzt sie acht bis neun Monate. Es handelt sich beim Frotheimer Fund um drei Rüden. Der Tierarzt habe sie inzwischen auch alle begutachtet. Sie seien gesund, weisen aber deutliche Kratz- und Bissspuren auf. Dies sei auch bei den anderen Fundtieren der Fall. Biss- und Kratzspuren selbst beigebracht &bdquo;Auf alle Fälle handelt es sich um eine schlechte Haltung. Der oder die Besitzer sind wohl nicht mit den vielen Tieren fertig geworden und wussten sich nicht anders zu helfen, als sie dann einfach auszusetzen“, sagt die Lübbecker Tierfreundin. Die Tiere seien jedoch nicht für Hunde-Wettkämpfe missbraucht worden. Die Biss- und Kratzspuren hätten sie sich wohl selbst beigebracht. Aufgrund der Tatsache, dass diese Art von Hunden wenig Fell hätte, würde man auch jede kleine Verletzung sofort gut sehen. Vom Charakter her seien die Hunde nicht auffällig, sie ließen sich streicheln, seien lieb und nett, nur an der Leine ließen sie sich im Augenblick zumindest noch nicht gut führen. &bdquo;Die haben sie wohl auch noch nicht kennengelernt“, so Sara Meinsen. Die drei Rüden sollen später wieder in die Vermittlung gehen. Sie macht jedoch darauf aufmerksam, dass sie in NRW als Listenhunde gelten und deshalb einen Maulkorb tragen müssten und gewissen Beschränkungen unterliegen würden. In Niedersachsen sei dies nicht der Fall. Immer häufiger Hunde-Aussetzungen Seit Corona erlebe das Tierheim immer häufiger solche Hunde-Aussetzungen. Dies hänge wohl auch damit zusammen, dass in der Corona-Zeit viel gezüchtet worden sei, weil man in dieser Zeit gute Preise für Welpen erzielen konnte. Doch jetzt habe man zu viele davon und wolle sie deshalb loswerden. Dies sehe man auch an der Abgabe-Warteliste, die immer länger werde. Aktuell warten 30 Hunde bei ihrem Herrchen oder Frauchen darauf, dass sie vom Tierheim aufgenommen werden können. Doch daran sei im Augenblick überhaupt nicht zu denken. &bdquo;Wir haben kein leeres Hundehaus mehr wie früher. Alles ist voll und wird immer voller“, macht sich Sara Meinsen Sorgen. Die drei Rüden wolle man jetzt zunächst getrennt halten, so weit das gehe. Später sollen sie auch wieder zusammen kommen, bevor sie in die Vermittlung gehen können. Es werde aber wohl schwierig, dass alle drei Hunde gleichzeitig abgegeben werden könnten. Darauf werde man in der Vermittlung wohl achten müssen. Fundhündin bekommt Welpen Das Tierheim Lübbecke hat aber auch Positives zu vermelden. So hat sich herausgestellt, dass Hündin Lizzy, die auf dem Espelkamper Marktkauf-Parkplatz ausgesetzt worden war, trächtig war. Laut Röntgenbild des Tierarztes, so Sara Meinsen, wird sie vielleicht neun Welpen das Leben schenken. &bdquo;Das verschärft unsere Situation hier noch einmal“, macht sie deutlich. Aus diesem Grund beteiligt sich das Tierheim Lübbecke auch an einer gemeinsamen Aktion aller Tierheime in Deutschland. Sie haben unter dem Motto &bdquo;Die Tierheime sind am Ende“ in einer Erklärung einen Brandbrief an die Bundesregierung geschickt. Darin heißt es unter anderem: &bdquo;Es sind zu viele Schnauzen für zu wenige Hände. Die Zahl der Hunde, die jährlich im Tierheim abgegeben werden sollen, aber nicht aufgenommen werden können, bewegt sich bereits im vierstelligen Bereich – Tendenz steigend.“ Maßnahmen zur Eindämmung des Welpen- und Hundehandels gefordert Verzweifelte Hundehalter ließen ihre Hunde bereits durch Tierärzte töten, töten sie selbst oder versuchen, sie unter Angabe falscher Tatsachen im Tierheim abzugeben oder im Internet zu verkaufen. Es werden nachhaltige Maßnahmen zur Eindämmung und Überwachung des (illegalen) Welpen- und Hundehandels gefordert. Insbesondere im Internet. Außerdem konsequente Kontrollen und Reglementierungen für den übermäßigen Import von Hunden aus dem Ausland sowie die Durchsetzung des Qualzucht-Verbots sowie das Verbot der wahllosen, nicht ausreichend reglementierten Vermehrung von Hunden. Gefordert werden existenzsichernde, moderne Finanzierungsmodelle für Tierheime und schnelle Hilfe in Notsituationen sowie eine Registrier- und Kennzeichnungspflicht für Hunde. Neu-Hundehalter sollen einen Befähigungsnachweis erbringen. Tierpfleger sollen eine fachlich erweiterte Ausbildung erhalten. Gewünscht wird ein einheitliches Prozedere zur Anerkennung des Hundetrainer-Berufs. Außerdem sollen Kommunen gestärkt werden, um bestehende Gesetze und Verordnungen zum Schutz der Tiere entsprechend umzusetzen.

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