Polizei registriert zunehmend gefälschte Impfpässe

Lübbecker Land. Geimpft, genesen, getestet. Ob Konzertbesuch, Theatervorstellung, Innengastronomie, Hotelübernachtung oder Hallensport: Fast überall gilt die 3-G-Regel und manchmal wird auch nur denjenigen Einlass gewährt, die nachweisen können, dass sie eine Covid-Erkrankung überstanden haben oder eben den Piks gegen Corona erhalten haben. Da verwundert es wenig, dass Betrüger bereits Handel mit gefälschten Impfausweisen betreiben. Erst recht, seitdem die Corona-Tests kostenpflichtig sind. Auch im Kreis Minden-Lübbecke tauchen vermehrt Fake-Impfpässe auf. Allein 14 Anzeigen im Oktober Wie Thomas Bensch von der Pressestelle der Polizei Minden-Lübbecke mitteilt, lagen der Polizei im September sieben und im Oktober 14 Anzeigen vor, laut denen der Verdacht besteht, dass gefälschte Impfausweise verwendet wurden. Die entsprechenden Ermittlungen dazu würden derzeit noch laufen. Ein Fall flog bei einer Einlasskontrolle in der Mindener Kampa-Halle auf. Eine Frau legte einen gefälschten Impfausweis vor, weil sie das Handballspiel GWD Minden gegen den TuS N-Lübbecke schauen wollte. In einem anderen Fall stellten Polizeibeamte bei der Durchsuchung eines Wagens eines Tatverdächtigen im Rahmen eines Drogendeliktes drei gefälschte Impfausweise fest. Diese seien unschwer als Fälschungen zu erkennen gewesen, da es sich um Blanko-Ausweise gehandelt habe, die aber bereits mit den passenden Impfetiketten sowie Stempeln versehen waren. Der Fahrer des Wagens habe allerdings keine Aussagen dazu gemacht. Wer über entsprechende technische Kenntnisse und die passenden Gerätschaften verfüge, der könne die Impfausweise nachmachen, so Bensch. Denn im Unterschied zu den relativ fälschungssicheren Dokumenten wie Führerschein oder Personalausweis habe bei Einführung des gelben Impfausweises vor vielen Jahren niemand wissen können, dass dieser durch die Corona-Pandemie einmal eine solche Bedeutung bekommt. Das gelbe Heft diente lediglich zur Eigenkontrolle, welche Impfungen man schon bekommen hat oder der Prüfung von Impflücken durch den Arzt. In der Pandemie allerdings kommt der Impfpass fast schon einem &bdquo;Freifahrtschein" nach, wenn es um Veranstaltungsbesuche oder erst recht um den Urlaub geht. Gefälschte Impfpässe werden seit Monaten im Internet angeboten Gefälschte Impfpässe werden daher bereits seit Monaten im Internet angeboten, und das Geschäft damit scheint einträglich zu sein. Ermittler gehen bereits von organisierter Kriminalität aus. So hat die Polizei in Hamburg im September eine professionelle Fälscherwerkstatt hochgenommen. Entdeckt wurden dort 400 gelbe Impfausweise und 30.000 Euro Bargeld, wie der NDR berichtete. Auch in NRW häufen sich die Fälle von Impfpassfälschungen. Angesichts aktueller Entwicklungen wies die Landesregierung Anfang Oktober darauf hin, dass Fälschungen von Impfnachweisen als Straftaten geahndet und empfindliche Geld- oder sogar Haftstrafen nach sich ziehen können. Wer sich mit einem selbst gefälschten Impfnachweis – ganz gleich, ob Papierdokument, digitales Zertifikat oder ähnliches – Zugang zu privaten Veranstaltungen und Einrichtungen verschaffe, für die eine 2-G- oder 3-G-Regelung gilt, zum Beispiel in der Gastronomie oder bei Konzerten, begehe eine Ordnungswidrigkeit. Für diese können Geldbußen von bis zu 25.000 Euro verhängt werden. Ein vorgetäuschter Gesundheitsschutz ist also alles andere als ein &bdquo;Kavaliersdelikt", denn Ungeimpfte setzen bei Fälschungen von Nachweisen ihre Mitmenschen bewusst dem Risiko einer Corona-Infektion aus. In der politischen Diskussion ist derzeit eine Anhebung des Strafmaßes für die Fälschung von Impfnachweisen. Sie wird nach mehrheitlicher Einschätzung der Länder als Fälschung von Gesundheitszeugnissen behandelt, die mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden kann, während auf die allgemeine Urkundenfälschung fünf bis in schweren Fällen sogar zehn Jahre Gefängnis stehen. Die meisten Fälle werden von aufmerksamen Mitarbeitern in Apotheken aufgedeckt Wie Polizeipressesprecher Thomas Bensch weiter sagt, werden die meisten Fälle von aufmerksamen Mitarbeitern in Apotheken aufgedeckt. Diese stellen anhand des gelben Heftes kostenlos den QR-Code für das internationale digitale Zertifikat auf dem Handy aus. &bdquo;Den Apotheken liegen entsprechende Handlungsempfehlungen vom Apothekerverband zur Kontrolle vor und wir prüfen das sehr sorgfältig", sagt Nina Bettermann von der "Neue Apotheke" in Lübbecke. Stutzig werden lassen beispielsweise gleiche Chargennummern bei den Impfetiketten, wenn jemand an einem anderen Ort geimpft wurde oder lediglich der Corona-Schutz im Impfpass auftaucht. Wobei Letzteres durchaus vorkomme, wenn jemand seinen alten Impfausweis verloren habe. Und bei einer Frau, die in Köln geimpft wurde, aber im Mühlenkreis wohnt, habe sich ebenfalls herausgestellt, das alles seine Richtigkeit hatte. Was die Apotheken erst gar nicht annehmen würden, seien Fotokopien von Impfausweisen. In &bdquo;Schusters Apotheken", zu denen auch die &bdquo;Neue Apotheke" gehört, sind bisher zwei Fälle von gefälschten Impfausweisen aufgefallen und der Polizei gemeldet worden. "Das war eindeutig erkennbar", so Apotheker Thomas Schuster. "Vom Apothekerverband lagen uns Bilder von gefälschten Impfpässen vor. Die uns vorgelegten Impfausweise entsprachen den Fotos." Auch dem Gesundheitsamt wurden schon Fälle gemeldet Wie Sabine Ohnesorge von der Pressestelle des Kreises Minden-Lübbecke erklärt, werden auch dem Gesundheitsamt vereinzelt Fälle von gefälschten Impfpässen oder Genesenen-Bescheinigungen gemeldet. In solchen Fällen würden die Dokumente der Polizei weitergeleitet. Die Prüfung, ob es sich um eine Straftat wie Urkundenfälschung handelt, erfolge dann durch die Strafverfolgungsbehörde. Die Polizei warnt übrigens auch davor, Bilder des eigenen Impfausweises im Netz zu posten. Diese würden es Betrügern erleichtern, an sensible Daten zu kommen, um ihre Fälschungen möglichst echt aussehen zu lassen.

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