Diese Grundschule in Lübbecke wird vom Problemfall zum Vorbild

Lübbecke. Seit 2006 verfolgt das Land NRW eine enge Erziehungs- und Bildungspartnerschaft von frühkindlichen Betreuungseinrichtungen und dem Elternhaus. Was sich in Kitas bereits seit Längerem etabliert hat, wird jetzt ganz konkret auch auf die Grundschullandschaft ausgeweitet: Modellhaft soll die Grundschule "Im Kleinen Feld" (IKF), die im vergangenen Jahr durch zu wenige Anmeldungen von Kindern aufgefallen war, ein Familiengrundschulzentrum werden. Die IKF wird damit kreisweit die erste Einrichtung dieser Art. "Für den Kreis ist die IKF die Blaupause. Da sind wir schon ein bisschen stolz und freuen uns sehr, dass wir verlässliche Partner an unserer Seite und mit Matthias Bongartz einen engagierten Koordinator für die Prozesse gefunden haben, um als Schulträger diesen ambitionierten Weg gehen zu können", wird der Lübbecker Dezernent Philipp Knappmeyer in einer Mitteilung der Stadt Lübbecke zitiert. Partnerschaft zwischen Schule und Elternhaus Hinter dem Modellprojekt steht das Konzept "Familiengrundschulzentren NRW". Dieses verfolgt der Mitteilung zufolge folgendes Ziel: Ganztägige Grundschulen legen neben ihrem Bildungsauftrag einen Fokus auf die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus. Dabei sollen sie sich auf ein starkes Netzwerk im Umfeld stützen können. "Als erste im Mühlenkreis wird die Grundschule Im Kleinen Feld zu einem solchen Zentrum entwickelt", teilt die Stadt weiter mit. Die Steuerungsgruppe aus Vertretern von Schulleitung und Kollegium, Schulträger, Jugendamt und Schulaufsicht, Ganztagsträger und Elternschaft habe dazu ihre Arbeit aufgenommen. Konkret handelt es sich um Nicola Pohlmann-Oepping (Leitung des Ganztags), Matthias Bongartz (Leitung Familiengrundschulzentrum), Eva Vahrenkamp (Fachberaterin Parität für Kinder), Isabella Hagemeier (Schulleiterin), Andreas Schädler (Jugendamtsleiter), Daniela Pouls (Schulpflegschaftsvorsitzende), Heike Neef (Schulrätin), Jule Wessel (Vertreterin des Lehrerkollegiums), Daniela Beckermann-Beihl (Bereichsleitung Bildung/Kultur der Stadt Lübbecke) sowie den Lübbecker Dezernenten Philipp Knappmeyer. Kein Prädikat, sondern eine Haltung Knappmeyer ist auch als Ansprechpartner auf der Internetseite www.familiengrundschulzentren-nrw.de angegeben. Dort heißt es, dass sich 2019 zehn Initiativkommunen zur "Initiative Familiengrundschulzentren NRW" zusammengeschlossen hätten. Inzwischen seien 33 Kommunen Teil der Initiative. Eine davon ist Lübbecke. Als Beitrittsdatum nennt die Internetseite den Januar 2021. Im Februar dieses Jahres hatte Knappmeyer dem Lübbecker Bildungsausschuss berichtet, die Idee sei im Jugendhilfeausschuss des Kreises einstimmig befürwortet worden. Außerdem eine Co-Finanzierung durch das Jugendamt. Einstimmig sei auch der Beschluss für ein Familiengrundschulzentrum in der Schulkonferenz der IKF ausgefallen. Ein Familienbildungszentrum sei kein Prädikat, sondern eine Haltung: "Es geht nicht darum, es zu haben, sondern es zu sein", so Knappmeyer damals. Freier Schulwahl Grenzen gesetzt Auch Schulleiterin Isabella Hagemeier hatte im Fachausschuss einen Blick vorausgeworfen. Demnach will die Schule eng mit dem Familienzentrum "Mosaik" Lübbecke im Kita-Bereich zusammenarbeiten und viele alltägliche Dinge wie etwa zusammen kochen in das Schulleben mit OGS-Angebot integrieren. Durch Begegnungsräume soll die "Willkommenskultur" weiterentwickelt werden, und es soll Unterstützungsangebote für Eltern geben, etwa eine Erziehungsberatung. Zudem ist eine regelmäßige Teilnahme an Fortbildungen der Wübben-Stiftung vorgesehen. Die private Stiftung setzt sich für faire Bildungschancen ein, unabhängig von der sozialen Herkunft. Noch im August vergangenen Jahres galt die IKS als Problemfall, weil weit mehr Familien im Umfeld der Grundschule wohnten, als Kinder dort angemeldet wurden. Dies hatte zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Anmeldezahlen an den insgesamt fünf Lübbecker Grundschulen geführt. Um dies zu verbessern, hatte die Politik per Mehrheitsbeschluss der freien Schulwahl Grenzen gesetzt und Höchstzahlen der Kinder pro Eingangsklasse an allen Lübbecker Grundschulen festgelegt. Die Folgen des politischen Beschlusses Offenbar mit Erfolg: Die Einschulungsquote der Grundschule Im Kleinen Feld ist nach Erkenntnissen der Stadtverwaltung zwar "grundsätzlich schwächer als die Quote der weiteren Grundschulstandorte". Die sinkende Nachfrage sei jedoch gestoppt worden, hieß es in der Juni-Sitzung des Bildungsausschusses. Mit Blick auf das Schuljahr 2023/2024 habe es sogar eine "kleine Stabilisation der Anmeldesituation" gegeben, was die Stadtverwaltung als Folge des politischen Beschlusses vom August vergangenen Jahres betrachtet.

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