Modetreff Oldemeier an der B 65 in Lübbecke schließt

Lübbecke. Der gestrige Nachmittag gehörte zu den unangenehmsten Terminen, die Arno Oldemeier beruflich je wahrnehmen musste. Er hatte die 22 Mitarbeiter einschließlich 450-Euro-Kräfte der Oldemeier GmbH, die er im Jahr 2000 von seinem Vater als Geschäftsführer übernommen hatte, in die Firma gebeten: den Modetreff an der B 65 in Nettelstedt. Die Betriebsversammlung begann um 16 Uhr und belastete ihn, seit ihm klar war: &bdquo;Ich muss allen kündigen.“ Die Firma habe mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise in besonderem Maße zu kämpfen, sagt Oldemeier, der seit dem Umbau und der Sanierung des früheren Heitmeyer-Gebäudes und der Neueröffnung am 30. Juli 2004 rund 210.000 Reisegäste in den Mühlenkreis und auch in den Modetreff gelockt hat. Damit ist jetzt Schluss. Das Unternehmen wird liquidiert. Geschäftsgrundlage brach weg Im vergangenen Jahr sah es zunächst sehr gut aus. &bdquo;Durch die Tatsache, dass vor nicht langer Zeit ein Mitbewerber-Unternehmen schließen musste, konnten wir einen Großteil der Reisegruppen, die bisher den Mitbewerber besuchten, für uns in Nettelstedt gewinnen.“ Bis Oktober dieses Jahres sei der Terminkalender voll gewesen, &bdquo;voller als je zuvor“, berichtet Oldemeier, der daraufhin zusätzliche Ware bei seinen Lieferanten bestellte. Doch dann kam der Lockdown wegen der Cortona-Krise, und von einem Tag auf den anderen brach ihm die Geschäftsgrundlage weg, denn: &bdquo;Der Umsatz in meinem Unternehmen wird zu 80 Prozent von Reisegruppen und zu 20 Prozent durch den Besuch von Einzelkundinnen erzielt.“ Und die kommen nicht mehr, musste der geschäftsführende Gesellschafter feststellen. Selbst nachdem er die 700 Quadratmeter umfassende Verkaufsfläche wieder öffnen durfte, blieben die meisten Einzelkundinnen weg. Die Busreisenden sowieso. Jedes Jahr etwa 350 Reisegruppen Sie sind auch der Hauptgrund für die Schließung, erläutert Oldemeier: &bdquo;Das Unternehmen erzielt seine Umsätze in großem Maße durch die Organisation von Tagesfahrten und Ausflügen. Bei diesen Ausflugsfahrten wird den Reisegästen unter anderem eine Modenschau geboten. Im Anschluss an die Modenschau kann eingekauft werden.“ Durch die Kooperation mit mehrer als hundert Busunternehmen und Seniorenvereinigungen, vorwiegend in NRW und Niedersachsen, sei in den vergangenen Jahrzehnten ein Netzwerk geschaffen worden, das seines Gleichen suche. Jedes Jahr konnte Oldemeier etwa 350 Reisegruppen mit durchschnittlich 40 Personen begrüßen – Jahr für Jahr etwa 14.000 Gäste, die auf diese Weise das Unternehmen besuchten. Und vielfach auch etwas bei ihm kauften. Jetzt stellt Oldemeier fest: &bdquo;Die 15.000 Euro Soforthilfe waren hilfreich und nach einer Woche auf dem Konto.“ Trotzdem habe die Corona-Krise &bdquo;alles vernichtet“. Die kompletten Reisen seien bis Ende des Jahres abgesagt. Die Busunternehmen dürften bis auf Weiteres keine Reisen mehr anbieten. Dadurch, dass es sich bei der Kundschaft des Modetreffs um die am stärksten durch Corona gefährdete Altersklasse handele, &bdquo;werden sich diese Seniorengruppen auch nach Corona nicht so schnell wieder zu einer Busreise bewegen lassen“, ist Oldemeier überzeugt. »Als Unternehmer gezwungen, sich neu zu ordnen« Auch die Hausbank sah das so. Es gebe zwar die Bürgschaftszusage durch das Land, sagt Oldemeier. Doch die Bank gehe ebenfalls davon aus, dass seine Hauptkundschaft auf Sicht nicht zurückkehren wird. Damit funktioniert das Geschäftsmodell nicht mehr – sein Kreditantrag, mit dessen Hilfe er die nächsten Monate überbrücken wollte, wurde abgelehnt. Dies sowie fehlende Einnahmen seiner Mieter in dem Geschäftskomplex hinter dem Modetreff führten bei Arno Oldemeier zwangsläufig zu der Entscheidung, das Modegeschäft schweren Herzens aufzugeben: &bdquo;Die Realität lässt uns keine andere Wahl.“ Aktuell sucht der Geschäftsführer mit den Lieferanten nach Lösungen, die bestehenden Verträge vorzeitig zu kündigen und dem Unternehmen die Möglichkeit einer geordneten Abwicklung zu geben. Auch ein großer Räumungsverkauf ist geplant. Oldemeier: &bdquo;Als Unternehmer ist man gezwungen, sich immer wieder neu zu ordnen und gegebenenfalls mit etwas Anderem neu anzufangen. Auch wir starten mit der Oldemeier GmbH neu durch – wenn auch mit anderen Ansätzen“, die noch nicht spruchreif seien. Eines aber steht schon fest: &bdquo;Mode wird es nicht mehr sein.“

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