Kriminalität im Lübbecker Land: Sorge wegen Drogenkonsum junger Menschen

Lübbecker Land. Als Frank Meyer im November 2015 offiziell die Nachfolge von Detlef Geschke als Leiter der Polizeiwache Lübbecke antrat, hatte er schon einiges hinter sich. Auch Erlebnisse im Wachdienst als Dienstgruppenleiter, die Spuren hinterlassen haben. Dazu gehören zwei Motorradunfälle innerhalb weniger Wochen, bei denen die Fahrer für immer die Augen schlossen, als er ganz nah bei ihnen war. Seitdem ist er nie wieder auf ein Motorrad gestiegen. Der Erste Polizeihauptkommissar ist als Regionalbeauftragter zuständig für Lübbecke, Hüllhorst und Pr. Oldendorf. Ob im Dienst oder privat, selbst im Urlaub: Wenn er unterwegs ist, oft auf dem Fahrrad, betrachtet er sein Umfeld mit den Augen eines Polizisten, achtet auf die Einhaltung von Recht und Gesetz. Wenn er gelegentlich im Außendienst oder auf dem Weg zu einem Termin ist, ist es mal ein Radfahrer, den er in der Fußgängerzone anweist, abzusteigen, mal sind es wilder Müll oder Mängel bei der Beschilderung, die er der Verwaltung meldet. Meyer legt Wert auf Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung, &bdquo;da unterscheide ich mich nicht von den Bürgern". Parkhäuser als bekannte Treffpunkte für Drogengeschäfte Drogenküche und ein mutmaßlicher Mord auf offener Straße in Pr. Oldendorf, zerstörte Buswartehäuschen und Wohnungseinbrüche in Hüllhorst, Brandstiftungen in Lübbecke, zuletzt in der Bäckerstraße – natürlich komme so etwas vor, sagt der 57-Jährige. Aber das seien Ausnahmen. Mehr Sorgen bereitet ihm der &bdquo;zunehmende Drogen- und Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen". Die gesundheitlichen und charakterlichen Folgen für die Betroffenen, berichtet er aus Erfahrung, seien &bdquo;beängstigend". Und auf noch etwas weist Meyer hin: Beschaffungskriminalität. Handtaschenraub, Autoaufbruch, um an eine Sporttasche zu gelangen, selbst der Diebstahl eines Kindertrampolins aus einem Lübbecker Vorgarten – all das stehe oft im Zusammenhang mit dem Druck von Abhängigen, an Geld für ihre Drogen zu kommen. Erst recht, wenn sich die Gelegenheit bietet, ein E-Bike für mehrere tausend Euro zu stehlen und es für hundert, zweihundert Euro schwarz zu verkaufen. Handy am Steuer ist großes Problem Bekannte Treffpunkte für Drogengeschäfte seien in Lübbecke die Parkhäuser gewesen. Damit sei jetzt Schluss. Seit Schilder darauf hinwiesen, dass das Betreten der Parkeinrichtungen nur Dauermietern oder Nutzern eines Kurzeitparkplatzes gestattet sei, gelten Verstöße als Hausfriedensbruch. Auf dieser Basis wurden in enger Abstimmung mit der Stadt Maßnahmen getroffen, die die nötige Wirkung entfaltet haben. Darüber und über andere Themen tauscht er sich mit den Bürgermeistern, den Ordnungsämtern, den Jugendämtern und mit Schulsozialarbeitern regelmäßig aus. Bei allen Beteiligten habe sich dadurch &bdquo;viel Vertrauen aufgebaut". Abgesehen von Drogen und Alkohol am Steuer stellt Meyer zufolge die Handynutzung während des Fahrens ein &bdquo;immenses Problem" dar. &bdquo;Gerade hier im ländlichen Raum wird schneller gefahren, als in der Stadt", sagt er und erklärt den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und den Unfallfolgen. Deshalb gehört die Überwachung des Verkehrs, darunter auch die Handynutzung zum Telefonieren und Schreiben in sozialen Netzwerken, zu den Schwerpunkten von Meyer und seinem Team. Rückkehr zu alter Personalstärke wünschenswert Dass unter seinen Leuten zunehmend junge Männer und Frauen sind, freut ihn. Nicht nur, weil sie &bdquo;den Altersdurchschnitt deutlich gesenkt haben". Sondern auch weil die Neuen, die zwischen 23 und 30 Jahre alt sind, den älteren Beamten manchmal auch andere Sichtweisen ermöglichten. Zu schlussfolgern, dass die Polizei in Lübbecke und Umgebung auf absehbare Zeit zu alter Personalstärke zurückkehrt, wäre allerdings verfrüht: &bdquo;Das dauert noch." Frank Meyer gehörte zu den Beamten, die angesichts einer schrumpfenden Belegschaft am Polizeikonzept 2023 für den Mühlenkreis in einer Arbeitsgruppe mitgeplant haben. Als Folge zog die Kripo von Lübbecke nach Minden um, und die Lübbecker Wache ist wochentags nur noch von 6 bis 21 Uhr und am Wochenende bis 18 Uhr mit einem Wachhabenden besetzt. Zugunsten des Außendienstes und der Streifenwagenpräsenz &bdquo;mussten wir einsparen", erinnert Meyer sich. &bdquo;Dazu gab es keine Alternative." Gleichwohl fände er es &bdquo;wünschenswert", wenn die alten Verhältnisse eines Tages wieder hergestellt werden könnten. Bodycam hat abschreckende Wirkung Auch auf anderen Gebieten begrüßt Meyer Veränderungen. Beispiel Bodycam: Angesichts zunehmender Gewalt gegen Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Polizisten im Kreisgebiet – oft im Zusammenhang mit Drogen- und Alkoholmissbrauch – werde die kleine Kamera an der Uniform als durchweg positiv angenommen: &bdquo;wegen ihrer abschreckenden Wirkung". Noch unentschieden ist er hingegen, was den Einsatz einer Elektroschockpistole (Taser) betrifft. Das passt zu seiner selbstkritischen Einstellung, die sich in Sätzen wie &bdquo;Wir müssen unser Verhalten hinterfragen" und &bdquo;Es ist wichtig, dass es eine Beschwerdemöglichkeit gibt" ausdrückt. So erscheinen Übergriffe wie gerade wieder in den USA mit Polizisten wie Frank Meyer im Lübbecker Land undenkbar.

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