Lübbecker Grundschulen sollen neue Lüftungsanlage erhalten: Warum die Eltern dagegen sind

Lübbecke. Die Diskussionen um den politischen Beschluss, alle Lübbecker Schulen mit Lüftungsanlagen auszustatten, nehmen kein Ende. Kurz vor Beginn des Bildungsausschusses, der am Montag getagt hat, erreichte die Fraktionen ein Offener Brief der Elternpflegschaft des Grundschulverbundes Gehlenbeck-Nettelstedt. Darin äußern die Elternvertreter "große Bestürzung" über die einige Wochen zurückliegende Entscheidung des Bauausschusses. Vorausgegangen war damals ein von Silke Gillar, Leiterin des Grundschulverbundes Gehlenbeck-Nettelstedt, eingebrachter Antrag, die Ausstattung der beiden Standorte mit Luftfiltern zu überdenken. Lehrerkonferenz und Schulpflegschaft hätten sich dagegen ausgesprochen, hieß es. Zudem würden in den Sommerferien in Gehlenbeck alle Fenster zur Südseite erneuert, so dass sich dann alle Fenster ordnungsgemäß zum Lüften öffnen ließen. Diesem Antrag hatte die Politik nahezu einhellig widersprochen und diese Entscheidung ausführlich begründet. Fehler in der Konzeption Im Bildungsausschuss am Montag sagte Gillar, sie habe den aktuell kursierenden Offenen Brief weder erhalten, noch kenne sie seinen Inhalt. nw.de liegt dieser Brief vor. Darin heißt es unter anderem: "Wir fürchten durch den Einbau der raumlufttechnischen Anlagen erhebliche Beeinträchtigung des Unterrichtes während der Bauzeit, die sich durch die notwendigen Arbeiten am Rohbau nach fachlicher Einschätzung auf mehrere Monate belaufen werden." Befürchtet werden zudem "mangelnde Einsatzfähigkeit der raumlufttechnischen Anlagen durch grundsätzliche Fehler in der Konzeptionierung". Außerdem "schlechtere Luftqualitäten durch schlecht gewartete Klimaanlagen" - folglich "keinen wesentlichen Nutzen im Sinne einer Verbesserung der Raumluft". Auch auf die finanzielle Seite gehen die Eltern ein. Die Rede ist von einer "erheblichen Geldverschwendung auf Grund des sowieso bevorstehenden Umbaus der Grundschule Gehlenbeck, da dann die Anlagen grundsätzlich neu konzipiert werden müssen". Von Mehrkosten von einer Million Euro pro Schule für den jetzigen Einbau der Lüftungsanlagen gehen die Eltern aus. Den Antrag, den Einbau von raumlufttechnischen Anlagen an den Schulstandorten Nettelstedt und Gehlenbeck zu überdenken, habe man aus all diesen Gründen gestellt. "Umso empörter sind wir nach der Entscheidung des Bauausschusses. Wie kann es sein, dass wir als Elternpflegschaft als höchste politische Vertretung der Elternschaft und die Schulleitung als fachlich kompetentes Gremium von der lokalen Politik derartig ignoriert und übergangen werden?" Man halte die Bedenken gegen die raumlufttechnischen Anlagen nach wie vor aufrecht und fordere die Politik zu einem Kurswechsel und zu einer Korrektur der Entscheidung auf. Zehn Gewerke sind involviert Damit werde sich demnächst der Stadtrat befassen, informierte Finanzdezernent Dirk Raddy die Ausschussmitglieder und wies darauf hin, dass mit einem Einbau von Lüftungsanlagen an die zehn Gewerke befasst seien. Wie Silke Gillar sagte auch die Leiterin der Stadtschule Lübbecke, Anke Schrader, die Frage, wann die Lüftungsanlagen eingebaut werden, "treibt uns um". Und sie bat darum, "uns frühestmöglich zu informieren". Vorausgegangen waren Aussagen von Dirk Raddy wie "Der Einbau muss in den nächsten zwölf Monaten passieren". Allein in den Ferien werde das aber wohl nicht klappen, deshalb sei "mit Einschränkungen zu rechnen". Je nach Anlage sei nach der Auftragsvergabe mit einer Lieferzeit zwischen drei und sieben Monaten zu rechnen. Was die Politik beschließe, werde "nach und nach umgesetzt". Fehlender Bezug zur Corona-Pandemie Aus den Reihen der Fraktionen kamen weitgehend kritische Anmerkungen zu der Haltung der Elternvertretung des Grundschulverbundes Gehlenbeck-Nettelstedt. So fragte etwa Michael Hafner (SPD), ob die Eltern die seinerzeit von Friedrich Schrewe (FDP) vorgetragenen Argumente und das öffentlich einsehbare Protokoll der Bauausschuss-Sitzung kennen würden. Andreas Schröder (SPD) betonte, die Entscheidung sei verantwortungsvoll getroffen worden, um die Qualität der Schulen zu verbessern. Für die CDU sagten mehrere Fraktionsmitglieder, sie könnten die im Offenen Brief vorgetragenen Argumente nicht nachvollziehen. Bei einer eventuellen weiteren Pandemie wolle man die Schulen nicht wieder schließen müssen. Auch der fehlende Bezug zur Corona-Pandemie und zu anderen durch Aerosole verbreiteten Krankheiten wurden im Ausschuss bemängelt. Mit der Raumbe- und -entlüftung in Lübbecker Schulen befasste sich der Bauausschuss am Dienstagabend in nichtöffentlicher Sitzung. Für Mittwoch (7. Juni) steht das Thema im öffentlichen Teil der Sitzung des Hauptausschusses an. Der von Dirk Raddy erwähnte Stadtrat tagt dann am Donnerstag, 15. Juni.

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