Blue-Mojo-Chef: "Ich will auf jeden Fall wieder aufmachen"

Lübbecke. Andy Bautz (59) ist gelernter Metaller. Seine berufliche Leidenschaft gilt allerdings der Gastronomie, wie sich bereits 1979 zeigte, als er zu dem Team gehörte, das die Disco &bdquo;Colosseum" mit angegliederter Kneipe in Oppenwehe eröffnete. Danach zog es ihn nach Lübbecke, wo er zunächst die Musikkneipe &bdquo;The Arter" am Gänsemarkt-Parkplatz managte, bevor er für sechs Jahre die &bdquo;Letzte Instanz" im Bürgerhaus am Busbahnhof führte. Im Frühjahr 2005 übernahm er das Bistro &bdquo;Blue Mojo" am Markt. &bdquo;Jetzt", sagt er, &bdquo;bin ich, bis auf den Corona-Papierkram, arbeitslos". Die Coronaschutzverordnung des Landes, die Bautz und die gesamte Branche in den Lockdown zwingt, macht ihm schwer zu schaffen: Das Blue Mojo – geschlossen, alle Biere, Säfte und Erfrischungsgetränke, deren Datum abgelaufen war, musste er wegkippen: &bdquo;Dieser Schaden wird nicht ersetzt." Der Jazzclub Lübbecke und die Stadthalle mit Kegelbahn, wo er für die Bewirtung zuständig ist, sind ebenfalls zu. &bdquo;Seit einem Jahr geht nichts mehr", fasst Bautz seine Situation zusammen und offenbart: &bdquo;Finanziell stehe ich mit dem Rücken zur Wand." 43 fest gebuchte und dann abgesagte Veranstaltungen seien unmöglich auszugleichen. Staatliche Hilfe kommt "kleckerweise" Wie das Gerücht entstanden ist, dass er pleite sei und nie wieder öffnen werde, kann Andy Bautz sich denken. &bdquo;Ich werde in wenigen Wochen sechzig und möchte mich nicht so hoch verschulden, dass ich die Schulden nicht zurückzahlen kann, bis ich mit 67 in Rente gehe." So weit ist es aber noch lange nicht, und so weit soll es auch nicht kommen. Die staatlichen Hilfsgelder kämen zwar nur &bdquo;kleckerweise", beklagt Bautz. Aber wenigstens die Novemberhilfe sei gerade überwiesen worden. Und auch die Familie – Eltern und Geschwister – hätten ihm finanziell unter die Arme gegriffen, denn die rund 1.000 Euro, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, reichten nicht aus. Allein für seine Versicherungen benötige er als Selbstständiger einen Großteil der Summe. Dann seien da noch Mietrückstände sowie seine Tochter, die in Hannover Tiermedizin studiert und Unterstützung benötige – und die Mitarbeiter. Drei, inzwischen noch zwei Festangestellte. &bdquo;Die wollte ich nicht entlassen", sagt Andy Bautz und berichtet, dass die Arbeitsagentur viel übernehme, Urlaubs- und Feiertage aber nicht: &bdquo;Die muss ich bezahlen." Mietvertrag läuft in einem Jahr aus Den vorgeschriebenen Lockdown für die Gastronomie hat Andy Bautz bis heute nicht verstanden. Und er hält diese Art von Kontaktbeschränkung für falsch. Und zwar nicht nur im wirtschaftlichen Eigeninteresse, sondern generell. Fünf bis sieben Millionen Gäste habe die Gastronomie, &bdquo;die nie ein Hotspot war", vor Corona gehabt. Und zwar täglich. Die seien durch den Lockdown gezwungen worden, sich ins Private zurückzuziehen. &bdquo;Was zuhause passiert, ist nicht zu kontrollieren", meint Bautz und plädiert deshalb dafür, wieder mehr Treffpunkte zu öffnen, &bdquo;die hygienisch überwacht sind". Dazu zählt er auch die Kneipen. Und was wird aus dem Blue Mojo? Der Mietvertrag für die Musikkneipe laufe in einem Jahr aus, sagt Bautz. Wenn er etwas aufgeben müsse, dann den Saal, wo sich gern auch einmal ein Schülerjahrgang treffe, um zu feiern. Denn für Veranstaltungen erwarte er noch für längere Zeit keine Genehmigung. Das bei seinen Stammgästen im Alter von 60 plus beliebte Blue Mojo aber und den Biergarten, &bdquo;die will ich auf jeden Fall wieder öffnen". Bis dahin will er weiter regelmäßig die Kneipe aufschließen, die Wasserhähne für kurze Zeit aufdrehen und auch sonst in seinem Bistro am Markt nach dem Rechten sehen. Pflanzen im Biergarten haben gelitten Andy Bautz’ ganze Hoffnung liegt jetzt auf dem kommenden Sommer. Während er sich vorstellt, wie er den Biergarten wieder herrichten könnte, fällt ihm auf, dass die Pflanzen gelitten haben. Über die Finanzierung einer Neubepflanzung will er demnächst mal mit seinem Steuerberater sprechen. Das seien doch eigentlich Kosten, die der Staat übernehmen müsste.

Meistgelesen