Streit um Tod eines Hundes endet vor Gericht

Lübbecke. Hagen ist ein freundlicher belgischer Schäferhund, der schnell zum Spielen auffordert. Für seinen Besitzer, Boris Laszig, war es ein Schock, als er den Anruf seines Vaters bekam, dass Hagen einen anderen Hund totgebissen haben soll. Er habe sofort seinen beruflichen Termin abgebrochen, um den Vorfall schnellstmöglich zu klären, berichtet Laszig im Gespräch mit nw.de. Der Vorfall passierte im Oktober 2019 beim täglichen Abendspaziergang auf einer Wiese am Hamkerweg. &bdquo;Die Schlinge des Würgehalsbandes muss sich gelockert haben, während der Hund rückwärts ging, sodass der Kopf durchrutschte. Diese plötzliche Freiheit nutzte er, um seinem Bewegungsdrang nachzukommen", schreibt Wolfhard Laszig, der mit dem Hund unterwegs gewesen ist, in seiner Aussage. Er habe Hagen zurückgerufen und der habe sich sofort zu ihm umgedreht, sei aber nicht auf direktem Weg zurückgelaufen. Er habe dann den Mann am Straßenrand gehört, den er zuvor nicht bemerkt hatte. &bdquo;Ich bin dann zu dem Mann hingelaufen und musste mit Entsetzen sehen, wie der Chihuahua gerade verstarb." Den Ablauf des Geschehens habe er nicht genau gesehen, könne es sich aber nicht erklären. Laut Boris Laszig hat der Besitzer des Chihuahuas die Polizei über den Vorfall informiert aber keine Untersuchung seines Tieres durchführen lassen. Äußerliche Bissspuren habe es aber nicht gegeben, weshalb der Besitzer des Chihuahuas diese Vermutung später in einer schriftlichen Aussage zurückzog: &bdquo;Es ist definitiv zu keinem Biss in das Genick gekommen, wie schon erwähnt war mein Tier äußerlich optisch unversehrt." Vorstellbar sei, dass der Chihuahua durch einen Genickbruch oder altersbedingt durch einen Herzstillstand gestorben sei. Keine Anzeichen für Aggression bei Wesenstests &bdquo;Ich kann mir nicht vorstellen, das Hagen den Hund gebissen hat. Dann hätte man etwas sehen müssen", so Boris Laszig. Dennoch erhielt er eine Ordnungsverfügung. Dieser ist zu entnehmen, dass &bdquo;durch den Beißvorfall eine mögliche Gefährlichkeit des Hundes Hagen zu erkennen ist". Entsprechend dieser Einstufung solle Hagen zukünftig draußen immer einen Maulkorb tragen und an einer maximal 1,5 Meter langen Leinen laufen. &bdquo;Das ist alles nur ein Verdacht. Niemand weiß, was genau passiert ist. Wenn ich Hagen jetzt aber so führe, dann wird er irgendwann wahrscheinlich aggressiv. Er braucht viel Auslauf und muss sich austoben können", sagt Laszig. Laszig sei außerdem ein Termin mitgeteilt worden, an dem sein Schäferhund Hagen einen Verhaltenstest absolvieren solle. Da ein solcher Verhaltenstest nicht genau definiert und dazu noch sehr teuer sei, entschied er sich dagegen. Eine Verfügung durch das Ordnungsamt, dass er zu dem Test erscheinen müsse, habe er auch nach der Ablehnung nicht erhalten. Stattdessen suchte Laszig zwei unabhängige Hundeschulen auf und ließ das Wesen seines Hundes dort testen. &bdquo;Es wurde geprüft, wie er reagiert, wenn Krach gemacht wird, oder andere Hunde dazukommen. Das hat Hagen aber alles nicht interessiert", so Laszig. Beide Hundeschulen hätten ihm bestätigt, dass sein Hund nicht gefährlich sei. &bdquo;Meine achtjährige Tochter spielt gerne mit Hagen. Für sie ist er ihr bester Freund. Das würde ich nicht zulassen, wenn ich den Eindruck hätte, er wäre gefährlich", sagt Laszig. Das Ordnungsamt sieht keine Fehler &bdquo;Wir können nicht erkennen, dass das Ordnungsamt einen Fehler gemacht hat", teilt der Pressesprecher der Stadt Lübbecke, Andreas Püfke, nw.de auf Nachfrage mit. &bdquo;Wir haben das mildeste Mittel gewählt und das auch nur vorübergehend. Das Ordnungsamt muss davon ausgegangen sein, dass eine Form von Gefahr bestand". Das Ordnungsamt sei als Behörde angewiesen, für Sicherheit zu sorgen. Laszig entschied sich, gegen die Vorgaben der Stadtverwaltung Lübbecke Klage einzureichen und bekam vor dem Verwaltungsgericht der Stadt Minden schließlich Recht. Der Richter erklärt seine Entscheidung in der Urteilsbegründung damit, dass die Ordnungsverfügung rechtswidrig sei, &bdquo;weil sie sich nicht als vorläufige Maßnahme zur Gefahrerforschung darstellt, sondern als über die Beendigung der Sachverhaltsaufklärung hinausgehender Dauerverwaltungsakt". Weiterhin erschließe sich nicht, dass die Gefährlichkeitseinstufung durch einen Amtstierarzt durchgeführt werden solle. Auch habe die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes die Begutachtung nicht nachträglich eingefordert, als Herr Laszig diese verweigerte. Weiterhin heißt es im Gerichtsurteil, dass es an persönlichen Gesprächen mit dem Zeugen fehle. &bdquo;Ebenso wenig existieren tierärztliche Unterlagen, die belegen, dass der Tod des Hundes auf eine Bissverletzung zurückzuführen ist." Für Laszig ist die Entscheidung des Gerichts eine Erleichterung: &bdquo;Es war richtig, nicht einfach aufzugeben!"

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