Silvester im Lübbecker Land soll diesmal kein Kracher werden

Lübbecker Land. Ein bombastisches Feuerwerk am Himmel und am Boden feuchtfröhliche Partys, bei denen die Sektkorken nur so knallen: So wird vielfach das neue Jahr begrüßt. Doch der Jahreswechsel 2020/2021 wird wegen Corona wohl ganz anders ausfallen. Ruhiger. Denn wegen der Pandemie sind die Krankenhäuser stark belastet und damit sich die Ärzte nicht zusätzlich um Verletzte durch Raketen und Böller kümmern müssen, hat die Bundesregierung dieses Jahr ein Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper der Kategorie F2 in Deutschland beschlossen. Die NW fragte nach, wie Polizei, Krankenhäuser und auch der Handel auf die Silvesternacht blicken. Polizeisprecher Ralf Steinmeyer: &bdquo;In den Silvesternächten der vergangenen fünf Jahre haben wir durchschnittlich kreisweit gut 100 Einsätze registriert.“ Wie sich die Zahlen und die Art der Einsatzanlässe bei diesem außergewöhnlichen Jahreswechsel entwickeln, lässt sich für die Polizei nicht leicht prognostizieren. Waren es sonst die obligatorischen Streitigkeiten, Randalierer, Körperverletzungen, hilflose Personen, Unfälle, Sachbeschädigungen und Brände, die unsere Einsatzkräfte gemeinsam mit den Rettungsdiensten und den Feuerwehren beschäftigten, bleibt nun abzuwarten, wie sich das Geschehen in Corona-Zeiten mit den bekannten Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen im Mühlenkreis entwickeln wird.“ "Knallerei dürfte dieses Jahr geringer ausfallen" Da es kein Feuerwerksverbot für Privatpersonen gebe, rechnet die Polizei auch in diesem Jahr mit entsprechender Knallerei. &bdquo;Diese dürfte nach unserer Einschätzung aufgrund des bestehenden Verkaufsverbotes aber geringer ausfallen. Einen gänzlichen Verzicht darauf erwarten wir nicht, da vermutlich einzelne Menschen noch Feuerwerk aus dem letzten Jahr besitzen oder sich neues über den Internethandel beschafft haben“, sagt Steinmeyer. "So diszipliniert wie an Weihnachten verhalten" &bdquo;Das Abbrennen von Feuerwerk beschäftigt unsere Beamten und Beamtinnen nicht nur in der Nacht, sondern bereits regelmäßig ab den Morgenstunden. Dies führte in der Vergangenheit schon früh am Tage zu Einsätzen. Das Zünden von Feuerwerk ist nicht so sehr ein Problem für unsere Einsatzkräfte. Wichtig ist – wie immer – ein sachgemäßer Umgang mit den Sprengkörpern.“ Besondere Bedeutung bekomme nun das fortgesetzte Einhalten der Corona-Schutzverordnung sowie der Allgemeinverfügung des Kreises. &bdquo;Wichtig ist es, dass sich die Menschen im Mühlenkreis ebenso diszipliniert wie zu Weihnachten verhalten und es zu keinen Menschenansammlungen oder Partys kommt.“ Da übermäßiger Alkoholgenuss sehr oft für Probleme sorgt, sollte Alkohol nur in verantwortungsvollem Maß getrunken werden. &bdquo;Die Überwachung der Ausgangsbeschränkungen zwischen 1 Uhr und 6 Uhr wird ebenfalls Teil unserer Arbeit sein.“ Die Polizei werde in der Silvesternacht mit einem erhöhten Personaleinsatz deutlich sichtbar Präsenz zeigen. Steinmeyer: &bdquo;Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit Konsequenzen rechnen.“ Den Jahreswechsel verbringe er mit seiner Frau zu Hause. Das Dienst-Handy liegt griffbereit. Marktleiter hat in seiner Dienstzeit so etwas noch nicht erlebt Karl Kordes ist Leiter der Marktkauf-Filiale in Espelkamp und wird Ende kommenden Jahres auch die Verantwortung für den Bereich Lübbecke übernehmen. Normalerweise ist die gesamte Mall des Marktes um diese Zeit mit dem Verkauf von Feuerwerkskörpern gefüllt. Eigene Verkäuferinnen mit eigenen Kassen sorgen dafür, dass der Abverkauf sichergestellt ist. Die Ware bezieht der Markt von einem großen Feuerwerkskörper-Unternehmen aus Bremerhaven. In diesem Jahr ist die Fläche leer. So etwas habe er in seiner langen Dienstzeit noch nie erlebt. Kordes: &bdquo;In diesem Jahr ist allerdings alles etwas anders als die Jahre zuvor.“ "Wunderkerzen dürfen das ganze Jahr verkauft werden" Als bekannt wurde, dass es in diesem Jahr Corona bedingt ein Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern gebe, habe man die Auslieferung der vorbestellten Ware gleich gestoppt. Auch die Bewerbung von Feuerwerksartikeln konnte man noch rechtzeitig stoppen. Dies sei nicht in allen Märkten rechtzeitig gelungen, hat er von Kollegen erfahren, da die Politik sehr kurzfristig das Verbot ausgesprochen habe und die Drucklegung bereits vollzogen war. Das verursache neben den Umsatzausfällen noch zusätzliche unnötige Kosten. Er habe auch davon gehört, dass in der Branche gegen das Verbot geklagt werde. Dennoch müsse der Kunde im Marktkauf nicht auf Knallkörper zu Silvester verzichten: &bdquo;Wir bieten weiterhin Silvester-Artikel der Klasse I wie Tischfeuerwerk, Knallbonbons und Wunderkerzen an. Die dürfen das ganze Jahr verkauft werden.“ Kordes hofft nur, dass nicht viele Silvesterfeuerwerk-Fans in die Illegalität gingen und sich nicht zertifizierte Raketen und Böller beispielsweise aus dem Internet besorgten. &bdquo;Das kann sehr gefährlich werden“, warnt Kordes. Bei ihm privat gibt es schon seit vielen Jahren keine Knallerei mehr. &bdquo;Wir lassen lieber die Sektkorken knallen.“ Die typischen Verletzungen an Silvester Nicht überall wurde in der Vergangenheit friedlich gefeiert und sorgsam mit Feuerwerkskörpern umgegangen: Blessuren nach Schlägereien, Verbrennungen und Verletzungen durch Feuerwerkskörper aber auch Unfälle unter Alkoholeinfluss sind die typischen Notfälle, die in der Silvesternacht die Notaufnahmen in den Krankenhäusern Lübbecke und Rahden beschäftigen. Die sind zu Silvester wie in den vergangenen Jahren rund um die Uhr besetzt, coronabedingte personelle Engpässe gebe es nicht, teilt Ramona Schulze von der Presseabteilung der Mühlenkreiskliniken (MKK) mit. In der Silvesternacht würden in der Regel auch nicht unbedingt mehr Patienten aufgenommen als üblicherweise, es gebe für die Mitarbeitenden jedoch eine Verschiebung der Hauptarbeitszeit in den Stunden nach Mitternacht. Das könnte diesmal aufgrund der Corona-Schutzverordnungen und der Ausgangssperre ab 1 Uhr anders sein. Ein erhöhtes Patientenaufkommen werde nicht erwartet. Bei einem Notfall würden die Patienten in der Notaufnahme von einem Arzt oder einer Ärztin untersucht, die über die Erstversorgung sowie die Behandlung entscheiden. Für die weitere Versorgung seien Art und Ausmaß der Verletzung ausschlaggebend. Patienten mit schweren Verletzungen wie Verbrennungen würden in eine spezialisierte Klinik wie ein Verbrennungszentrum oder die Handchirurgie verlegt. In Rahden gibt es aktuell einen Aufnahmestopp. Von daher würden Patienten nach der Erstversorgung in der Notaufnahme in ein anderes Haus der MKK oder eine Spezialklinik verlegt. Wegen der hohen Corona-Fallzahlen unterstützen Mitarbeiter des Rahdener Krankenhauses vorrübergehend das Mindener Klinikum bei der Bewältigung der Pandemie.

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