Vor Gericht: Mutmaßlicher Brandstifter verliert Granate und flieht aus Psychiatrie

Lübbecker Land/Herford/Verden. Einem 40-jährigen Mann, der im Frühsommer dieses Jahres im Lübbecker Land und in ganz Ostwestfalen-Lippe für großes Aufsehen gesorgt hatte, wird jetzt vor dem Landgericht in Verden der Prozess gemacht. Inan O. hatte in einem Zeitraum von gut zwei Wochen mehrere aufsehenerregende Taten begangen, die jetzt zur Sprache vor Gericht kamen. In Diepenau bei einer Freundin um Herberge gebeten Alles begann damit, dass er - aus Wiesbaden kommend - bei einer Bekannten in Diepenau vorbeikam und um eine Herberge bat. Er sei auf der Durchreise und wollte ihr bei der Gelegenheit auch einmal einen Besuch abstatten. Die beiden kannten sich von früher, als die Bekannte noch ein Geschäft in der Espelkamper Innenstadt betrieb, das heute nicht mehr existiert. Dort war Inan O. gern gesehener Gast und war für sie auch schon mal als Model tätig. Der 40-Jährige richtete sich bei ihr in Diepenau zunächst ein. Doch aus bisher noch nicht bekannten Gründen brach in dem Anwesen ein Feuer aus, das Teile des Hauses verwüstete. Später fand man bei den Aufräumarbeiten in dem zurückgelassenen Rucksack des 40-Jährigen eine Mörsergranate aus dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt begann die Odyssee des Inan O., nachdem er in Diepenau nicht mehr aufzufinden war. Inan O. flüchtete aus Lübbecker Psychiatrie Er besorgte sich wohl ein Auto und fuhr damit in Richtung Lübbecke, wo Inan O. am Kanal gesehen wurde und dort wohl mehrere Personen derart verschreckt hatte, das diese die Polizei informierten. Die Polizei suchte inzwischen nach Anordnung des Amtsgerichts Verden mit Hilfe eines Fotos nach dem 40-Jährigen. Er wurde in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie in Lübbecke gebracht, unter anderem auch deshalb, weil er als drogenabhängig gilt. Später flüchtete er nach Polizeiangaben durch ein auf Kippe geöffnetes Fenster. Die Polizei setzte in Lübbecke einen Hubschrauber ein, um ihn zu suchen, fand ihn aber zunächst nicht. Einige Tage später konnte er in Gütersloh durch Polizeikräfte gefasst werden. Er leistete Widerstand und verletzte zwei Polizeibeamte. Wilde Verfolgungsjagd in Herford Zuvor hatte ein Zeuge den Gesuchten auf einem Tankstellengelände in Herford wiedererkannt und umgehend dort die Polizei verständigt. Unmittelbar darauf nahmen die Einsatzkräfte in der Werrestadt die Verfolgung von Inan O. auf, der sich inzwischen an das Steuer eines weiteren Fahrzeugs gesetzt hatte. Er missachtete die Anhaltezeichen der Polizeibeamten und versuchte, sich durch Flucht der Festnahme zu entziehen. Bei der Verfolgungsjagd wurden von dem Flüchtigen zeitweise Geschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometer gefahren. Außerdem gefährde er, laut Polizeimitteilung, im innerstädtischen Bereich den Straßenverkehr. Es ereigneten sich mehrere Kollisionen mit unbeteiligten Verkehrsteilnehmern. Dabei entstanden nur Sachschäden, es wurde niemand verletzt. Inan O. wurde nach seiner Festnahme in Gütersloh in eine psychiatrische Einrichtung nach Bad Zwischenahn gebracht, wo er bis zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Verden blieb. Taten im Zustand einer akuten Psychose begangen Dort wird ihm jetzt der Prozess wegen Verbrechens nach dem Kriegswaffengesetz gemacht. Der gebürtige Lippstädter soll alle genannten Taten im Zustand einer akuten Psychose begangen haben und gilt daher als schuldunfähig. Entsprechend entscheidet die 10. Große Strafkammer auch nicht über reine mögliche Haftstraße, sondern über die Unterbringung in eine psychiatrische Einrichtung. Während des ersten Verhandlungstages machte Inan O. von Beginn an reinen Tisch und räumte die ihm vorgeworfenen Taten ein. Neben einem Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und der Brandstiftung muss sich der verheiratete Vater einer dreieinhalb Monate alten Tochter auch wegen diverser Verkehrsdelikte und wegen des Besitzes von einem Laufbündel einer Schrotflinte mit Patronen verantworten. Vor Gericht berichtete er auch, wie ihm die Flucht aus der Psychiatrie in Lübbecke gelungen war. Er hätte eine spezielle kleine Zange in einem Rucksack verstecken und mit deren Hilfe er ein Fenster öffnen können. Immer wieder machte Inan O. deutlich, dass er Angst hatte, getötet zu werden. Deshalb habe er "nur aus Bächen getrunken, weil ich glaubte, das Wasser im Supermarkt ist vergiftet". Granate an einem Strand in Frankreich gefunden Die in dem Haus der Bekannten in Diepenau gefundene Granate will der Beschuldigte mit einem Metalldetektor an einem Strand in Frankreich in der Nähe von Rennes gefunden haben - und das sei bereits die zweite gewesen. Die erste fand er dort nach eigene Worten im Frühjahr 2020. Später griff ihn die französische Polizei auf und er kam dort für mehrere Monate in die Psychiatrie. Auch die 32 Jahre alte Frau war am ersten Prozesstag anwesend. Sie berichtete davon, dass er immer wieder geäußert habe, dass sie ihn vergiften wollte und auch das Kind nicht von ihm sei, sondern von einem Liebhaber. Die Frau berichtete, dass Inan O. ihr am Tag bis zu 70 SMS geschickt habe und dabei behauptete, dass er das Orakel sei. Der 40-Jährige berichtete auch von wiederholtem Drogenkonsum und Gewalt in der eigenen Kindheit. Er müsse zusehen, dauerhaft stabil zu bleiben und strebe eine Langzeittherapie an.

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