NW-Umfrage: Die Mehrheit im Lübbecker Land bedauert den Impf-Stopp

Lübbecker Land. Deutschland hat die Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca vorerst ausgesetzt. Vorausgegangen waren Meldungen von Blutgerinnseln im zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Impfung mit dem Präparat, heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Es handele sich um einen vorsorglichen Schritt, dem eine entsprechende Empfehlung des zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts vorangegangen sei. Was sagen die Menschen im Lübbecker Land dazu? Die Neue Westfälische hat sich umgehört: ACHIM POST, SPD-BUNDESTAGSABGEORDNETER &bdquo;Die Aussetzung der Verimpfung von Astrazeneca ist ein herber Rückschlag, aber als Vorsichtsmaßnahme nachvollziehbar. Etliche andere europäische Staaten gehen genauso vor. Ich hoffe allerdings, dass die nun abzuwartende weitere Prüfung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur ergibt, dass Astrazeneca den strengen Impf-Standards in Deutschland und Europa auch weiterhin voll entspricht. Schließlich wollen wir alle, dass auch bei uns in Nordrhein-Westfalen deutlich mehr Menschen schneller als bisher geimpft werden, gerade auch durch den Einbezug von Haus- und Betriebsärztinnen und Ärzten." BIANCA WINKELMANN, CDU-LANDTAGSABGEORDNETE Ähnlich sieht es die CDU-Landtagsabgeordnete Bianca Winkelmann: &bdquo;Kurzfristig betrachtet finde ich es bedauerlich, dass die Verimpfung von Astrazeneca gestoppt wurde. Dadurch wird das Impftempo zunächst verringert. Mittel- und langfristig finde ich die Entscheidung von Bundesgesundheitsminister Spahn aber richtig, da mögliche Risiken zunächst noch ausgeräumt werden müssen." Sie vertraue hierbei inhaltlich auf die entsprechende Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts, der sich der Minister angeschlossen hat. Sie persönlich würde sich trotzdem auf dem Wissensstand, den es derzeit gibt, weiterhin mit Astrazeneca impfen lassen. Winkelmann: &bdquo;Die Risiken im Fall einer schwer verlaufenden Covid-19-Erkrankung oder auch die Nebenwirkungen bei anderen Medikamenten wiegen in meinen Augen wesentlich schwerer als die Risiken, die hierzu bisher bekannt sind, zumal auch noch kein kausaler Zusammenhang zwischen Astrazeneca und den schwerwiegenden thrombotischen Ereignissen nachgewiesen worden ist." JÖRG RÜMPEL, LEITER GESAMTSCHULE HÜLLHORST Die weiterführenden Schulen wären zwar noch gar nicht an der Reihe, sind aber trotzdem betroffen: Wie Jörg Rümpel, Leiter der Gesamtschule Hüllhorst mit rund 1.300 Schülern sagt, habe sich in der vergangenen Woche eine Schule im Namen aller Sekundar- und Gesamtschulen im Kreis per Mail an den Kreis und an Landtagsabgeordnete gewandt. Es sei der Wunsch verdeutlicht worden, die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen, insbesondere an den Schulen des gemeinsamen Lernens in der Sekundarstufe I, beim Impfen genauso einzustufen wie die Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen. Bei den derzeitigen Planungen würden sich die Schulen als Orte des gemeinsamen Lernens, die auch Kinder mit unterschiedlichen Unterstützungsbedarfen unterrichten und zudem in Form zentraler Prüfungen zeitnah Abschlüsse vergeben, nicht ausreichend berücksichtigt fühlen. Die Schüler hätten durch die Pandemie bereits viel Präsenzunterricht verpasst. Der derzeitige Präsenzunterricht ermögliche, aufgelaufene Defizite aufzuarbeiten und sich angemessen auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Für die Schüler sei es von großer Bedeutung, dass die Lehrer sie auf dem Weg zur Prüfung begleiten und auch in den Prüfungen anwesend sind. Rümpel: &bdquo;Insbesondere dieses könnte durch möglichst baldige Impfungen viel wahrscheinlicher werden." Das würde alle Betroffenen beruhigen und auch den Schülern die Ängste nehmen, dass sich wieder kurzfristig etwas ändert. Doch der Wunsch nach Änderung der Impfreihenfolge sei bis heute nicht erfüllt und mit einer zeitnahen Impfung aktuell nicht mehr zu rechnen. &bdquo;Daher bin ich besorgt, dass durch den Impfstopp für Astrazeneca Impfangebote für unser Kollegium noch weiter in die Ferne rücken könnten und womöglich nicht mehr vor den Sommerferien zu realisieren sind." JAQUELINE LAUF, LEITERIN DER SCHULE AM AUEWALD Durch die Medien habe der Impfstoff Astrazeneca von Anfang an ein Negativ-Image erhalten: &bdquo;Was jetzt passiert, ist für alle Menschen eine sehr schlechte Lösung." Die Impfungen ihres Kollegiums seien gut vorangeschritten. Die meisten hätten ihre erste Impfung bereits erhalten, aber noch nicht alle. &bdquo;Aber was passiert jetzt mit der zweiten Impfung?",fragt sich die Espelkamper Schulleiterin. &bdquo;Wir stehen hier alle im Regen und wissen nicht mehr weiter." Sie hoffe auf die Einsicht der Entscheidungsträger. Prozentual gesehen habe es sehr wenige Fälle mit Nebenwirkungen gegeben. Als Lehrer sei man nahe am Geschehen, und sie wisse, dass es auch bei dem ein oder anderen große Ängste gebe. Gott sei dank sei man bisher von einem größeren Ausbruch verschont geblieben. GEMEINSCHAFTSPRAXIS LÜCKER/TWELE/RITTMANN/KRÖGER Die Mediziner der Gemeinschaftspraxis Lücker/Twele/Rittmann/Kröger aus Pr. Oldendorf bedauern die Entscheidung des Impf-Stopps aufgrund der entstandenen Nebenwirkungen. &bdquo;Die zu prüfenden Nebenwirkungen sind extrem selten aufgetreten", so die Ärzte. Bei anderen Medikamenten sei die Nebenwirkungsrate oft deutlich höher und diese würden bedenkenlos eingenommen. Unsicherheit über die Zweitimpfung herrscht bei denen, die bereits die erste Impfung mit Astrazeneca erhalten haben. Die erste Impfung ist jedoch nicht hinfällig, falls die Frist für die Zweitimpfung überschritten wird. &bdquo;Jede Impfung zählt", betonen die Mediziner. &bdquo;Das heißt, wenn die zweite Impfung verspätet erfolgt, bleibt die Wirkung der ersten Impfung trotzdem erhalten." Ihren Patienten empfehlen sie in Bezug auf Astrazeneca die Ruhe zu bewahren und das Ergebnis der aktuellen Prüfung abzuwarten. &bdquo;Wir hoffen, dass der Astrazeneca-Impfstoff weiter zugelassen bleibt und die Impfungen somit weiter fortgeführt werden können, da der Nutzen der Impfung überwiegt", machen sie deutlich. UNTERNEHMER PAUL GAUSELMANN, ESPELKAMP Paul Gauselmann und seine Gattin Karin sind aufgrund ihres Alters bereits zwei Mal geimpft worden. Er sei halt ein Zahlenmensch und habe das &bdquo;ganze Problem einmal vor diesem Hintergrund analysiert". Ein Fall mit Gehirnblutung bei 250.000 Impfungen sei ein Wert, den man kaum berechnen könne. Außerdem sei bis heute nicht bewiesen, dass die durch das Impfen hervorgerufen worden seien, niemand sei nachweislich dadurch zu Tode gekommen. &bdquo;Die in Berlin müssen endlich zu Potte kommen und das Impfgeschehen den Ärzten überlassen", sagt der Unternehmer. Ebenso sollten auch die Krankenhäuser einbezogen werden. Die Ärzte wüssten am besten, wer beim Impfen zu den gefährdeten Personen gehöre und wer nicht. Hier sollte es schnellstens eine Entscheidung geben. Man sollte sich genau überlegen, wodurch letztendlich mehr Menschen zu Tode kommen: &bdquo;Das Impfen noch weiter herauszuzögern oder jetzt schnellstens ohne Unterbrechung weiterzumachen und vor allem die Ärzte einzubeziehen?" So gehe es jedenfalls nicht weiter. DIANA BRUGUET, EV. TAGESEINRICHTUNGEN FÜR KINDER Diana Bruguet, Fachberaterin der ev. Tageseinrichtungen für Kinder im ev. Kirchenkreis Lübbecke als größter Träger empfindet es als &bdquo;tragisch", dass die Impfungen jetzt mit Astrazeneca ausgesetzt wurden. Sie sei zwar keine Ärztin oder Virologin aber sie wisse &bdquo;ganz genau, dass sich fast alle Erzieherinnen und Erzieher impfen lasen wollen". Viele Einrichtungen seien von Ansteckungsgeschehen betroffen, deshalb habe man auch entschieden sich &bdquo;gestaffelt impfen zu lassen". Sie hofft auf eine alsbaldige Entscheidung: &bdquo;Aber im Augenblick müssen wir es leider aussetzen."

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