Kabeldiebe unterwegs: Infrastruktur von öffentlichen E-Ladesäulen in Lübbecke zerstört

Lübbecke. Fabian Duffert fährt dienstlich ein E-Auto. Nach längeren Strecken nutzt er gerne die öffentliche Schnelladesäule der Telekom im Bereich Bohlenstraße/Augustaweg. In nur 30 Minuten ist das Fahrzeug wieder mit ausreichend Strom aufgetankt und für den nächsten Einsatz bereit. Normalerweise. Am 28. April musste der Lübbecker feststellen, dass die Leitungen am Gerät fehlten. Und nicht nur hier. Auch am Gerät bei Elektro Wiemann an der Rahdener Straße sowie bei McDonald’s waren die Kabel abgeschnitten. &bdquo;Alle Schnelllader in Lübbecke bis auf den 75kW-Lader bei Schneider Automobile waren zerstört.“ Wie ein weiterer Bürger berichtet, sollen aktuell sogar beim noch nicht einmal eröffneten neuen Schnelllader bei Kaufland die Kabel fehlen. Ladeinfrastruktur ist essenziell Für Fabian Duffert wie für andere E-Mobilisten, die öffentliche Ladestationen nutzen, ist das mehr als ärgerlich. &bdquo;Die Lade-Infrastruktur ist für E-Autofahrer essenziell“, so der Lübbecker. Er hat zwar eine 11-kW-Wallbox daheim, doch die braucht für den gleichen Ladevorgang rund acht Stunden. Seine Frau fährt ebenfalls ein E-Auto. &bdquo;Mann muss sich mal überlegen, was es für Fahrer von Verbrenner-Autos bedeutet, wenn plötzlich ihre Tankstelle nicht mehr zur Verfügung steht.“ Er ist der Meinung, dass bei der Zerstörung von E-Ladesäulen die Strafen so hoch sein sollten, dass sie vor solchen Delikten abschrecken. Das sei eine Zerstörung kritischer Infrastruktur, meint Fabian Duffert. Diebe ließen noch 50 Zentimeter Kabel hängen E-Mobilität ist auch für den Elektro- und Solargroßhandel Wiemann ein großes Thema. Erst im Herbst 2022 ist das Unternehmen, das sich den erneuerbaren Energien verschrieben hat, von Espelkamp nach Lübbecke umgezogen. Zur Firmenphilosophie gehört, dass noch im gleichen Jahr zwei öffentliche Ladepunkte vor den Firmen-Toren auf eigenem Gelände eingerichtet wurden. Doch es dauerte keine vier Monate, da hatten sich Diebe am &bdquo;Hyper-Charger“ zu schaffen gemacht. Der wird mit hundert Prozent grünem Strom von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Firmengebäudes versorgt, worauf das Unternehmen sehr stolz ist. Die Kupferdiebe, die in der Nacht zum 31. März zuschlugen, ließen noch etwa 50 Zentimeter Kabel an der DC-Säule hängen. Den halben Meter stahlen dann in der Nacht zum 23. Mai gegen 2 Uhr zwei Vermummte, die mit dem Fahrrad anrückten. Von beiden Diebstählen gibt es Kameraaufzeichnungen, die auch an die Polizei weitergeleitet wurden. Die nebenstehende AC-Ladesäule mit 22 kW ließen die Täter in beiden Fällen übrigens unberührt. &bdquo;Wohl wegen des geringeren Kabelquerschnitts“, vermutet Dirk Stoppkotte, Technischer Leiter bei Wiemann. Er schätzt, dass den Dieben jedes der rund fünf Meter langen Kupferkabel vielleicht so um die 120 Euro einbringt. Der Schaden für das Unternehmen indes ist ungleich größer. Reparatur kostet um die 10.000 Euro Dirk Stoppkotte nennt eine Summe von etwa 10.000 Euro für die Reparatur der geeichten DC-Ladesäule. Die Station ist auch noch nicht wieder intakt. Das liegt daran, dass das Unternehmen derzeit zurückhaltend ist, weil auch an den anderen Schnellladern in Lübbecke die Kabel gestohlen wurden. &bdquo;Wir sind noch am überlegen, was wir machen werden und beobachten die Situation“, sagt der Technische Leiter. Man mache sich auch Gedanken darüber, wie sich die Kabel vielleicht vor Diebstahl schützen lassen würden, vielleicht durch einen Absperr-Mechanismus, der sich nur öffnet, wenn die Bank- oder Tankkarte eingegeben wird. Hier stelle sich aber die Frage, ob das wegen der Registrierung mit dem Datenschutz konform sei. Die öffentliche Ladesäule immer wieder reparieren zu lassen, sei jedenfalls keine Option. Denn da würden wohl auch Versicherungen nicht lange mitspielen. Auch das Unternehmen Comfort Charge ist betroffen Das leidige Spiel mit wiederholtem &bdquo;Kabelklau“ hat gerade erst die Comfort Charge mitgemacht. Die Telekom-Tochter baut das Schnelllade-Netzwerk für die Telekom an deren Standorten in Deutschland auf. Auch der zerstörte DC-Schnelllader an der Lübbecker Bohlenstraße wird von Comfort Charge betrieben und wurde im Juli 2019 aufgestellt. Anfang April wurde zunächst ein Kabel von der 150 kW-Schnellladesäule abgetrennt, Ende April dann das zweite. Das Unternehmen ließ die E-Ladesäule reparieren. Doch die E-Mobilisten konnten sich nur kurz darüber freuen. Bereits zwei Wochen später waren die Kabel wieder abgeschnitten, diesmal gleich alle drei – auch das Kabel des leistungsschwächeren AC-Laders. Der Betreiber will die Säule nun erneut in Stand setzten lassen. Gerechnet wird mit vier bis sechs Wochen Reparatur-Zeit. Egal, ob nun ein &bdquo;Anti-E-Säulen-Motiv“ vorliegt, was innerhalb des Unternehmens auch schon vermutet wurde, oder aber Kupferdiebe ihr Unwesen treiben. Comfort Charge hat Anzeige erstattet und auch bereits die Kamera-Präsenz auf dem Gelände der Telekom verstärkt. Das Unternehmen hofft zudem, dass die Polizei den Diebstahl an den Ladesäulen in den Fokus nimmt und auch die Bürger achtsam sind. Bisher seien im Übrigen an keinem anderen der 200 öffentlich zugänglichen Standorte von Comfort Charge in Deutschland Kabel abgeschnitten worden. Nur in Lübbecke.

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